Chikungunya: Mücken bringen Virus nach Europa
26.02.2014
Experten warnen derzeit, dass in der Karibik mehrere Chikungunya-Infektionen registriert worden sind. Übertragen wird das Chikungunya-Fieber durch verschiedene Stechmücken wie etwa die Tigermücke. Dieses ursprünglich in Asien beheimatete Insekt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auch in anderen Weltgegenden verbreitet. Auch in Süddeutschland wurden sie schon gesichtet.
Erreger hat Sprung auf amerikanischen Kontinent geschafft
In der Karibik wurden seit Dezember des vergangenen Jahres mehrere Chikungunya-Infektionen registriert. Davor warnt das Düsseldorfer Centrum für Reisemedizin (CRM). Der französische Teil von St. Martin, in dem bis Ende Januar fast 400 Fälle gemeldet wurden, sei dabei besonders betroffen.Weitere Fälle seien aus Martinique, Guadeloupe, den Jungferninseln, Dominica und Saint-Barthélemy gemeldet worden. Der ursprünglich in Asien und Afrika heimische Erreger hat damit erstmals nachweislich den Sprung auf den amerikanischen Kontinent geschafft. Tomas Jelinek, der wissenschaftliche Leiter des CRM, geht von einer weiteren geografischen Ausbreitung des Virus aus. Vor allem in Mittel- und Südamerika, doch auch in Europa sei es „bereits zu Übertragungen gekommen.“
Erkrankte könne sich wegen der Schmerzen kaum aufrecht halten
Das Chikungunya-Fieber wird unter anderem von der winzigen, nur etwa fünf Millimeter großen asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) übertragen. „Bei Chikungunya-Fieber handelt es um eine fieberhafte Erkrankung, für die starke Muskel- und Gelenkschmerzen charakteristisch sind“, so Susanne Glasmacher, Biologin und Sprecherin des Robert Koch-Instituts in Berlin. „Nach einer Inkubationszeit von drei bis sieben Tagen kommt es zu schnell ansteigendem, hohem Fieber.“ Der Patient kann sich wegen den starken Schmerzen in Muskeln und Gelenken oft kaum noch aufrecht halten. Dieser Umstand hat der Krankheit auch seinen Namen eingebracht, denn Chikungunya bedeutet in der Sprache eines Bantu-Volkes soviel wie: „Der Gebeugte“. Bei einer Erkrankung kann es außerdem zu Lymphknotenschwellung, Hautrötungen, Kopfschmerzen, Schleimhautblutungen in Nase oder Mund sowie Magen- und Darmbeschwerden kommen.
Amerikanern und Europäern fehlt der Schutz
Das Virus wurde erstmals in den 1950er Jahren in Ostafrika entdeckt und verbreitete sich nach Westafrika, Indien und Südostasien, wo es aber keine sonderlichen Probleme bereitete, da die dortige Bevölkerung ihm offenbar schon früh in ihrer Evolution begegnet und immun auf ihn geworden ist. Dieser Schutz fehlt den Amerikanern und Europäern jedoch. Wie Wissenschaftler des Institut Pasteur herausgefunden haben, erfasste den Erreger, der ursprünglich vor allem durch die Gelbfiebermücke übertragen wurde, um das Jahr 2005 eine folgenschwere Mutation. Demnach könne sich der Erreger seitdem optimal in der tagaktiven asiatischen Tigermücke vermehren.
Tigermücken in Süddeutschland festgestellt
Infolge von Klimawandel und globalen Handelswegen hat sich die Tigermücke schon seit längerem auch fernab des ursprünglichen Herkunftsgebietes verbreitet. So wurden im Jahr 2007 in Baden-Württemberg erstmals Eier von ihr entdeckt, vier Jahre später gingen dort den Zoologen lebende Weibchen ins Netz, vorzugsweise an Autobahnraststätten. Auch in Bayern seien schon lebende Exemplare gefangen worden. Mittlerweile sind die Mücken zudem in anderen europäischen Regionen beheimatet und im Jahr 2007 kam es in der italienischen Provinz Ravenna zu einem Ausbruch des Fiebers mit mehr als 200 registrierten Fällen.
Es gibt noch keinen Impfschutz gegen Chikungunya-Fieber
Es gibt bislang noch keinen wirksamen Impfschutz gegen das Chikungunya-Fieber. „Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis es einen zugelassenen Impfstoff geben wird, denn ein solcher muss viele Voraussetzungen erfüllen“, so Susan Knoll vom Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) in Berlin. Der Impfstoff müsse idealerweise die drei bislang bekannten Varianten des Virus bekämpfen können. Und da das Fieber bislang vor allem in Entwicklungsländern auftritt, muss er zudem günstig in der Herstellung sein. „Die Forschung an einem Impfstoff ist nicht nur zeitaufwändig, die Entwicklung muss sich auch für die Industrie lohnen“, erklärte Jonas Schmidt-Chanasit, Arbeitsgruppenleiter für Arboviren am Bernhard- Nocht-Institut im Hamburg.
Nach Überstehen der Krankheit lebenslang immun
Ein Arzt, der bereits mit der Krankheit zu tun hatte, ist der Münchner Tropenmediziner Nikolaus Frühwein. Er hat bereits mehrere Fälle behandelt, die von Reisenden eingeschleppt worden waren. „Chikungunya ist nicht so gefährlich, wie Dengue-Fieber, aber extrem unangenehm, weil es so schmerzhaft ist“, so Frühwein. Die Krankheit könne derzeit nur symptomatisch durch die Gabe schmerzstillender und fiebersenkender Mittel behandelt werden. Es gibt zwar auch eine hämorrhagische Form des Fiebers, bei der es beim Infizierten zu lebensbedrohlichen Blutungen kommen kann, doch diese Gefahr sei gering. „Todesfälle sind bei Chikungunya bislang jedoch sehr selten“, erklärte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard- Nocht-Institut. Die Krankheit klinge bei den meisten Patienten nach ein bis zwei Wochen von selbst wieder ab und es blieben keine Schäden zurück. Allerdings leiden rund fünf bis zehn Prozent der Infizierten als Folge der Erkrankung monatelang, in seltenen Fällen sogar jahrelang unter Gelenkbeschwerden. Positiv sei jedoch zu sehen, dass sich diejenigen, die sich einmal mit Chikungunya-Fieber infiziert und die Krankheit überstanden haben, ein Leben lang dagegen immun seien.
Schutz vor Mückenstichen
Experten wie das CRM empfehlen Reisenden, die sich in den Hauptverbreitungsgebieten der Stechmücke aufhalten, sich vor Stichen zu schützen. Dies gilt vor allem in den betroffenen Regionen in der Karibik, aber auch im mittleren Afrika oder in Südostasien. Um sich vor den krankheitsübertragenden Mücken zu schützen, helfen mückenabweisende Sprays und Lotionen, die nicht nur abends auf Haut und Kleidung aufgetragen werden sollten. Die Mittel sollten einen hohen Anteil des Wirkstoffs DEET enthalten, da dieser die lästigen Insekten vertreibt. Außerdem können Moskitonetze die lästigen Mücken fernhalten. Zudem wird eher zu heller Kleidung geraten, die besser ist als dunkle oder durchlässige. (sb)
Bild: Kerstin 197016351a2cc0b08c03>
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