Zucchini-Vergiftung: Wie man den Giftstoff erkennt
Nach dem Tod eines 79-Jährigen aus Baden-Württemberg haben Experten vor dem Verzehr bitterer Zucchini gewarnt. Der Rentner war nach dem Verzehr selbst angebauter Zucchini gestorben. Verbraucher sollten einige Sicherheitshinweise beachten.
Mann stirbt nach Vergiftung durch Zucchini
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass ein 79-jähriger Rentner aus Heidenheim (Baden-Württemberg) verstarb, nachdem er ein Gericht mit Zucchini aus seinem Garten verzehrt hatte. Medienberichten zufolge enthielten die Zucchini Cucurbitacin, dass schwere Lebensmittelvergiftungen verursacht, die schlimmstenfalls tödlich verlaufen. Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hatte daraufhin vor dem Verzehr von bitter schmeckender Zucchini gewarnt. Die Behörde teilte zudem mit, dass in diesem Sommer in Bayern mindestens fünf Menschen nach dem Verzehr bitterer Zucchini oder Kürbisse ärztlich behandelt worden sind. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa seien dem Amt zufolge bei allen Patienten Cucurbitacin-Vergiftungen festgestellt worden. Der Behörde seien keine Todesfälle bekannt. Die Dunkelziffer könnte möglicherweise höher liegen, da Betroffene oder Ärzte nicht jeden Durchfall mit dem Verzehr bitterer Zucchini oder Kürbisse in Zusammenhang bringe. In einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ.de) erläuterte eine Expertin, worauf Verbraucher jetzt achten müssen.
Pflanzen stehen unter Stress
Maria Roth, die das Chemische- und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart leitet und die giftige Zucchini aus Heidenheim untersucht hat, erklärte zunächst, warum Zucchini in diesem Sommer Giftstoffe enthalten können: Viele Pflanzen bilden Bitterstoffe, um ihre Frucht zu schützen. Kürbisgewächse wie etwa Zucchini, Gurken, Melonen oder Kürbisse, bilden giftige Cucurbitacine. Eigentlich wurden solche Bitterstoffe aus den Nutzpflanzen herausgezüchtet, doch wenn eine Pflanze unter Stress steht, kann es passieren, dass sie in alte Muster zurückfällt und die Bitterstoffe wieder aktiviert werden. Die langanhaltende Hitze in diesem Sommer war der Expertin zufolge für die Pflanzen großer Stress.
Erbrechen ist ein gesunder Schutzreflex
Aus diesem Grund könnte die Zucchini aus Heidenheim giftig gewesen sein. Ein andere mögliche Ursache sei aber auch, dass der Nachbar Saatgut mit Rückkreuzungen einsetzte, welches die Bitterstoffe enthielt. Passieren kann das beispielsweise, wenn in der Nähe des Gartens Zierkürbisse wachsen und die Hobbygärtner die Samen der Zucchini selbst gewinnen und im nächsten Jahr wieder aussähen. Deshalb sollten Verbraucher jedes Jahr frisches und zertifiziertes Saatgut kaufen. Werden die Bitterstoffe der Kürbisgewächse verzehrt, greifen sie den Magen-Darm-Trakt an. Bei größeren Mengen muss man sich normalerweise übergeben. Das Erbrechen ist ein gesunder Schutzreflex, da dadurch die Giftstoffe ausgeschieden werden. Ansonsten gehen sie durch den Verdauungstrakt und greifen die Zellwände an, was mitunter lebensgefährlich werden kann. Frau Roth verwies darauf, dass auch hier gelte, dass die Dosis das Gift macht. Der Mann aus Heidenheim hatte einen ganzen Zucchini-Auflauf gegessen.
Ein einfacher Test hilft
Gefahr besteht aber nicht nur bei selbst angebauten Pflanzen, auch bei Gemüse aus dem Supermarkt ist Vorsicht angebracht. Bei Pflanzen auf dem Feld fällt lediglich das Risiko weg, dass verunreinigtes Saatgut verwendet wurde. Wegwerfen muss man sein im Garten geerntetes Gemüse aber nicht. Man kann leicht herausfinden ob eine Zucchini betroffen ist oder nicht. Man schmeckt die Bitterstoffe klar heraus. Und wer bei so einem Test nur eine Gabel davon probiert und die Zucchini wieder ausspuckt, muss sich keine Sorgen machen. Vorsichtig sein sollten aber Menschen, die keinen funktionierenden Geschmackssinn haben. Sie sollten andere um Hilfe bitten.
Auf den Geschmackssinn vertrauen
Zwar sind die Bitterstoffe der Kürbisgewächse in hohen Konzentrationen besonders aggressiv, doch es gibt noch andere Gemüsearten, die Giftstoffe bilden. So enthalten etwa grüne Stellen bei Nachtschattengewächsen wie Kartoffeln und Tomaten den schwachen Giftstoff Solanin. Solche Stellen sollte man daher wegschneiden. Dieser Stoff kann auch in harten, noch nicht ganz reifen Auberginen enthalten sein. Hier hilft es, die Aubergine aufzuschneiden, zu salzen, etwas zu warten und dann trocken zu tupfen. Dadurch wird das Solanin aus der Aubergine gezogen, die danach bedenkenlos verzehrt werden kann. Giftige Eiweißverbindungen wie Phasin sind zudem in rohen Bohnen und Kichererbsen enthalten. Auch heimische Gewächse, die nicht für den Verzehr bestimmt sind, können der Gesundheit schaden. So weisen Experten darauf hin, dass viele Gartenpflanzen giftig sind. Maria Roth erklärte in der „SZ“ abschließend, dass Kochen bei Bohnen und Kichererbsen gegen das Gift hilft, bei Zucchini und Kürbissen aber nicht. Demnach bleibt das Gift auch bei großer Hitze erhalten. Die Menschen müssen laut der Expertin auf ihren Geschmackssinn vertrauen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.