Allergien gegen Lebensmittel sollten nicht unterschätzt werden
Die Zahl der Menschen mit Lebensmittelallergien (Nahrungsmittelallergien) hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Gesundheitsexperten zufolge ist es oft nicht leicht, das entsprechende Allergen ausfindig zu machen. Zu den Hauptauslösern von Allergien und Unverträglichkeiten zählen unter anderem glutenhaltige Getreide, Milch, Eier, Fische und Nüsse.
Lebensmittelallergien nehmen zu
Lebensmittelallergien nehmen seit vielen Jahren zu. Nach Schätzungen des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) sind allein in Deutschland rund sechs Millionen Menschen betroffen. „Die Hauptauslöser bei Säuglingen und Kindern sind Kuhmilch, Soja, Hühnerei, Weizen, Erdnüsse und Haselnüsse. Jugendliche und Erwachsene reagieren in der Regel häufiger auf rohe Gemüse- und Obstsorten, Nüsse, Fisch, Krebs- und Weichtiere“, schreibt der DAAB auf seiner Webseite. Reaktionen auf rohe Gemüse- und Obstsorten treten laut den Experten in Kombination mit einer gleichzeitig vorliegenden Pollenallergie auf. Das Stichwort heißt hier „Kreuzallergie“. Heuschnupfen zählt ohnehin zu den häufigsten allergischen Erkrankungen. Auch Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) und Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) sind weit verbreitet. Doch was ist mit seltenen Lebensmittelallergien?
Allergische Reaktionen sind nicht auf einzelne Organe begrenzt
Bei einer Allergie reagiert der Körper auf normalerweise harmlose Stoffe aus der Umwelt, indem er vermehrt Antikörper gegen die vermeintliche Gefahrenquelle bildet. Auslöser der Reaktion ist dabei nicht das ganze Lebensmittel, sondern nur ein sehr kleiner Teil. Allergische Reaktionen auf Lebensmittel sind grundsätzlich nicht auf bestimmte Organe begrenzt. Die häufigsten Symptome sind Reaktionen an Haut und Schleimhaut, im Hals-Nasen-Ohrenbereich, an den Bronchien sowie im Magen-Darmbereich. Es kann unter anderem zu juckendem Hautausschlag, Niesattacken, Atemnot, Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen kommen. Die schwerste allergische Reaktion auf Lebensmittel ist laut DAAB der anaphylaktische Schock, der sich in Form eines lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruchs äußert. Je exotischer oder seltener eine Allergie ist, umso schwieriger ist es für die behandelnden Ärzte, die Ursachen für die Beschwerden zu finden und Ansätze zur Behandlung herauszuarbeiten.
Gibt es tatsächlich eine Wasserallergie?
Extrem selten scheint die sogenannte Wasserallergie zu sein, an der weltweit angeblich 40 Personen leiden sollen. Laut einem Bericht des Internetportals „web.de“ geben Betroffene an, dass der Kontakt mit Wasser bei ihnen Hautausschläge auslöst und zu Juckreiz sowie großen Schmerzen führt. „Tatsächlich gibt es keine Wasserallergie“, erklärt Professor Dr. Ludger Klimek, Präsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen und Leiter des Allergiezentrums Wiesbaden. „Das liegt daran, dass unser Immunsystem Wassermoleküle nicht als Allergene erkennt“, so der Fachmann. Der Begriff Allergie ist daher fehl am Platz. Allerdings können manche Menschen besonders heftig auf den Kontakt mit Wasser reagieren. Ursache sind hier jedoch oft Bestandteile im Wasser wie chemische Verunreinigungen, die die Reaktionen hervorrufen. „Zu wissen, dass es nicht das Wasser ist, sondern dass der Betroffene vielleicht nur die Bezugsquelle des Wassers ändern muss, nimmt den Betroffenen die Angst“, meint der Arzt.
„Extreme Überempfindlichkeit der Haut“
Nichtsdestotrotz klagen manche Menschen nach dem Duschen oder Baden über Probleme. „Wenn die Haut anschwillt, sich rötet oder zu jucken anfängt, handelt es sich in den allermeisten Fällen nicht um eine allergische Reaktion sondern um eine extreme Überempfindlichkeit der Haut“, erläutert der Allergologe. Die Haut der Betroffenen würde vermutlich auch auf andere Substanzen reagieren. Wenn zum Beispiel die natürliche Schutzschicht durch das Wasser ausgewaschen wird, kann es zu Rötungen, einem Brennen oder dem Austrocknen kommen. „Hier können Patienten mit entsprechenden Pflegeprodukten oder speziellen Waschzusätzen entgegenwirken“, so Professor Klimek.
Kuhmilchallergie bei kleinen Kindern
Wesentlich problematischer ist es, wenn Personen allergisch auf Lebensmittel reagieren. In manchen Fällen können die Überreaktionen sogar lebensgefährlich werden. Bekannt ist unter anderem die Kuhmilchallergie, die bei Babys nach vier Wochen auftreten kann und auch beim Stillen möglich ist. Sie ist nicht zu verwechseln mit Laktoseintoleranz. Die Kuhmilchallergie gehört bei kleinen Kindern zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien. Laut „web.de“ wird die Allergie in der Regel beim Übergang von Muttermilch zu Beikost festgestellt. Das kindliche Immunsystem hat nach dem Abstillen mit der Kuhmilch zum ersten Mal Kontakt mit fremden Proteinen. Es kommt zu einer Überreaktion und zu typischen Allergiesymptomen im Verdauungstrakt, auf der Haut oder in den Atemwegen. Bestätigt sich der Verdacht auf eine Kuhmilchallergie, wird am besten auf das Produkt verzichtet. „Das ist möglich, und man kann ohne größere Einschränkungen leben. Es gibt einige Ausweichprodukte, mit denen man gut zurecht kommt und so auf wenig verzichten muss“, sagt Professor Klimek.
Nussallergien sind schwer zu handhaben
Weniger einfach ist es für Personen, die unter einer Nussallergie leiden. Bereits in der mildesten Form kann eine Erdnuss- und Nussallergie zu Hautausschlägen, Übelkeit und Atembeschwerden sowie zu einem Anschwellen der Zunge und Lippen führen. In der extremsten Form kann aber sogar ein anaphylaktischer Schock verursacht werden, der Betroffene in Lebensgefahr bringt. Aufgrund der teils extremen Reaktionen bleibt Betroffenen meist nichts anderes übrig, als jeden Kontakt mit Erdnüssen und Nüssen zu vermeiden. Zudem müssen sie Adrenalin mit sich führen, um jederzeit möglichst schnell entgegenzuwirken. Der Verzicht ist allerdings nicht einfach, da Erdnüsse in den unterschiedlichsten Lebensmitteln verarbeitet werden. Außerdem können bei der Produktion Rückstände von Nüssen in Lebensmittel gelangen, die eigentlich erdnussfrei hergestellt werden. „Um schweren allergischen Reaktionen vorzubeugen und eine nussfreie Diät im Alltag praktikabel umzusetzen, ist eine individuelle Ernährungstherapie bei einer allergologischen Fachkraft unverzichtbar“, schreibt der DAAB. Auch das Aktionsforum Allergologie, ein Zusammenschluss von wissenschaftlichen Gesellschaften und Berufsverbänden, empfiehlt Betroffenen, Hilfe beim Spezialisten zu suchen. Werden Allergien nicht ernst genommen, können sich daraus weitreichende Folgen für die Betroffenen entwickeln, wie schweres Asthma oder chronische Hauterkrankungen. In Einzelfällen kann es auch zu einem anaphylaktischen Schock und sogar zum Tod kommen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.