Pilzinfektionen: Hoffnung auf alternative Therapiemöglichkeiten
Aspergillus fumigatus ist ein weit verbreiteter Pilz, der bei Menschen lebensbedrohliche Infektionen verursachen kann. Tausende Menschen fallen ihm jährlich zum Opfer. Forschende berichten nun über Studienergebnisse, die Hoffnung auf neue Therapiemöglichkeiten machen.
Laut einer Mitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) verursacht der Pilz Aspergillus fumigatus jedes Jahr weltweit bei mehr als 300.000 Menschen schwere Infektionen. Insbesondere bei immungeschwächten Personen endet eine Infektion mit diesem Pilz in bis zu 50 Prozent der Fälle tödlich. Forschende des Uniklinikums Würzburg haben nun in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ Studienergebnisse veröffentlicht, die Hoffnung auf neu entwickelte, alternative Therapieoptionen bei Pilzinfektionen geben.
Tödlich verlaufende Infektionen möglich
Wie in einer aktuellen Mitteilung des Uniklinikums Würzburg (UKW) erklärt wird, atmen wir nahezu täglich und überall auf der Welt die Sporen des Aspergillus fumigatus ein. Dieser Schimmelpilz ist bei einer guten Immunabwehr relativ harmlos.
Bei Menschen, deren Immunsystem stark geschwächt ist, beispielsweise nach Chemotherapien oder Knochenmarktransplantationen, kann der Aspergillus fumigatus jedoch schwere, häufig tödlich verlaufende Infektionen verursachen.
Auch in Verbindung mit einer SARS-CoV-2-Infektion oder Grippe kann der Aspergillus fumigatus die Lungenfunktion beeinträchtigen.
Verstärkung der Wirkung des Immunsystems
Am Uniklinikum Würzburg haben Forschende aus der Medizinischen Klinik II erstmals bestimmte Immunzellen, sogenannte T-Zellen, gentechnisch verändert, wodurch die körpereigene Immunabwehr gegen diese Art von Schimmelpilzen besser aktiviert und effektiver geschützt wird.
Diese umprogrammierten T-Zellen tragen auf ihrer Oberfläche „chimäre Antigenrezeptoren“, kurz CAR. Die T-Zellen können mit diesen Biosensoren die spezifische Struktur des Schimmelpilzes wesentlich besser erkennen und durch die Freisetzung bestimmter körpereigener Botenstoffe zerstören.
Die T-Zellen mit den Aspergillus fumigatus-spezifischen CARs (Af-CARs) wirken jedoch nicht nur direkt gegen den Pilz, sondern auch indirekt:
„In unseren präklinischen Labormodellen haben wir beobachtet, dass die Af-CAR-T-Zellen in der Lage sind an den Ort der Pilzinfektion zu gelangen, und die Rekrutierung und Aktivierung zusätzlicher Zellen des körpereigenen Immunsystems zu kontrollieren“, erläutert Dr. Michelle Seif.
„Insbesondere, die Af-CAR-T-Zellen aktivieren Makrophagen und verstärken somit die Wirkung des Immunsystems gegen den Schimmelpilz“, so die Erstautorin der Studie.
Großes Potenzial
„Unsere Studie veranschaulicht das große Potenzial gentechnisch veränderter T-Zellen zur Behandlung aggressiver Infektionskrankheiten, die mit herkömmlichen antimikrobiellen Therapien nur schwer in den Griff zu bekommen sind“, sagt Professor Dr. Jürgen Löffler, Leiter der AG Löffler, die am Uniklinikum Würzburg die Aspergillose, wie die Schimmelpilzinfektion in der Fachsprache heißt, erforscht.
„Sie bildet die Basis für eine zukünftige T-Zelltherapie zur Behandlung von Pilzinfektionen und vielen weiteren Infektionserkrankungen.“
Die Ergebnisse der Studie ermutigt das Würzburger Forschungsteam, die Af-CAR-T-Zelltherapie zur Behandlung von Infektionen durch Aspergillus fumigatus in ersten klinischen Studien umzusetzen und zu evaluieren.
„Derzeit erarbeiten wir weitere Konzepte, um das Aspergillus-CAR-T-Zell-Produkt skalierbar zu machen und für den klinischen Einsatz vorzubereiten“, erklärt Löffler. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Würzburg: Neue Immuntherapie für Pilzinfektionen der Lunge, (Abruf: 11.10.2022), Universitätsklinikum Würzburg
- Michelle Seif et al.: CAR T cells targeting Aspergillus fumigatus are effective at treating invasive pulmonary aspergillosis in preclinical models; in: Science Translational Medicine, (veröffentlicht: 28.09.2022), Science Translational Medicine
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg: Das Pangenom – Schlüssel zu neuen Therapien, (Abruf: 11.10.2022), Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.