Pflanzlicher Wirkstoff steht im Verdacht, das gesamte Zentralnervensystem zu dämpfen
03.10.2014
Pflanzliche Arzneien aus der Naturheilkunde sind häufig wesentlich schonender für den Organismus als rezeptpflichtige Medikamente. Anders scheint es jedoch bei der Traubensilberkerze zu sein, die Frauen gegen Beschwerden in den Wechseljahren wie Hitzewallungen und Unruhe anwenden. Forschungen von Pharmakologen der Medizinischen Universität Wien zeigen, dass der pflanzliche Wirkstoff offenbar eine dämpfende Wirkung auf das gesamte zentrale Nervensystem hat. Bei Überdosierung könnten demnach sedierende Nebenwirkungen auftreten.
Pflanzlicher Wirkstoff könnte Sedierung hervorrufen
Das Forscherteam um Sophia Khom und Barbara Strommer untersuchten den Effekt der Inhaltsstoffe der Traubensilberkerze auf die sogenannten GABA(A)-Rezeptoren im Gehirn. Sie sind an der motorischen Kontrolle und am Schlafverhalten beteiligt. Demnach verstärkt die pflanzliche Arznei die Wirkung des wichtigen Botenstoffs GABA (Gamma-Amino-Buttersäure). In Experimenten mit Eizellen des afrikanischen Krallenfrosches wurde der Effekt an neun verschiedenen GABAA-Rezeptor-Subtypen untersucht. „In der von uns durchgeführten Studie war besonders auffällig, dass der Naturstoff keine Selektivität zeigt und alle untersuchten GABA(A)-Rezeptor-Subtypen gleichermaßen beeinflusst. Die maximale Wirkung war im Vergleich zu etablierten Substanzen wie Diazepam etwa sechsmal stärker ausgeprägt", erläutert Khom, die die experimentellen Untersuchungen an der Universität Wien leitet.
Pflanzliche Wirkstoffe zum Teil wenig erforscht
„Daraus kann man schließen, dass die Substanz vermutlich an allen im Gehirn vorkommenden GABA(A)-Rezeptoren angreift und dadurch signifikant die Erregbarkeit von Nervenzellen im gesamten Hirn verringert“, teilt die Universität Wien mit. „Eine solche Wirkung reduziert Unruhe, Angst oder Stress, aber führt auch zu unerwünschten Wirkungen wie Sedierung – also einer Dämpfung der Funktionen des zentralen Nervensystems –, Schlafbedürfnis und dem Verlust der Kontrolle über die Muskulatur.“ Diese beruhigende Wirkung könnte auch zur Reduzierung der Nervosität in der Postmenopause beitragen. Um dies zu bestätigen, sind jedoch weitere Studien notwendig.
„Wir glauben, dass diese und die soeben publizierte Arbeit einen möglichen Wirkmechanismus dieser seit vielen Jahren häufig verwendeten pflanzlichen Extrakte aufzeigen. Wir wissen aber noch zu wenig darüber, wie lange diese Substanzen im menschlichen Organismus verweilen, wie sie sich im Organismus verteilen beziehungsweise ob im Körper eventuell noch wirksamere, langlebige Metaboliten gebildet werden", erläutert Khom.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.