Erhöhtes Herzinfarkt-Risiko durch den Verlust geliebter Menschen
10.01.2012
Trauer kann in unterschiedlichsten körperlichen Symptomen ihren Ausdruck finden. Zu den gefährlichsten gesundheitlichen Folgen schweren Kummers zählt dabei ein deutlich erhöhtes Herzinfarkt-Risiko, berichten Elizabeth Mostofsky und Kollegen von der Harvard Universität in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Circulation: Journal of the American Heart Association“.
Den US-Forschern der Harvard School of Public Health und der Harvard Medical School in Boston zufolge geht mit dem Verlust eines geliebten Menschen und der anschließenden Trauer ein signifikant erhöhtes Herzinfarkt-Risiko einher. Unmittelbar am Todestag der nahestehenden Personen lag das Risiko eines Herzinfarkts um das 21-fache höher als normalerweise, erklärten Studienleiterin Elizabeth Mostofsky und die Co-Autoren Malcolm Maclure, Jane B. Sherwood, Geoffrey H. Tofler, James E. Muller und Murray A. Mittleman. Den aktuellen Studienergebnissen der Wissenschaftler zufolge liegt das Herzinfarktrisiko in den ersten 24-Stunden nach dem Verlust eines geliebten Menschen am höchsten und nimmt mit zunehmender zeitlicher Distanz kontinuierlich ab.
Ihre Aussagen stützen die US-Forscher auf die Auswertung der Daten von knapp 2.000 Patienten, die im Zeitraum von 1989 bis 1994 einen Herzinfarkt erlitten hatten. Die Studienteilnehmer wurden außerdem zu Todesfällen in ihrem persönlichen Umfeld befragt, um mögliche Zusammenhänge mit den Herzinfarkten aufzudecken. Dabei stellten Elizabeth Mostofsky und Kollegen fest, dass die Herzinfarkte nach einem Todesfall deutlich häufiger auftraten, als normalerweise zu erwarten gewesen wäre. Demnach geht mit dem Verlust eines geliebten Menschen offenbar ein erhebliches Gesundheitsrisiko einher. Dies liegt in Bezug auf einen Herzinfarkt unmittelbar nach dem Tod einer nahestehenden Person am höchsten und geht anschließend kontinuierlich zurück. Während der ersten Woche nach dem Todesfall bleibt die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts insgesamt rund sechsmal höher als das durchschnittlich Herzinfarktrisiko und geht erst im Verlauf eines Monat allmählich wieder auf die Normalwerte zurück, berichten die Forscher in dem Fachmagazin „Circulation: Journal of the American Heart Association“.
Doch nicht nur die Trauer um einen geliebten Menschen an sich kann die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts deutlich erhöhen, sondern auch die Rahmenfaktoren wie der damit verbundene Stress, Schlafmangel oder Medikamentenmissbrauch bringen ein signifikant erhöhtes Herzinfarkt-Risiko mit sich, berichten die US-Wissenschaftler. So nennen Studienleiterin Elizabeth Mostofsky und Kollegen als Gründe für das gestiegene Herzinfarkt-Risiko nach einem Trauerfall den hierdurch oftmals ausgelösten Bluthochdruck, die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen sowie eine unter Umständen stärkere Blutgerinnung. Parallel leiden Trauernden oftmals unter Schlaf- und Essstörungen, so das Ergebnis der US-Wissenschaftler. Zudem führe der Kummer häufiger zum Missbrauch von Medikamenten, der seinerseits eine kritische Belastung des Herzens darstellen kann. Daher brauchen Trauernde nach dem Verlust geliebter Menschen dringend Unterstützung durch ihre Mitmenschen, um die möglichen Gesundheitsrisiken durch den Kummer zu minimieren, schreiben die US-Forscher in ihrem aktuellen Beitrag. (fp)
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