Mediziner warnen: Steigende Resistenz gegen Antibiotika erschwert Behandlung
Die sogenannte Gonorrhoe wir in der heutigen Zeit meist umgangssprachlich als Tripper bezeichnet. Gonorrhoe ist eine der am häufigsten auftretenden sexuell übertragbaren Krankheiten. Forscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gaben jetzt bekannt, dass wir in Zukunft vielleicht bald keine wirksamen Medikamente mehr gegen Gonorrhoe haben. Es gebe schon jetzt immer weniger Möglichkeiten, um die Erkrankung effektiv zu behandeln.
Die Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellten fest, dass Gonorrhoe immer resistenter gegen die üblichen Behandlungsmethoden wird. Die Mediziner veröffentlichten eine neue Leitlinie für Ärzte und Betroffene. Diese empfiehlt sogenannte Chinolone nicht mehr zur Behandlung einzusetzen. Diese Klasse von Antibiotika scheine immer unwirksamer zu werden, weil bereits verschiedene Chinolon-resistente Stämme der Krankheit auf der ganzen Welt entstanden sind.
Jedes Jahr infizieren sich 78 Millionen Menschen mit Gonorrhoe
Die WHO empfiehlt jetzt die Verwendung von sogenannten Cephalosporinen. Diese Art von Antibiotika sei derzeit noch wirksam. Die Empfehlungen ersetzen die alten Richtlinien. Diese wurden bereits im Jahr 2003 geändert. Nach Angaben der WHO infizieren sich jedes Jahr etwa 78 Millionen Menschen mit Tripper.
Super-resistenter Gonorrhoe-Stamm in Japan entdeckt
Der übermäßige Einsatz von Antibiotika bei anderen Erkrankungen (zum Beispiel Infektionen der Harnwege) ist leider so weit verbreitet, dass dies zu resistenten Stämmen von Gonorrhoe geführt hat, erläutern die Wissenschaftler. Im Jahr 2011 wurde bereits ein super-resistenter Tripper in Japan entdeckt.
Ursprünglich war Tripper durch verschiedene Medikamente gut zu behandeln
Gonorrhoe plagt die Menschheit bereits seit Jahrhunderten. Seit es Penicillin gibt, benötigen wir allerdings lediglich etwas von dem Antibiotikum, um die Krankheit zu behandeln. Die Tripper-Erregern waren ursprünglich anfällig gegen Penicillin, Ampicillin, Tetracyclin und Doxycyclin, sagen die Experten. Diese Medikamente wurden häufig zur Behandlung eingesetzt.
Gonorrhoe-Stämme entwickeln immer neue Mechanismen zum Schutz
Nach und nach verloren die Medikamente allerdings ihre Wirksamkeit. Und auch verschiedene neuere Antibiotika wurden schnell nutzlos. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass das Tripper-Bakterium schnell mutiert, um sich besser gegen Medikamente verteidigen zu können, mutmaßen die Wissenschaftler. Diese Kreativität zur Anpassung an neue Medikamente sei wirklich unglaublich. Die Stämme entwickeln immer neuen Mechanismen, um sich dadurch effektiv vor den neuen Medikamenten zu schützen, fügen die Mediziner hinzu.
Manche Stämme sind bereits resistent gegen das neue Medikament
Eine Umstellung auf eine neue Klasse von Antibiotika wird nicht das Problem der bakteriellen Kreativität beheben, erläutern die Autoren. In einigen Ländern seien Gonorrhoe-Stämme bereits jetzt resistent gegen die neue Klasse von Medikamenten. Andere Untersuchungen warnten davor, dass die Verbreitung des gefährlichen Gonorrhoe-Stammes weiter voranschreitet.
Derzeitig verwendete Dual-Therapie könnte ebenfalls bald wirkungslos werden
Bereits im Jahr 2012 warnten die U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC), dass Cephalosporine dabei seien, unwirksam bei der Behandlung von Gonorrhoe zu werden. Die dort arbeitenden Experten forderten damals, dass Ärzte keine Cephalosporine mehr verschreiben. Seit dieser Zeit ist die empfohlene Behandlung der CDC eine Dual-Therapie. Bei dieser werden Ceftriaxon und Azithromycin verwendet. Aber eine Analyse im Juni warnte davor, dass auch diese Kombination bald wirkungslos werden könnte.
Wir benötigen spätestens in fünf Jahren dringend neue Medikamente
Was wird passieren, wenn Antibiotika überhaupt nicht mehr wirken? Wir werden in spätestens fünf Jahren dringend neue Medikamente benötigen, sagt Teodora Wi vom Department of Reproductive Health and Research der WHO. Denn Tripper, Syphilis und Co. sind auf dem Vormarsch.
WHO ändert auch Richtlinien für Chlamydien und Syphilis
Die WHO revidierte auch ihre Richtlinien zur Behandlung zweier anderer sexuell übertragbarer Infektionen. Sogenannte Chlamydien und Syphilis haben bisher noch keine gravierenden Antibiotika-Resistenzen entwickelt. Syphilis kann beispielsweise mit einer Einzeldosis Penicillin behandelt werden. Leider gibt es aber eine weltweite Verknappung dieses Medikaments.
Die meisten sexuell übertragbaren Infektionen sind gefährlicher für Frauen
Obwohl alle drei sexuell übertragbaren Krankheiten sowohl Männer als auch Frauen betreffen, können sie besonders verheerende Auswirkungen auf Frauen haben, sagen die Mediziner. Wenn sie nicht behandelt wird, kann Gonorrhoe entzündliche Erkrankungen des Beckens verursachen und zu gefährlichen Eileiterschwangerschaften führen. Syphilis kann sich von einer schwangeren Frau auf ihr Kind übertragen. Durch Chlamydien wird eine Schwangerschaft der Betroffenen unwahrscheinlicher, erläutern die Experten. (as)
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Wichtiger Hinweis:
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