Heftige Kritik: Privater Klinikkonzern beantragt Kurzarbeit
Der private Klinikkonzern Asklepios meldet für zwei Kliniken in Goslar und Seesen Kurzarbeit an. Grund hierfür sei die Absage von planbaren Operationen aufgrund der Coronavirus Pandemie und das Freihalten von Betten für COVID-19-Patientinnen und -Patienten. Der Berufsverband für Ärztinnen und Ärtzte Marburger Bund kritisierte das Verhalten des Konzerns scharf.
Der Marburger Bund Niedersachsen kritisiert die Anmeldung für Kurzarbeit in den Asklepios Harzkliniken Goslar und Seesen scharf. In Seesen will der Konzern alle Beschäftigten und in Goslar nur das ärztliche und therapeutische Personal in die Kurzarbeit schicken. Der Marburger Bund bezeichnet das Verhalten als „unverantwortlich“.
Krankenhäuser in Deutschland sehr unterschiedlich ausgelastet
Aufgrund der Verschiebung von planbaren Operationen bei gleichzeitiger Freihaltung von Bettplätzen für COVID-19-Betroffene kommt es in manchen Krankenhäusern zu einem geringen Betrieb, da das Coronavirus SARS-CoV-2 noch sehr ungleichmäßig in Deutschland verteilt ist. Während manche Kliniken, wie das kommunale Klinikum „Ernst von Bergmann“ und das „St. Josef-Krankenhaus“ in Potsdam bereits an die Auslastungsgrenze gestoßen sind, planen die Harzer Kliniken, ihre Beschäftigten in Kurzarbeit zu schicken.
Marburger Bund äußert scharfe Kritik
„Diese verordnete Zwangspause reißt Lücken in die Versorgung“, betont Andreas Hammerschmidt, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen. Die verfügbaren Personalkapazitäten werden dringend gebraucht. Man müsse auf eine mögliche Zuspitzung der Lage vorbereitet sein. Das gelte auch für den Harz, unterstreicht Hammerschmidt.
„Auch wenn in manchen Teilbereichen gerade kein Normalbetrieb stattfindet, weil beispielsweise geplante Operationen abgesagt wurden, gibt es weiterhin genug zu tun“, fährt Hammerschmidt fort. Abgesehen von COVID-19 dürfe man nicht vergessen, dass es auch zahlreiche andere Notfälle wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Frakturen gibt. Zudem könne man nicht wissen, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickelt.
„Sinnlos, geringschätzend und demoralisierend!“
Zwar stehe Niedersachsen noch verhältnismäßig gut dar, dies könne sich aber binnen kürzester Zeit ändern, warnt Hammerschmidt. Die Kliniken müssten jetzt darauf vorbereitet sein, alle möglichen Kapazitäten offen zu halten. „Das Vorgehen macht absolut keinen Sinn, ist geringschätzend und demoralisierend“, so die scharfe Kritik von Hammerschmidt.
Einnahmeausfälle sollen kompensiert werden
Hammerschmidt weist darauf hin, dass für die Ausfälle, die durch die Verschiebung der planbaren Operationen entstehen, Ausgleiche von der Bundesregierung gezahlt werden. Auch das Bundesministeriums für Gesundheit hält Kurzarbeitergeld zur Sicherung der Liquidität des Krankenhauses für nicht erforderlich.
Nutzt der Konzern die Pandemie zur Bereicherung aus?
„Das Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz wurde ja gerade dafür geschaffen, Einnahmeausfälle zu kompensieren und Maßnahmen wie Kurzarbeit zu verhindern, damit alle möglichen Kapazitäten zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie offen gehalten werden“, erklärt Hammerschmidt. Hier entstehe der Eindruck Asklepios wolle einerseits die Mittel aus dem Sozialsicherungspaket mitnehmen und gleichzeitig seine Personalausgaben für Goslar und Seesen auf Kosten der Beschäftigten und des Staates senken. Komme es darüber hinaus zu einer Zuspitzung der Pandemie im Harz habe dieser Schritt auch Auswirkungen auf die Bevölkerung, so Hammerschmidt.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Marburger Bund: „Kurzarbeit in den Asklepios Harzkliniken Goslar und Seesen ist unverantwortlich“ (veröffenticht: 17.04.2020), marburger-bund.de
Wichtiger Hinweis:
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