Trotz EU-Verbot: Menschen sind in der Lederproduktion weiter giftigem Chrom ausgesetzt
Seit heute ist es Händlern in der Europäischen Union verboten, chromhaltiges Leder zu verkaufen. Mit der neuen EU-Verordnung sollen Käufer vor den Gesundheitsfahren geschützt werden, die durch die gefährliche Produktion von Leder entstehen. Zwar stellt dies nach Meinung von Verbraucherschützern eine Verbesserung für den Schutz von Konsumenten dar, die Arbeiter/innen in den Produktionsstätten sind weiterhin großen Gefahren ausgesetzt. Hochgiftige Chemikalien gefährden die Gesundheit der Menschen.
Große Gefahren für die Menschen in den Produktionsstätten
Die ArbeiterInnen in den Gerbereien in Ländern wie Bangladesch und Indien sind weiterhin den teilweise hochgiftigen Chemikalien ausgeliefert. Im Rahmen der neuen Kampagne „Change Your Shoes“ fordern das INKOTA-netzwerk und SÜDWIND deshalb die Unternehmen der Lederindustrie auf, die Arbeits- und Sicherheitsbedingungen in den Produktionsländern des globalen Südens nachhaltig zu verbessern und für mehr Transparenz zu sorgen.
„Die ArbeiterInnen in den Gerbereien, zum Beispiel in Indien oder Bangladesch, sind den eingesetzten Giften oft vollkommen schutzlos ausgeliefert. Das muss sich ändern“, meint Lena Bullerdieck vom INKOTA-netzwerk. „Das Importverbot von chrom-VI-haltigem Leder ist ein erster Schritt. Jetzt muss es darum gehen, die Lederherstellung außerhalb der EU anzupassen.“ 80 bis 85 % des Leders weltweit wird mit Chromsalzen gegerbt, obwohl dieses chemische Verfahren Risiken für Umwelt und Gesundheit birgt. Gesundheitsgefährdend ist die Chromgerbung vor allem dann, wenn es dabei zur unerwünschten Bildung von Chrom-VIVerbindungen kommt, welche hochgiftig und krebserregend sind und leicht in die Haut eindringen können. Das kann sowohl bei den ProduzentInnen als auch bei den TrägerInnen des Leders zu Haut- und Atemwegserkrankungen führen. Im Gegensatz zu den Missständen in der Bekleidungsindustrie sind die menschenunwürdigen Arbeits- und Produktionsbedingungen in der Leder- und Schuhproduktion bis jetzt noch weitgehend unbekannt.
Kampagne gestartet
Mit der Kampagne „Change Your Shoes“ treten das INKOTA-netzwerk und SÜDWIND gemeinsam mit 16 weiteren Partnerorganisationen in Europa und Asien dafür ein, Missstände in der Schuh- und Lederproduktion unter anderem durch Recherchen in China, Indien, Indonesien und der Türkei aufzudecken. „Unser Ziel ist es, eine grundlegende Verbesserung der sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen in der Leder- und Schuhindustrie zu erwirken. Dazu gehören menschenwürdige Löhne und sichere Arbeitsplätze in Gerbereien und Fabriken“, sagt Anton Pieper von SÜDWIND. (sb)
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Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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