Mit dem Rauchen aufhören: Nicht von möglicher Gewichtszunahme abhalten lassen
Wer vorhat, das Rauchen aufzugeben, sollte sich nicht von einer möglichen Gewichtszunahme abhalten lassen. Denn obwohl auch Übergewicht ungesund ist, überwiegt der gesundheitliche Nutzen des Rauchstopps deutlich.
Rauchen gefährdet die Gesundheit massiv
Rauchen ist ein bedeutendes Gesundheitsrisiko und laut Experten die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. Der Konsum der Glimmstängel begünstigt unter anderem allein zwölf Arten von Krebs wie Lungenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Darmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall, Arteriosklerose (Arterienverkalkung), chronische Bronchitis oder die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD (Raucherlunge). Für den Rauchstopp gibt es also in der Tat viele gute Gründe. Und zwar auch trotz einigen Kilos zu viel, die man oft zulegt, wenn man die Finger von Zigaretten lässt.
Gesundheitliche Nutzen durch Nikotinverzicht
Wie die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) in einer Mitteilung schreibt, sollten sich Menschen, die darüber nachdenken, mit dem Rauchen aufzuhören, nicht von einer möglichen Gewichtszunahme abhalten lassen.
Denn obwohl auch Übergewicht mit Gesundheitsrisiken verbunden ist, überwiegt der gesundheitliche Nutzen durch einen Nikotinverzicht noch immer deutlich.
Das ist das Ergebnis einer umfangreichen US-Studie, die vor kurzem in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ erschienen ist.
Die DGIM nimmt den Forschungsbericht zum Anlass, einmal mehr auf die Risiken des Tabakkonsums hinzuweisen.
Ex-Raucher legen im Durchschnitt vier bis fünf Kilo zu
Wie die Experten erklären, dämpft Nikotin den Appetit und steigert den Grundumsatz – zwei Effekte, die dabei helfen, das Körpergewicht zu reduzieren. Umgekehrt gehört ein gesteigerter Appetit zu den typischen Symptomen des Tabakentzugs.
Ex-Raucher legen daher im Durchschnitt vier bis fünf Kilo zu, wenn sie konsequent auf die Zigarette verzichten.
„Lange Zeit war unklar, ob dieser Effekt den Gewinn an Lebenszeit, der durch den Rauchstopp erzielt wird, teilweise wieder zunichte macht“, so Professor Dr. med. Claus Vogelmeier, Pneumologe und Direktor an der Klinik für Innere Medizin des Universitätsklinikums Marburg.
Die aktuelle Studie könne diese Bedenken jedoch zerstreuen.
Steigendes Diabetes-Risiko
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, griffen die US-Forscher auf die Daten von drei großen Langzeitstudien zurück und konnten darin über 160.000 Teilnehmer identifizieren, für die durchgehende Angaben zu Gewicht, Rauchstatus und Gesundheit vorlagen.
Laut DGIM ergab sich in durchschnittlich fast 20, manchmal sogar 30 Jahren der Nachbeobachtung ein umfassendes Bild zu den Veränderungen, die ein Rauchstopp im Vergleich zu einer fortgesetzten Raucherroutine mit sich bringt.
Doch der Wermutstropfen zuerst: Eine Gewichtszunahme während des Nikotinentzugs blieb laut den Fachleuten durchaus nicht ohne gesundheitliche Folgen.
Das Risiko, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln, stieg demnach in den ersten fünf bis sieben Jahren nach dem Rauchstopp zunächst an, fiel danach jedoch wieder ab.
„Das Diabetes-Risiko stieg dabei umso stärker, je mehr Gewicht die Teilnehmer zulegten“, erläutert Vogelmeier, Vorsitzender der DGIM.
So waren Personen, die weniger als fünf Kilo zulegten, von dem Anstieg nahezu ausgenommen. Wer allerdings über zehn Kilo zunahm, hatte ein im Vergleich zu fortgesetzten Rauchern um 60 Prozent erhöhtes Diabetes-Risiko.
Positive Effekte des Rauchstopps werden mit den Jahren größer
Allerdings blieb das wichtigste Ziel des Rauchverzichts davon unberührt: Unabhängig von der Gewichtszunahme lag das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, bei allen Ex-Rauchern deutlich niedriger als bei denjenigen Probanden, die weiterhin zur Zigarette griffen.
Das allgemeine Sterberisiko, in dessen Berechnung auch alle anderen Todesursachen eingingen, wurde durch den Rauchverzicht ebenfalls deutlich gesenkt.
„Dieser Effekt stellt sich sehr rasch nach dem Rauchstopp ein und wird in den ersten zehn bis fünfzehn Jahren immer größer“, erklärt Vogelmeier.
Deutlicher Gewinn an Lebenszeit
Wie die US-Wissenschaftler betonen, lässt sich das deutliche Absinken des Mortalitätsrisikos – oder anders ausgedrückt: der deutliche Gewinn an Lebenszeit – für alle Gewichtsgruppen beobachten.
Nur bei einer sehr kleinen Zahl von Teilnehmern, die sechs Jahre nach dem Rauchstopp eine sehr starke Gewichtszunahme von mehr als 18 Kilogramm zu verzeichnen hatten, näherte sich das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, allmählich wieder dem von Immer-Noch-Rauchern an.
„Als Fazit bleibt festzuhalten: Ein Rauchstopp lohnt sich immer“, sagt DGIM-Generalsekretär Professor Dr. med. Ulrich R. Fölsch aus Kiel.
Dies gelte auch für andere internistische Erkrankungen wie Rheuma und Magen-Darm-Leiden, die bei rauchenden Patienten oft deutlich stärker ausgeprägt seien.
Um den Gesundheitsgewinn auch wirklich auszuschöpfen, sei es jedoch ratsam, Strategien für einen Rauchstopp ohne massive Gewichtszunahme vorab mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Grundsätzlich brauchen Raucher einen festen Willen, um den Ausstieg aus ihrer Sucht zu schaffen. Viele Fachleute meinen, kalter Entzug ist die beste Methode zum Rauchstopp. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.