Neue Studie: Medikament schützt vor HIV-Infektion
Eine neue Studie aus den USA zeigt, dass das vor drei Jahren zugelassene Medikament Truvada vor HIV-Infektionen schützen kann. Allerdings infizierte sich rund die Hälfte der Teilnehmer mit einer anderen Geschlechtskrankheit. Das Mittel steht seit Jahren in der Kritik.
Gefährdete Menschen vor HIV schützen
Vor rund drei Jahren wurde in den USA eine Pille zugelassen, die vor HIV und Aids schützen soll. Die Präventionspille Truvada blieb jedoch auch nach der Zulassung umstritten. So kritisierten Experten, dass sich Anwender durch die Einnahme derartiger Arzneimittel in falscher Sicherheit wiegen könnten. Zudem äußerten Mediziner die Sorge, dass die HI-Viren gegen Truvada Resistenzen entwickeln könnten. Die Kritik dürfte weiterhin Bestand haben, auch wenn jetzt erneut eine Studie zeigt, dass Truvada besonders gefährdete Menschen vor einer HIV-Infektion schützen kann.
„Sehr zuverlässige Daten“
Wie Mitarbeiter der privaten Krankenkasse Kaiser Permanente in der Fachzeitschrift „Clinical Infectious Diseases“ berichten, sei nicht einer der 657 Studienteilnehmer, die das Präparat seit mindestens zwei Jahren nehmen würden, an Aids erkrankt. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa, sagte der Epidemiologe Jonathan Volk, der die Untersuchung leitete: „Das sind sehr zuverlässige Daten.“ Er meinte weiter: „Das zeigt uns, dass die Medikamente selbst in Gruppen mit hohem Risiko wirken.“
Animiert zum Verzicht auf „Safer Sex“
Im vergangenen Jahr hatten die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) eine formelle Empfehlung für Truvada zur Vorbeugung von HIV und Aids für bestimmte Risikogruppen herausgegeben. Demnach sollten vor allem Personen die Anti-Aids-Pille einnehmen, die einen HIV-infizierten Partner haben oder Materialien zum Drogenspritzen mit anderen teilen. Schon damals kritisierten Skeptiker, dass das Mittel zum Verzicht auf „Safer Sex“ animiere und somit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten Tür und Tor öffne. Und das scheint sich auch in der Studie bewiesen zu haben.
Infektionen mit anderen Geschlechtskrankheiten steigen
Laut einem Bericht der „New York Times“ handelte es sich bei den Studienteilnehmern fast ausschließlich um homosexuelle Männer, die wegen der Einnahme von Truvada weniger oft Kondome benutzt hätten. Zwar kam es den Angaben zufolge in dieser Gruppe tatsächlich zu keiner HIV-Infektion, doch die Infektionen mit anderen Geschlechtskrankheiten stiegen. Wie die Zeitung berichtete, hatten 84 Prozent der 657 Probanden angegeben, wechselnde Geschlechtspartner zu haben. Rund die Hälfte von ihnen habe sich im Zeitraum der Untersuchung mit Geschlechtskrankheiten infiziert.
Medikament kostet rund 15.000 Euro im Jahr
Ein weiteres Problem das Experten bereits thematisierten, als das umstrittene HIV-Medikament zugelassen wurde, ist der Preis. In den USA kostet eine Monatsdosis über 1.400 Dollar, umgerechnet etwa 1.250 Euro. Zudem zeigten die bisherigen Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft im Kampf gegen Aids in den vergangenen Jahren auch ohne derartige Präparate durchaus Wirkung. So verkündete die UN vor wenigen Monaten eine Trendwende und berichtete über 40 Prozent weniger HIV-Todesopfer weltweit. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon meinte bei der Veröffentlichung der neuen Zahlen, dass der nächste Schritt das „ehrgeizige, aber realistische“ Ziel sein müsse, die Epidemie bis 2030 ganz zu beenden. (ad)
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