RKI-Präsident: Hohe Aufmerksamkeit für Tuberkulose unverändert wichtig!
Tuberkulose ist eine äußerst ernstzunehmende Erkrankung, die unbehandelt leicht tödlich verlaufen kann. In dem Jahresbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) wird deutlich, dass die Zahl der Neuerkrankungen im Jahr 2015 deutschlandweit unverändert auf einen relativ hohen Niveau lag. Anlässlich des Welttuberkulosetages am 24. März informiert das RKI in dem aktuellen Epidemiologische Bulletin über die Herausforderungen einer modernen Tuberkulosekontrolle
„Die Zahl der Tuberkulosefälle in Deutschland ist 2016 weitgehend unverändert gegenüber 2015, damit aber auf ähnlich hohem Niveau wie zuletzt vor etwa zehn Jahren“, so die Mitteilung des RKI. Im Jahr 2015 seien dem RKI insgesamt 5.852 Erkrankungen gemeldet worden, im vergangenen Jahr waren es sogar 5.915 Erkrankungen. Hier steht die moderne Tuberkulosekontrolle vor enormen Herausforderungen und eine hohe Aufmerksamkeit für diese Krankheit ist unverändert wichtig, berichtet der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar H. Wieler.
Erbgut der Erreger kontinuierlich überwachen
In dem Epidemiologischen Bulletin berichten die RKI-Wissenschaftler unter anderem über die Anforderungen und Perspektiven einer Integration von „Genomsequenzdaten“ der Erreger in die Tuberkuloseüberwachung. Denn neue Ansätze wie eine systematische molekulare Untersuchung des Erbguts der Erreger seien für die kontinuierliche Überwachung von Infektionskrankheiten zukünftig unverzichtbar, so der RKI-Präsident Wieler. Auch bei Tuberkulose können die Erregergenom-Daten laut Aussage der Experten wichtige Informationen zur epidemiologischen Aufklärung des Übertragungsgeschehens liefern und damit zur Unterbrechung des Transmissionsgeschehens beitragen.
Tuberkulose bis heute gut therapierbar
Den Angaben des RKI zufolge ist Tuberkulose grundsätzlich relativ gut therapier- und heilbar. Die entsprechende Behandlungsleitlinien werden durch das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose in dem Epidemiologischen Bulletin vorgestellt. Auch sollen in Kürze eigene Leitlinien für Kinder und Jugendliche verfügbar sein. Die sachgerechte Therapie erfordert in jedem Fall jedoch eine Ermittlung des Resistenzprofils der Bakterien. Hierfür werden „umfassende Resistenztestungen im Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien im Forschungszentrum Borstel und in Speziallaboren durchgeführt“, berichtet das RKI.
Multiresistente Erreger gefährden die Therapieoptionen
Die Tuberkulose-Erreger haben in den vergangen Jahren vermehrt Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt, was die bislang guten Therapieoptionen in Zukunft deutlich einschränken könnte. So ist der Anteil multiresistenter Stämme in Deutschland laut RKI-Jahresbericht 2015 gegenüber dem Jahr 2014 erneut leicht gestiegen, auf zuletzt 3,3 Prozent. Dabei werden die multiresistenten Erreger am häufigsten bei Patienten gefunden, die in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion geboren wurden, berichtet das RKI. In dieser Gruppe sei bei jedem vierten Tuberkulosepatienten eine Multiresistenz festzustellen.
Aktive Suche nach Tuberkulose-Infektionen erforderlich
Eine aktive Fallsuche ist laut Aussage der RKI.-Experten „essentiell, um Erkrankungsfälle und Neuinfektionen zu finden und eine Verbreitung zu vermeiden.“ Daher ermitteln die Gesundheitsämter auch jede enge Kontaktpersonen von Patienten mit infektiöser Lungentuberkulose und veranlassen bei Bedarf eine weitergehende Untersuchung oder präventive Therapien. Zudem sei es gesetzlich vorgeschrieben, bestimmte Bevölkerungsgruppen, darunter Asylsuchende, bei Aufnahme in eine Gemeinschaftseinrichtung zu untersuchen, so der Hinweis des RKI.. Ein negativer Befund schließe jedoch eine spätere Erkrankung an Tuberkulose nicht aus. Ein wichtiger Aspekt der Tuberkulosekontrolle sei daher das frühzeitige Erkennen der Erkrankung. „Ärzte sollten immer eine Tuberkulose in Betracht ziehen bei Personen mit entsprechenden Symptomen oder besonderen Risiken für eine Erkrankung“, so der Hinweis des RKI. Zu den Risikogruppen seien zum Beispiel Obdachlose oder Personen aus Regionen mit hoher Tuberkuloserate zu zählen. (fp)
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