Rückgang der Tuberkulose in Europa
19.03.2015
Die Verbreitung der Infektionskrankheit Tuberkulose (TB) ist europaweit im Jahr 2013 zurückgegangen, so die aktuelle Mitteilung des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) und des europäischen Regionalbüros der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der Rückgang sei insbesondere auf die Verringerung der Infektionen in stark betroffenen Ländern wie Rumänien zurückzuführen. Länder mit niedrigen Infektionsquoten, wie beispielsweise Dänemark, Norwegen und Schweden hätten indes tatsächlich einen Anstieg der Melderaten zu verzeichnen.
„Im Jahr 2013 wurden 64.844 Tuberkulosefälle aus 30 Mitgliedstaaten der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraumes gemeldet“, so die ECDC-Mitteilung. Die Melderate von 12,7 Tuberkulose-Fällen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2013 stelle einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent dar (rund 68.000 Tuberkulose-Fälle wurden 2012 gemeldet). Obwohl dieser Rückgang durchaus erfreulich ist, reicht das bisherige Tempo bei der Zurückdrängung der Tuberkulose-Infektionen laut Aussage der Experten nicht aus, um die Infektionskrankheit bis zum Ende des Jahrhunderts europaweit zu eliminieren.
Maßgeschneiderte Interventionen erforderlich
Getragen wird der Abwärtstrend bei den Tuberkulose-Infektionen vor allem durch einen deutlichen Rückgang der TB in Ländern mit hoher Inzidenz, so die Mitteilung der ECDC. Beispielsweise konnte Rumänien, das für 26 Prozent aller Tuberkulose-Fälle verantwortlich ist, einen erheblichen Rückgang der Infektionen verzeichnen. Länder mit niedriger Inzidenz wie Dänemark, Norwegen und Schweden wiesen indes einen leichten Anstieg der Infektionen auf. „Unsere Daten zeigen, das in Europa maßgeschneiderte Interventionen erforderlich sind, die auf Einstellungen des jeweiligen Landes abzielen“, berichtet der ECDC-Direktor Marc Sprenger anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tages am 24. März.
Vier Prozent der Infektionen durch multiresistente Erreger
Trotz historisch niedriger Infektionszahlen und einem deutlichen Rückgang in den letzten zehn Jahren konnten nicht alle europäischen Staaten in gleicher Weise von dem Fortschritt profitieren, so die ECDC-Mitteilung. Zum Beispiel seien in den Ländern mit niedrigen Infektionsraten vermehrt Infektionen ausländischer Patienten festzustellen, was einer weiteren Reduzierung der Infektionszahlen entgegenstehe. In Ländern mit hoher Inzidenz seien mehr Rückfälle und wiederholte Infektionen festzustellen. Zudem würden hier vermehrt Infektionen mit multiresistenten Tuberkulose-Erregern (MDR-TB) auftreten, berichtet das ECDC. Insgesamt seien im Jahr 2013 vier Prozent der Fälle auf multiresistente Erreger zurückzuführen gewesen, wobei die Behandlungsaussichten im Falle einer MDR-TB-Infektion sich in den letzten zehn Jahren nicht verbessert haben und bis heute sehr schlecht stehen.
Rund 4.300 Tuberkulose-Infektionen in Deutschland
Den offiziellen Angaben zufolge sind in Deutschland im Jahr 2013 circa 4.300 Personen an einer Tuberkulose-Infektion erkrankt, 146 starben an den Folgen der Infektion, so die Mitteilung der Nachrichtenagentur „dpa“. Um das Ziel einer Beseitigung der TB-Infektionen bis beispielsweise zum Jahr 2050 zu erreichen, müssten wir die Fälle mindestens doppelt so schnell reduzieren“, warnt Sprenger. Die Infektionen in der großeuropäischen WHO-Region, zu der auch Länder wie Russland, Turkmenistan und Armenien zählen, bleiben weiterhin bedenklich hoch, berichtet die „dpa“. Täglich würden sich hier etwa 1.000 Menschen mit Tuberkulose infizieren. Dabei bereite die Verbreitung der multiresistenten Tuberkulose-Form MDR-TB den Experten besondere Sorge. „MDR-TB wütet noch immer in der Europäischen Region und diese ist damit das am stärksten betroffene Gebiet der ganzen Welt“, wird die WHO-Regionaldirektorin für Europa, Zsuzsanna Jakab, von der „dpa“ zitiert. (fp)
>Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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