TÜV-Test: Risiko durch gefährliche Gase aus Schulmöbeln
24.03.2015
Dass Schüler im Unterricht oft über Kopfschmerzen oder Übelkeit klagen, kann möglicherweise mit neuen Schulmöbeln zusammenhängen. Denn diese geben mitunter giftige Gase in die Luft ab, in manchen Fällen weit über den geltenden Grenzwerten. Das hat ein Test des TÜV Rheinland nun gezeigt.
Giftige Gase können Klassenräume belasten
Die Ursache dafür, dass Schüler im Unterricht häufig über Kopfschmerzen oder Übelkeit klagen, liegt manchmal in der Luft. Einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge warnt der TÜV Rheinland, dass giftige Gase die Luft in Klassenräumen belasten können. Den Angaben zufolge fanden die Experten heraus, dass die Werte für Gase, die aus Farben, Lacken, Klebern, Stühlen oder Tischen entweichen, die Empfehlungen des Umweltbundesamtes teils um ein Vielfaches überschreiten.
Konventionelle Stoffe versus schadstoffgeprüfte Materialen
Die Tester wollten wissen, wie sich die Schadstoffbelastung von ungeprüften Möbeln und Bauprodukten zu geprüften Stoffen unterscheidet. Dafür bauten sie auf dem TÜV-Gelände in Köln zwei identische Klassenzimmer auf. Eines mit konventionellen Stoffen aus dem Baumarkt und das andere mit schadstoffgeprüften Materialien. Dann nahmen die Techniker in verschiedenen Phasen Luftmessungen vor. Vom Umweltbundesamt werden mehr als drei Milligramm „flüchtige organische Verbindungen“ pro Kubikmeter Luft als bedenklich eingestuft.
Großer Teil der Gase aus neuen Möbelstücken
Die Tester entdeckten in der Raumluft mit ungeprüften Produkten jedoch das etwa 27-fache dieses Wertes. „Für Schüler sind solch hohe Werte gesundheitsgefährdend“, erklärte Kerstin Etzenbach-Effers, Chemie-Expertin bei der Verbraucherzentrale NRW. So reizen Lösungsmittel die Atemwege, verursachen Kopfschmerzen und sorgen für Unwohlsein. Insbesondere für Asthmatiker werden frisch renovierte Klassenräume dadurch zur Qual. Wie der Geschäftsfeldleiter für Gefahrstoffe beim TÜV Rheinland, Walter Dormagen, erläuterte, hätten die Untersuchungen ergeben, dass ein großer Teil der Gase aus neuen Möbelstücken entweiche.
Höhere Kosten für schadstoffarme Produkte
Von der Möbelindustrie wird die Verantwortung allerdings bei den Schulen gesehen. Der Geschäftsführer der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM), Jochen Winning, sagte: „Bei Renovierungen oder beim Neubau spielen die Schadstoffemissionen der Produkte in den Ausschreibungen kaum eine Rolle.“ Wenn die Schulen ihre Räume neu ausstatten wollen, seien ganz andere Dinge gefragt. So müssten Oberflächen von Tischen besonders langlebig und haltbar, Stühle höhenverstellbar und kippsicher sein. Die Nachfrage nach Qualität steige zwar bei den Verbrauchern, doch schadstoffarme Produkte seien mit deutlich höheren Kosten verbunden.
Durch regelmäßiges Lüften verflüchtigen sich die Schadstoffe
Ist die Situation aber nun alarmierend? Von der Verbraucherzentrale NRW wird darauf hingewiesen, dass die Belastung der Raumluft im Laufe der Zeit sinkt. Die Stoffe verflüchtigen sich durch regelmäßiges Lüften nach und nach und die Werte erreichen nach einem halben Jahr ein niedrigeres Niveau. Das gilt nicht nur in der Schule. Lüften hilft gegen Schadstoffe in Wohnräumen: Darauf haben vor wenigen Monaten Experten des Umweltbundesamtes hingewiesen. Vor allem „unmittelbar nach Bau- und umfangreichen Renovierungsmaßnahmen“, aber auch beim Einsatz wenig geeigneter Materialien, kann demnach die Konzentration gefährlicher Verbindungen derart ansteigen, dass schwere gesundheitlicheBeeinträchtigungen drohen. In den Schulen seien den Testern zufolge die Putzkolonnen ein Problem, die nach Schulschluss die Klassenzimmer reinigen. Denn mit ihren Reinigungsmitteln brächten sie eben jene Lösungsmittel wieder in die Räume, die man eigentlich durchs Lüften verbannen wollte. (ad)
>Bild: C. Nöhren / pixelio.de
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