Hasenpest: Jagdhunde könnten gefährliche Infektionskrankheit Tularämie übertragen
Österreichische Wissenschaftler haben in einer Untersuchung festgestellt, dass zahlreiche Jagdhunde mit Tularämie infiziert sind. Die Infektionskrankheit, die umgangssprachlich als „Hasenpest“ bezeichnet wird, kann auch für Menschen gefährlich werden. Bislang ist noch unklar, ob die Krankheit auch von Hunden auf den Menschen übertragen werden kann.
Hasenpest kann auch für Menschen gefährlich werden
Bei Tularämie handelt es sich um eine bakterielle Erkrankung, die durch den Erreger „Francisella tularensis“ hervorgerufen wird. Dieser kann durch saugende und stechende Insekten, sowie direkt über kontaminiertes Heu und infiziertes Blut oder andere Flüssigkeiten übertragen werden. Rohes Fleisch erkrankter Wildtiere birgt ebenfalls ein hohes Ansteckungsrisiko durch die Erreger. Die lebensbedrohliche Infektionskrankheit, die umgangssprachlich als „Hasenpest“ bezeichnet wird, trifft vor allem Feldhasen und Nagetiere. Doch auch Menschen können sich infizieren. Forscher aus Österreich haben nun in einer Untersuchung festgestellt, dass sich auch Hunde damit angesteckt haben.
Bei Symptomen zum Arzt
Tularämie ist eine für Wildtiere, wie Hasen, Wildkaninchen oder Nagetiere zumeist tödlich verlaufende Krankheit. Als Zoonose stellt sie jedoch auch für den Menschen ein hohes Gesundheitsrisiko dar.
Bei Menschen kann die Infektionskrankheit ganz unterschiedlich verlaufen, indem je nach Eintrittsstelle beispielsweise grippeähnliche Symptome wie Fieber, aber auch Hautgeschwüre, Blasen im Mund- und Rachenraum, eine Lungenentzündung oder eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) auftreten können.
Gesundheitsexperten zufolge sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen, wenn sich nach dem Kontakt mit Wildtieren oder dem Verzehr von Wildfleisch Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe oder Übelkeit und Erbrechen einstellen.
Relevante Häufigkeit von Infektionen bestätigt
Zwar war schon länger bekannt, dass sich auch Hunde infizieren können, doch wie regelmäßig sich Jagdhunde anstecken, war bislang kaum untersucht.
Forscher der „Vetmeduni Vienna“ haben nun mit einer an österreichischen Hunden durchgeführten Blutuntersuchung und einer positiven Quote von sieben Prozent eine relevante Häufigkeit von Infektionen bestätigt.
Damit könnte sich auch die Diskussion verstärken, ob sich hinter den meist symptomlosen Tieren ein zusätzliches Ansteckungsrisiko für den Menschen verbirgt.
Die Ergebnisse der österreichischen Forscher wurden im Fachmagazin „Vector-Borne and Zoonotic Diseases“ veröffentlicht.
Jagdhunde in Österreich regelmäßiger infiziert als gedacht
Da Hunde zumeist ohne Sekundärerkrankungen keine oder kaum Symptome sowie eine hohe natürliche Resistenz gegen eine geringe Menge an Bakterien zeigen, werden sie in Studien kaum berücksichtigt.
Dennoch gibt es Theorien, dass die Vierbeiner als ein Zwischenwirt und damit als weiteres Ansteckungsreservior dienen könnten.
Und vor allem bei Jagdhunden, die ähnlich wie Jäger, direkt mit infizierten Wildtieren, etwa beim Apportieren, in Kontakt kommen, ist die Frage berechtigt, wie regelmäßig sich gerade diese Vierbeiner mit den Erregern anstecken.
Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna untersuchten daher nun erstmals das Blut 80 österreichischer Jagdhunde aus Landesgebieten, in denen die Tularämieerreger regelmäßig vorkommen.
„Nach zwei unabhängigen Analysen konnten wir fünf Hunde als eindeutig positiv identifizieren“, erläuterte Erstautorin Annika Posautz in einer Mitteilung.
Damit konnte gezeigt werden, dass die Anzahl an Hunden in den österreichischen Gebieten, in denen die Hasenpest endemisch ist, sprich regelmäßig vorkommt, häufiger infiziert werden.
Ansteckungsrisiko durch infizierte Hunde möglich
„Die Quote von etwa sieben Prozent verdeutlicht, dass es auch regelmäßig zur Infektion von Jagdhunden kommen kann. Als Träger des Erregers, selbst ohne Symptome, könnten die Tiere auch als unerwarteter Überträger in Frage kommen“, so Posautz.
Dafür fehlt laut den Forschenden aber noch ein eindeutiger wissenschaftlicher Beweis.
Auch Faktoren wie das Alter, junge Hunde könnten zu Ausbildungszwecken etwa häufiger mit kontaminiertem Wild in Kontakt kommen, müssen allerdings genauso wie die Frage, ob die Vierbeiner ein Ansteckungsrisiko für Menschen sind, erst durch weitere Studien analysiert werden.
Getestet wurde das Blut mit zwei unterschiedlichen Agglutinationstests, um auf Antigene auf der Oberfläche der Erreger oder durch das Immunsystem gebildete Antikörper rückschließen zu können.
„Bei diesen Nachweisverfahren bewirkt man gezielt eine Verklumpung dieser Merkmale, die damit unter dem Mikroskop sichtbar werden“, so die Forscherin.
„Bei Verdacht auf eine Tularämieerkrankung ist es notwendig, mehr als nur einen dieser Tests durchzuführen, da es auch zu Kreuzreaktionen mit anderen Erregern kommen kann. Sind alle Tests positiv, kann die Erkrankung eindeutig bestätigt werden. Das war bei fünf Tieren der Fall“, erklärte Posautz. (ad)
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