Krebstherapien für Hunde helfen Menschen
02.06.2013
Bei Mensch und Hund können ähnliche Tumore auftreten. Für die Krebsforschung stellen die kranken Tiere eine große Chance dar, neue Therapien zu entwickeln, von denen auch Menschen profitieren.
Tests an krebskranken Hunden
Wissenschaftler sind derzeit dabei, mit Hilfe von an Krebs erkrankten Hunden, neue Therapien für die Vierbeiner zu entwickeln, die in manchen Fällen auch bei Menschen helfen können. Das Nachrichtenmagazin "FOCUS" berichtet, dass die vergleichende Onkologie („Krebsforschung für Mensch und Tier“), mit der sich amerikanische und kanadische Forscher beschäftigen, bereits erste positive Ergebnisse erbracht hat. So befindet sich derzeit ein Schmerzmittel in klinischen Versuchen mit Menschen, das zunächst erfolgreich an krebskranken Hunden angewendet wurde. Die Ärzte sind auch hoffnungsvoll bei einer experimentellen Behandlung von Gehirntumoren, die sich bei den Vierbeinern bewährt hätte. Dieses Verfahren werde derzeit an Patienten mit Glioblastom, dem häufigsten bösartigen, hirneigenem Tumor bei Erwachsenen, getestet.
Ähnlichkeiten von Mensch und Hund
Im Lauf ihres Lebens erkrankt rund ein Viertel aller Hunde an Krebs und zwar oft an den gleichen Formen wie der Mensch. Die Veterinärin Nicola Mason von der Universität Pennsylvania in Philadelphia, erklärt: „Die Tiere entwickeln Krebskrankheiten spontan wie wir.“ Im Gegensatz dazu müssen die Tumore bei Nagetieren, die üblicherweise in der Krebsforschung eingesetzt werden, erst mit gravierenden Eingriffen künstlich induziert werden. Dadurch werde die Verlässlichkeit jener Tests gemindert. Die Krebstherapien, die bei Mäusen erfolgreich waren, versagen etwa zur Hälfte beim Menschen. Die Arbeit der Forscher wurde auch dadurch erleichtert, dass das Erbgut des Hundes entschlüsselt wurde, denn anhand der genetischen Daten lasse sich mittlerweile feststellen, ob eine Krebsform bei Mensch und Hund identisch ist. Deren Tumore gleichen sich oft in ihrer Genetik und Molekularbiologie. Und beide sprechen häufig auf die gleichen Therapien an. Hunde dienen der Krebsforschung schon länger, nicht nur wenn sie selbst erkrankt sind. So waren die Vierbeiner in Österreich für eine Studie dazu eingesetzt worden, Krebs zu erschnüffeln. Den Medizinern zufolge hätten die Hunde dabei eine Trefferquote von 70 Prozent erreicht.
Wirksamkeit bei Hunden schneller feststellbar
Die Forscher beschäftigen sich derzeit mit Tests gegen Erkrankungen, die bei Hunden besonders häufig auftreten, so zum Beispiel das Knochensarkom und verschiedene Formen von Lymphkrebs. Da Krebs bei den Vierbeinern schneller fortschreitet, lässt sich auch die Wirksamkeit einer Therapie in viel kürzerer Zeit als beim Menschen feststellen. Mason erklärt dazu: „In der Krebsforschung entsprechen fünf Hundejahre etwa einem Menschenjahr.“ So gelte, dass wenn ein Hund dank einer Behandlung ein weiteres Jahr überlebt, dies fünf weiteren Jahren beim Menschen entspricht. Natürlich sehen neben den Krebsforschern auch Hundefreunde den neuen Wissenschaftszweig positiv. So meinte Rhonda Hovan vom amerikanischen Golden Retriever Club: „Hunde wurden bisher meist als Versuchstiere ausgenutzt“ und nun würden „beide Arten“ profitieren. In den USA und Kanada arbeiten derzeit zwanzig Universitätskliniken auf dem rasch expandierenden Gebiet der „komparativen Krebsforschung“. Die Arbeit wird durch das US-regierungseigene „Nationale Krebsinstitut“ koordiniert. Die Veterinär- und Humanmediziner der Universität Wien sind diejenigen in Europa die sich dem neuen Arbeitsgebiet widmen. (sb)
Bild: Rike / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
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