Darmkrebsrisiko bei Diabetes verdoppelt: Vorsorgeangebote nutzen!
Es ist schon länger bekannt, dass bestimmte Krebsarten bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes häufiger auftreten als bei stoffwechselgesunden Menschen. Das Darmkrebsrisiko ist bei Personen, die an der sogenannten Zuckerkrankheit leiden, sogar doppelt so hoch. Doch Betroffene nehmen Vorsorgeangebote zu selten wahr.
Vor kurzem wurde auf dem „ONKO Internetportal“ der Deutschen Krebsgesellschaft über eine Studie berichtet, die zeigte, dass Diabetes das Darmkrebsrisiko auf etwa das Zweifache steigert. Doch Diabetikerinnen und Diabetiker nutzen Untersuchungen zur Darmkrebsfrüherkennung zu selten, mahnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in einer aktuellen Mitteilung.
Krebs ist die häufigste Todesursache bei Diabetes-Erkrankten
Laut den Fachleuten ist Krebs die häufigste Todesursache bei Menschen mit Diabetes Typ 2. Daher ist Krebsprävention und -früherkennung für Betroffene besonders wichtig.
Doch wird sie gerade von diesen Patientinnen und Patienten – insbesondere bei Darmkrebs – zu selten in Anspruch genommen, kritisieren die Arbeitsgemeinschaft „Diabetes und Krebs“ der DDG sowie die Stiftung „LebensBlicke“.
Die Darmkrebsfrüherkennung per Stuhltest (IFOBT) ist unkompliziert sowie schnell zu Hause durchführbar. Zusätzlich erstatten einige Krankenkassen seit etwa einem Jahr auch jüngeren Hochrisikopatientinnen und -patienten unter 50 Jahren Vorsorgekoloskopien (Darmspiegelungen), die Darmkrebs und seine Vorstufen noch zuverlässiger als IFOBTs aufspüren und verhindern.
Die DDG und die Stiftung „LebensBlicke“ fordern Ärztinnen und Ärzte dazu auf, ihre Patientinnen und Patienten vermehrt über diese niederschwelligen Vorsorgemöglichkeiten aufzuklären und raten Betroffenen zur Wahrnehmung dieser Angebote.
Fettleibigkeit und Diabetes: Regelrechte Epidemien
Bei Personen mit einem Typ-2-Diabetes bilden sich – im Vergleich zu ihren gesunden Mitmenschen – häufiger bösartige Zellveränderungen im Dickdarm und anderen Geweben.
„Das Darmkrebsrisiko ist etwa doppelt so hoch wie bei Stoffwechselgesunden. Besteht darüber hinaus noch eine familiäre Vorbelastung, erkranken Diabetespatientinnen und -patienten im Schnitt sogar bis zu 18 Jahre früher an dieser Krebsart“, erläutert Professor Dr. med. Hans Scherübl, Sprecher und 1. Vorsitzender der AG „Diabetes und Krebs“ der DDG.
Ursache für das erhöhte Erkrankungsrisiko bei Typ-2-Diabetes sind den Fachleuten zufolge bestimmte Stoffwechsel- und Entzündungsprozesse durch das mit der Stoffwechselerkrankung häufig assoziierte Übergewicht, sowie die Wirkung des zugesetzten Insulins, oder ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel.
„Besonders darmkrebsgefährdet sind daher übergewichtige Menschen mit einem insulintherapierten Diabetes Typ 2“, erklärt Professor Dr. Jürgen F. Riemann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „LebensBlicke“ und emeritierter Direktor der Medizinischen Klinik C am Klinikum Ludwigshafen.
„Gravierend ist, dass sich Adipositas und Diabetes weltweit zu regelrechten Epidemien entwickelt haben, sie in einer Wechselwirkung miteinander stehen und dadurch Krebserkrankungen begünstigen.“ So erkranken auch immer mehr jüngere Erwachsene unter 50 Jahren an Darmkrebs.
Angebote der Darmkrebsvorsorge zu wenig wahrgenommen
„Umso problematischer ist es, wenn Betroffene die niederschwelligen Angebote der Darmkrebsvorsorge nicht wahrnehmen oder darüber zu wenig aufgeklärt werden“, sagt Scherübl, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Vivantes-Klinikum Am Urban in Berlin.
Wie es in der Mitteilung heißt, betrage die Teilnahmerate bei der Darmkrebsvorsorge mit Stuhlbluttests in einigen europäischen Ländern, wie den Niederlanden und England, rund 70 Prozent. In Deutschland nehmen nur zehn bis zwanzig Prozent diese Angebote wahr.
Dabei seien Maßnahmen zur Darmkrebsfrüherkennung sehr niederschwellig: „Stuhltests erfordern keine Vorbereitung, sind nichtinvasiv und können von Patientinnen und Patienten selbst zu Hause angewendet werden“, so Riemann.
Kostenübernahme auch schon für Jüngere
Wenn neben einem Diabetes mellitus weitere Risikofaktoren wie Tabak- oder Alkoholkonsum, Übergewicht oder eine familiäre Belastung vorliegen, übernehmen einige Krankenkassen inzwischen auch die Kosten für eine frühere Vorsorgekoloskopie – bei Männern bereits ab dem 40. Lebensjahr und bei Frauen ab dem 45. Lebensjahr.
„Dieses Angebot sollten diese Hochrisikopatienten unbedingt nutzen“, rät Gastroenterologe Riemann. „Darmkrebs ist gut heilbar – aber nur, wenn er früh erkannt wird.“
Die Fachleute weisen darauf hin, dass in Zukunft die Darmkrebsvorsorge noch effektiver sein wird. Derzeit werde demnach sehr erfolgreich an innovativen Bluttests, die mit Biomarkern arbeiten und die mikrobielle Erbsubstanz detektieren, sowie neuen Stuhltests, wie Multitarget-Stuhl-DNA-Tests, gearbeitet. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Diabetes Gesellschaft: Darmkrebsrisiko bei Menschen mit Diabetes Typ 2 doppelt so hoch, (Abruf: 15.10.2022), Deutsche Diabetes Gesellschaft
- Deutsche Krebsgesellschaft: Diabetes mellitus Typ 2 als Risikofaktor für Krebs, (Abruf: 15.10.2022)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.