Schwedische Forscher entdecken Zusammenhang zwischen Übergewicht und Demenz
04.05.2011
Durch Übergewicht im mittleren Lebensalter erhöht sich das Risiko einer Demenz-Erkrankung im Alter um 80 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommen schwedische Forscher des Karolinska-Instituts in Stockholm im Rahmen einer umfassenden Studie mit 8.534 Zwillingen im Alter ab 65 Jahren.
Das Risiko einer Demenz-Erkrankung ist bei Menschen, die im mittleren Lebensalter einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 25 aufweisen, um 80 Prozent erhöht, berichten die Forscher des Karolinska-Instituts in der Fachzeitschrift „Neurology“. Die Wissenschaftler haben bei der Auswertung der Daten eines seit mehr als vier Jahrzehnten geführten schwedischen Zwillingsregisters eine eindeutige Korrelation zwischen Übergewicht in den mittleren Jahren und Demenz-Erkrankungen im späteren Lebensverlauf festgestellt.
Zusammenhang zwischen Demenz und Übergewicht wird untersucht
Die schwedischen Forscher haben im Rahmen ihrer Studie den aktuellen Gesundheitszustand der 8.534 Zwillingen im Alter ab 65 Jahren in Bezug auf mögliche Demenz-Erkrankungen überprüft und diesen anschließend mit dem BMI der Probanden im mittleren Lebensalter verglichen. Den BMI konnten die Wissenschaftler dabei aus den Daten des schwedischen Zwillingsregisters zu Körpergröße und Gewicht der Probanden vor 30 Jahren ableiten. Die Forscher des Karolinska-Instituts stellten in einem ersten Schritt fest, dass 350 Studienteilnehmer an einer bereits diagnostizierten Demenz litten, bei 114 lagen Symptome für einen begründeten Verdacht vor. Bei der Ermittlung des BMI, den die Probanden im mittleren Lebensalter aufwiesen, kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass 2.541 der erfassten 8.534 Zwillinge im mittleren Lebensalter übergewichtig oder fettleibig waren.
Übergewicht im mittleren Lebensalter erhöht das Demenz-Risiko dramatisch
Bei der Analyse möglicher Zusammenhänge zwischen Demenz-Erkrankungen und Übergewicht der Probanden, stellten die Wissenschaftler des Karolinska-Instituts fest, dass bei den demenzkranken Studienteilnehmern ein wesentlich größerer Anteil im früheren Lebensverlauf unter Übergewicht litt, als bei den Gesunden. So waren den Forschern zufolge 36 Prozent der Probanden mit Verdacht auf eine Demenz-Erkrankung übergewichtig, fünf Prozent waren fettleibig. Bei den Studienteilnehmer mit bereits vorliegender Demenz-Diagnose lag der Anteil der Übergewichtigen sogar bei 39 Prozent, fettleibig waren sieben Prozent. Demgegenüber waren lediglich 26 Prozent der Probanden ohne Demenz-Erkrankung in ihrem mittleren Lebensalter übergewichtig und drei Prozent fettleibig. Daraus leiten die Forscher ein um 80 Prozent erhöhtes Demenz-Risiko im späteren Lebensverlauf bei Übergewicht in den mittleren Lebensjahren ab. Die Korrelation zwischen Übergewicht und Demenz-Risiko habe sich auch bei Berücksichtigung anderer Faktoren wie dem Bildungsstand, der genetischen Veranlagung, Diabetes oder Gefäßerkrankungen bestätigt, berichten die Forscher.
Zusammenhang zwischen Ernährung und Erkrankungen des Gehirns
Die schwedischen Forscher bestätigen mit ihrer Untersuchung die Ergebnisse vorheriger Studien, die bereits einen Zusammenhang zwischen Erkrankungen des Gehirns und einem erhöhten Körpergewicht nahelegten. So berichteten beispielsweise Antonio Convit vom Nathan Kline Institut für Psychiatrieforschung in New York und Kollegen Anfang Januar im Fachmagazin „Brain“, dass bei Übergewichtigen eine deutliche Verkleinerung bestimmter Belohnungs- und Appetitzentren im Großhirn sowie erhebliche Strukturschäden des Gehirns festzustellen sind. Ihre Studie lege den Schluss nahe, dass die bereits aus früheren Untersuchungen bekannte entzündungsfördernde Wirkung des Übergewichts im Nervensystem, ganze Hirnbereiche schrumpfen lassen kann, schrieben die US-Forscher Anfang des Jahres. Die Ergebnisse der aktuellen schwedische Studie weisen in eine ähnliche Richtung und unterstreichen die Bedeutung einer gesunden Ernährung für das gesundheitliche Befinden im Alter. (fp)
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