Erhöhtes Krebsrisiko durch Übergewicht
15.03.2012
Übergewicht und Fettleibigkeit erhöhen das Krebsrisiko, so der Tenor beim Jahreskongresses der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Unter dem Motto „Ernährung und Prävention – Chancen und Grenzen“ wurden zahlreiche gesundheitliche Risiken, die mit einer ungesunden Ernährung einhergehen können, thematisiert.
Neben den bereits eindeutig wissenschaftlich belegten Zusammenhängen zwischen Übergewicht und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder Diabetes, stellen die Experten auf dem 49. Wissenschaftlichen Kongress der DGE an der Technischen Universität (TU) München auch die immer deutlicher werdenden Auswirkungen von Übergewicht auf das Krebsrisiko heraus. Darüber hinaus widmete sich Professorin Dr. Cornelia Ulrich vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg in ihrem Vortrag am Donnerstag den allgemeinen Zusammenhängen zwischen der Ernährung und der Entstehung von Krebs.
Zusammenhang zwischen der Ernährung und Krebs
Auf dem Jahreskongress der DGE haben sich mehr als 700 Mediziner, Ernährungsfachkräfte und Wissenschaftler zusammengefunden, um unter Leitung von Professor Dr. Hans Hauner und Professorin Dr. Hannelore Daniel von der TU München Freising-Weihenstephan über die gesundheitlichen Auswirkungen der Ernährung zu diskutieren. „In 72 Vorträgen und 139 Posterbeiträgen stellen mehr als 200 Referenten ihre aktuellen Ergebnisse aus der ernährungswissenschaftlichen Grundlagenforschung und verwandten Disziplinen vor“, so die Mitteilung der DGE. Dabei steht auf dem Jahreskongress auch der Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und den Ernährungsgewohnheiten im Vordergrund. Die Experten berichten, dass Ernährungsfaktoren zum Beispiel bei postmenopausalem Brustkrebs eine Rolle spielen, wenn sie, wie Übergewicht und Alkoholkonsum, die Östrogenkonzentration beeinflussen. Auch bei Darmkrebs seien zahlreiche Zusammenhänge mit der Ernährung zu erkennen, wobei die Experten der DGE dies auf den direkten Kontakt des Gewebes mit den Darminhaltsstoffen und den sehr raschen Stoffwechsel zurückführen. Zu den mögliche Risikofaktoren zählen hier laut DGE, „vor allem eine fleischreiche Ernährung, zu wenig Bewegung und Übergewicht.“ Darmkrebs vorbeugend wirke eine Ernährung mit viel Gemüse und Obst.
Übergewicht begünstigt die Entwicklung von unterschiedlichen Tumoren
Professor Dr. Hauner erklärte, dass Übergewicht vermutlich die Entwicklung bösartiger Tumore begünstige, da die Werte des Hormons Insulin bei den Betroffenen meist deutlich erhöht seien. Der Überschuss an Körperfett habe zur Folge, dass das Insulin nicht mehr aufgenommen werden kann, wodurch der Blutzuckerspiegel steigt. Hoher Blutzucker ist für die Bauchspeicheldrüse jedoch ein Signal, noch mehr Insulin zu produzieren, um diesen abzubauen. Damit bleiben die Insulinwerte der betroffen meist dauerhaft erhöht und wirken „möglicherweise als Wachstumsfaktor für die Krebszellen“, erklärte Prof. Hauner. Bei Brustkrebs besteht der Zusammenhang mit dem Übergewicht nach Einschätzung des Experten indes vermutlich eher aufgrund der erhöhten Werte des weiblichen Sexualhormons Östrogen. Denn in dem Fettgewebe werde auch Östrogen gebildet, welches seinerseits das Wachstum von Krebszellen fördere, wie bereits von Hormonersatztherapien mit Östrogen und dem hierdurch bedingten Anstieg der Brustkrebsrate bekannt, erläuterte der Experte. Des weiteren bestehe bei anderen Krebsarten wie beispielsweise Darmkrebs offensichtlich ein Zusammenhang mit dem Verzehr von rotem Fleisch.
Ernährungsumstellung könnte das Krebsrisiko reduzieren
Da die Zahl der Übergewichtigen deutschlandweit in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen ist, befürchten die Experten zeitversetzt auch einen entsprechenden Anstieg bei bestimmten Krebserkrankungen. Zwar stagniere die Zahl der Übergewichtigen heute auf einem hohen Niveau, doch seien immer mehr Heranwachsende betroffen und auch der Anteil der extrem Übergewichtigen habe sich weiter erhöht, so die Aussage auf dem Jahreskongress der DGE. Da die ungesunde Ernährung neben Bewegungsmangel zu den Hauptursachen des Übergewichts zählt, forderten die Experten insgesamt eine stärkere Berücksichtigung der Ernährungsempfehlungen. Ernährungswissenschaftler raten zu einer ausgewogenen ballaststoffreichen Ernährung, bei der auch die sogenannte Mittelmeerkost mit Olivenöl, viel frischem Gemüse, Salat und einem höheren Fischanteil (statt Fleisch) eine gute Grundlage bilden könne. So ließe sich das Brustkrebs-, Bauchspeicheldrüsenkrebs– und Darmkrebsrisiko durch eine Umstellung der Ernährung mitunter deutlich reduzieren, erläuterten die Ernährungswissenschaftler. (fp)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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