Übergewicht beschleunigt die Hirnalterung um zehn Jahre
Offenbar gibt es eine Verbindung zwischen dem Körpergewicht und der Hirngesundheit. Ein amerikanisches Forschungsteam aus Miami zeigte im Rahmen einer Studie, dass übergewichtige Personen mit erhöhtem Taillenumfang und hohem Body-Mass-Index (BMI) öfter Ausdünnungen im Gehirn aufweisen. Bei älteren Leuten mit Übergewicht zeigte sich eine um zehn Jahre beschleunigte Alterung des Gehirns.
Wer im Alter um die 60 Jahre herum übergewichtig ist, hat ein erhöhtes Risiko für eine stark beschleunigte Alterung des Gehirns. Das Hirn soll als Folge des Übergewichts um ein Jahrzehnt schneller altern, als das Hirn von Normalgewichtigen. Darauf deuten die Ergebnisse einer aktuellen Studie hin, die von Forschenden der Miller School of Medicine durchgeführt wurde. Die Studie wurde kürzlich in dem medizinischen Fachjournal „Neurology“ vorgestellt.
Dünnt Übergewicht das Gehirn aus?
„Menschen mit größeren Taillen und höherem BMI hatten eher eine Verdünnung im Bereich der Hirnrinde“, erläutert Professorin Dr. Tatjana Rundek, die Autorin der Studie. Dies deute darauf hin, dass Adipositas mit einer reduzierten Anzahl an Grauer Hirnsubstanz in Verbindung steht. Das Ergebnis unterstreicht laut den Forschenden auch andere Untersuchungen, die zu dem Ergebnis kamen, dass schlechte Gesundheitsindikatoren in der Lebensmitte das Risiko für Probleme mit dem Gedächtnis und der Denkfähigkeiten im späteren Leben erhöhen.
Ablauf der Studie
An der Studie nahmen 1.289 Personen mit einem Durchschnittsalter von 64 Jahren teil. Zu Beginn der Studie wurden der BMI und der Taillenumfang der Teilnehmenden gemessen. Rund sechs Jahre später führte das Forschungsteam an den Probandinnen und Probanden MRT-Hirnscans durch, um die Dicke des Kortexbereichs des Gehirns und das Hirnvolumen zu bestimmen. Insgesamt hatten 346 Teilnehmende einen BMI von weniger als 25, was als Normalgewicht gilt. 571 Personen galten als übergewichtig mit einem BMI zwischen 25 und 30. Bei 372 Personen lag der BMI über 30, womit diese Personen als adipös eingestuft wurden.
Übergewicht als Risikofaktor für Alzheimer?
Selbst wenn die Forschenden andere Faktoren wie Bluthochdruck, Alkoholkonsum und Rauchen mit einbezogen, war ein höherer BMI eindeutig mit einem dünneren Kortex verbunden. So hatten übergewichtige Personen im Durchschnitt eine 0,098 Millimeter dünnere Hirnrinde als Normalgewichtige und adipöse Teilnehmende sogar einen 0,207 Millimeter dünneren Kortex. Wie das Forschungsteam berichtet, ist eine dünnere Hirnrinde gleichzeitig ein Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit.
Ein Anliegen für die öffentliche Gesundheit
„Bei normal alternden Erwachsenen liegt die Ausdünnungsrate der Hirnrinde zwischen 0,01 und 0,10 Millimeter pro Jahrzehnt“, erklärt Rundek. Dies weise darauf hin, dass Übergewicht und Adipositas das Altern im Gehirn um mindestens ein Jahrzehnt beschleunigen kann. Gewichtsabnahmen könnten somit eine effektive Präventionsmaßnahme darstellen, um im Alter länger geistig fit zu bleiben. „Mit der steigenden Zahl von Menschen, die weltweit übergewichtig oder adipös sind, und der Schwierigkeit, die viele beim Abnehmen haben, ist dies ein Anliegen für die öffentliche Gesundheit“, resümiert die Professorin. (vb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Miller School of Medicine: Study Shows Extra Weight in 60s May Be Linked to Brain Thinning Years Later (Abruf: 25.07.2019), med.miami.edu
- Rundek, Tatjana /Caunca, Michelle R. / Gardener, Hannah / u.a.: Measures of obesity are associated with MRI markers of brain aging, Neurology, 2019, n.neurology.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.