Weltweit überleben immer mehr Krebs-Patienten
Gesundheitsexperten zufolge erkranken immer mehr Menschen an Krebs. Allein in Deutschland werden jährlich rund eine halbe Million Neuerkrankungen registriert. Die Diagnose Krebs ist für Betroffene eine der furchtbarsten überhaupt. Patienten können heutzutage allerdings stärker als früher auf Genesung hoffen. Die Überlebenschancen unterscheiden sich jedoch nach Krebsart enorm.
Überlebenschancen sind weltweit gestiegen
Immer mehr Menschen erkranken an Krebs. Dem Welt-Krebs-Bericht der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) zufolge könnte es weltweit bis zum Jahr 2025 jährlich zu 20 Millionen Krebs-Neuerkrankungen kommen. Hierzulande hat sich die Zahl der Neudiagnosen seit 1970 fast verdoppelt. Allerdings sind die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben, seit dem Jahr 2000 weltweit gestiegen. Das geht aus einer internationalen Studie hervor, die nun in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde.
Überlebensraten je nach Krebsart sehr unterschiedlich
Wie sich in der Studie CONCORD-3 zeigt, sind die Überlebenschancen im Beobachtungszeitraum 2000-2014 weltweit gestiegen. Die Überlebensraten sind aber je nach Krebsart sehr unterschiedlich.
Für die Untersuchung hat ein Forscherteam um Dr. Claudia Allemani von der London School of Hygiene & Tropical Medicine (Großbritannien) Daten von 322 Krebsregistern aus 71 Ländern und Regionen zusammengetragen und ausgewertet.
Den Angaben zufolge umfasste die Studie 18 Krebsformen, die etwa drei Viertel aller Krebserkrankungen ausmachen:
Speiseröhre, Magen, Dickdarm, Mastdarm, Leber, Bauchspeicheldrüse, Lunge, Brust (bei Frauen), Gebärmutterhals, Eierstock, Prostata und Melanom der Haut bei Erwachsenen sowie Hirntumoren, Leukämien und Lymphome bei Erwachsenen und Kindern.
Die Wissenschaftler ordneten die Daten in Zeiträume von je fünf Jahren ein und ermittelten die durchschnittliche Rate derjenigen Patienten, die fünf Jahre nach der Krebsdiagnose noch lebten.
„Die kontinuierliche Überwachung der globalen Trends beim Überleben von Krebs ist entscheidend für die Beurteilung der Wirksamkeit von Gesundheitssystemen weltweit und hilft politischen Entscheidungsträgern, bessere Strategien zur Krebsbekämpfung zu planen“, erklärte Allemani laut einem Bericht des Portals „ecancer.org“.
Erkrankungen verhindern
Wenn es um Maßnahmen zur Krebsvorbeugung geht, wird vor allem der Kampf gegen das Rauchen genannt. Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung des persönlichen Krebsrisikos ist, den Alkoholkonsum einzuschränken.
Denn Alkohol kann laut wissenschaftlichen Erkenntnissen sieben verschiedene Varianten von Krebs auslösen.
Des Weiteren wird empfohlen, auf eine gesunde Ernährung zu achten, auf bestimmte Fleischwaren wie gepökelte Wurst zu verzichten und Übergewicht zu vermeiden. Letzteres erhöht laut einer aktuellen Studie die Risiken bei elf Krebs-Krankheiten.
Auch ein sportlich aktives Leben kann Krebs-Erkrankungen verhindern.
Die Länder mit den besten Chancen
Laut der aktuellen Studie gab es in den letzten 15 Jahren in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland sowie in den nordeuropäischen Ländern Finnland, Island, Norwegen und Schweden weltweit die größten Chancen, eine Krebserkrankung zu überstehen.
Wie die Studienautoren hervorhoben, erzielte Dänemark in den untersuchten Jahren große Steigerungsraten und schloss zu den anderen skandinavischen Ländern auf.
Die schnellen Verbesserungen wurden demnach durch bessere Investitionen, beschleunigte Patientenwege und die öffentliche Überwachung der Einhaltung von Wartezeiten durch Krankenhäuser erreicht.
Wie Deutschland im internationalen Vergleich dasteht
Deutschland steht im weltweiten Vergleich bei den meisten Krebsarten im oberen Drittel der 71 untersuchten Staaten.
Die Heilungschancen der 18 untersuchten Krebserkrankungen haben sich hierzulande von 2000 bis 2014 verbessert, mit einer Ausnahme:
Bei der akuten lymphatischen Leukämie, einer Blutkrebserkrankung bei Kindern, sank die Rate der Überlebenden von 94 auf 91,1 Prozent, blieb aber damit auf hohem Niveau, berichtet die Nachrichtenagentur dpa.
Den Angaben zufolge gab es hierzulande auch leichte Fortschritte bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Überlebensrate bei dieser sehr aggressiven Krebsart stieg demnach von acht auf 10,7 Prozent.
Beim Speiseröhrenkrebs (von 16,6 auf 20,8 Prozent) und beim Lungenkrebs (von 14,9 auf 18,3 Prozent) gibt es ebenfalls verhältnismäßig große Fortschritte. Sie bleiben aber dennoch die tödlichsten Krebsarten.
Laut dpa haben die Zahlen jedoch eine eingeschränkte Aussagekraft, da die Krebsregister nur 36,8 Prozent der deutschen Einwohner repräsentieren. So fehlen unter anderem die Daten aus den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg.
Krebs tötet jährlich 100.000 Kinder
Die Studienautoren heben besonders die Gefährlichkeit des Pankreaskarzinoms (Bauchspeicheldrüsenkrebs) hervor. Die 5-Jahre-Überlebensrate blieb in allen untersuchten Ländern bei unter 15 Prozent.
„Größere internationale Anstrengungen sind notwendig, um die Risikofaktoren für diesen schnell tödlichen Krebs zu verstehen und die Prävention, Früherkennung und Behandlung zu verbessern“, sagte Co-Autor Professor Michel Coleman von der London School of Hygiene & Tropical Medicine.
Bedenklich seien auch die teils extremen Unterschiede im Überleben von Krebserkrankungen im Kindesalter. Den Angaben zufolge gibt es bei Hirntumoren bei Kindern den weltweit größten Unterschied.
Während die Überlebensrate in Dänemark und Schweden etwa 80 Prozent beträgt, liegt sie in Mexiko und Brasilien bei weniger als 40 Prozent.
„Trotz Verbesserungen in den Bereichen Bewusstsein, Dienstleistungen und Behandlungen tötet Krebs weltweit jedes Jahr mehr als 100.000 Kinder“, so Professor Coleman.
„Wenn wir sicherstellen wollen, dass mehr Kinder Krebs länger überleben, brauchen wir verlässliche Daten über die Kosten und die Effektivität von Gesundheitsdiensten in allen Ländern, um die Auswirkungen von Strategien bei der Behandlung von Krebs bei Kindern zu vergleichen.“ (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.