Erfreuliche Nachricht für Gamer: Computerspieler lernen schneller
Computer- und Videospiele haben insgesamt einen eher schlechten Ruf. Sie werden zum Beispiel mit Suchtverhalten oder gar Gewalttaten in Zusammenhang gebracht. Doch mehren sich auch die Hinweise auf positive Effekte der Computerspiele. In einer aktuellen Studie konnten Neuropsychologen der Ruhr Universität Bochum (RUB) nun nachweisen, dass Gamer beim Lernen offenbar Vorteile haben.
Die Wissenschaftler ließen Computerspieler und eine Kontrollgruppe bei einer Lernaufgabe gegeneinander antreten, in der die Gamer signifikant besser abschnitten und zudem während des Tests eine höhere Aktivität in einem lernrelevanten Hirnbereich, dem Hippocampus, zeigten, berichtet die RUB. Offenbar haben die Computerspiele einen positiven Effekt in Bezug auf die Auffassungsgabe und die Abspeicherung von Informationen, der den Gamern das Lernen erleichtert. Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden in dem Fachmagazin „Behavioural Brain Research“ veröffentlicht.
Wettervorhersageaufgabe als Lerntest
In ihrer Untersuchung haben Professor Dr. Boris Suchan, Sabrina Schenk und Robert Lech von der RUB die Computerspieler und Nicht-Spieler mit der sogenannte Wettervorhersageaufgabe konfrontiert, welche als etablierter Test zur Erfassung des Lernens von Wahrscheinlichkeiten gilt. In dem Test wird den Probanden eine Kombinationen von drei Spielkarten gezeigt und sie sollen einschätzen, ob die Karten Regen oder Sonnenschein vorhersagen, erläutern die Wissenschaftler. Die verschiedenen Kombinationen seien mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten für Regen und Sonnenschein verknüpft. Diese lernen die Probanden mit der Zeit anhand des Feedbacks richtig zu deuten und so das Wetter vorherzusagen.
Gamer erfassen Situationen scheller
Den Angaben der Forscher zufolge waren die Gamer vor allem bei Spielkartenkombinationen mit hoher Unsicherheit besonders gut – beispielsweise , wenn eine Kombination in 60 Prozent der Fälle Regen und in 40 Prozent der Fälle Sonnenschein vorhersagte. Zudem habe die Analyse der Fragebögen ergeben, dass die Spieler mehr Einsicht über die Bedeutung der Karten gewonnen hatten. „Unsere Studie zeigt, dass Videospieler besser darin sind, Situationen schnell zu erfassen, neues Wissen zu generieren und Wissen zu kategorisieren – und das vor allem in Situationen mit hoher Unsicherheit“, betont die Erstautorin Sabrina Schenk.
Computerspiele stimulieren bestimmte Hirnregionen
Nach Ansicht der Wissenschaftler ist davon auszugehen, dass die Gamer bessere Ergebnisse erzielen, weil Videospiele bestimmte Gehirnregionen stimulieren. Ihre Art des Lernens sei mit einer gesteigerten Aktivität im Hippocampus einher gegangen, der seinerseits eine entscheidende Rolle für das Lernen und Gedächtnis spiele. „Wir glauben, dass Videospiele bestimmte Gehirnregionen wie den Hippocampus trainieren“, so Schenk. Dies sei „nicht nur für junge Leute spannend, sondern auch für Ältere; denn im Alter führen Veränderungen im Hippocampus dazu, dass die Gedächtnisleistung nachlässt“, erläutert die Neuropsychologin. Möglicherweise könne dies in Zukunft mit Videospielen therapiert werden. (fp)
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