Sind Fertiggerichte Schuld an der steigenden Anzahl von Übergewichtigen?
Die Regale der Supermärkte sind prall gefüllt mit stark verarbeiteten Fertiggerichten. Von der Pizza bis zur Tütensuppe – rund die Hälfte der Produkte fällt in diese Kategorie. Mit dem steigenden Angebot an Fertiggerichten steigt auch die Anzahl der Übergewichtigen in Deutschland. Eine aktuelle Studie zeigt nun warum: Sogenannte ultra-verarbeitete Lebensmittel bringen die Menschen dazu, mehr zu essen, schneller zu essen und mehr Gewicht anzusetzen.
Bei der aktuellen Untersuchung des US National Institute of Health und des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases, wurde festgestellt, dass der Verzehr von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln starke Auswirkungen auf unser Gewicht hat, weil wir mehr von diesen Lebensmitteln essen und sie schneller zu uns nehmen, verglichen mit normalen Nahrungsmitteln. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ publiziert.
Starke Gewichtszunahme in kurzer Zeit
Wenn Menschen ultra-verarbeitete Lebensmittel konsumierten, nahmen sie im Durchschnitt 500 Kalorien mehr pro Tag zu sich. Dies führte dazu, dass sie innerhalb von nur zwei Wochen zwei Pfund (1 kg) an Gewicht zunahmen. Die Nahrungsaufnahme und die Gesundheit der Teilnehmenden wurden bei der Studie genau untersucht. Während der Untersuchung erhielt jede Gruppe von Teilnehmenden drei Mahlzeiten pro Tag, welche auch Getränke und Snacks umfassten.
Gesunde Ernährung führte zu Gewichtsabnahme
Für die Studie nahm die Hälfte der Teilnehmenden eine Ernährung aus ultra-verarbeiteten Lebensmitteln zu sich. Die andere Hälfte der Teilnehmenden verzehrte eine Ernährung, welche reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten war. Die Mahlzeiten waren so ausgewogen wie möglich und jede Kalorie wurde gezählt. Im Studienzeitraum nahmen die Teilnehmenden der Gruppe mit der gesunden und ausgewogenen Ernährung an Gewicht ab.
Ultra-verarbeitete Lebensmittel bringen Menschen dazu mehr zu essen
Die Autoren der Studie waren durchaus von diesem Ergebnis überrascht, weil sie eigentlich angenommen hatten, dass, wenn bei beiden Formen der Ernährung Bestandteile wie Zucker, Fett, Kohlenhydrate, Protein und Natrium aufeinander abgestimmt sind, Menschen durch ultra-verarbeitete Lebensmittel eigentlich keinen Grund hätten, mehr zu essen. Es konnte aber festgestellt werden, dass die Personen in der Gruppe mit ultra-verarbeiteter Ernährung tatsächlich viel mehr Kalorien verzehrten. Dies führte dazu, dass sie an Gewicht und Körperfett zunahmen.
Daraus schlossen die Forschenden, dass verarbeitete Lebensmittel Fettleibigkeit begünstigen. In der Studie wurde das sogenannte NOVA-System zur Lebensmittelklassifizierung verwendet, mit dem Lebensmittel anhand ihrer geschmacksverbessernden Zusätze, Haltbarkeit verlängernden Konservierungsstoffe sowie ihrer Verpackungs- und Vermarktungsmerkmale klassifiziert werden. Beide untersuchten Formen der Ernährung enthielten die gleiche Menge an Kalorien, Zucker, Ballaststoffen, Fett und Kohlenhydraten, und die Teilnehmenden konnten so viel oder so wenig essen, wie sie wollten. Nach zwei Wochen wechselten die Gruppen ihr Ernährung und es konnten die gleichen Muster von Überernährung und Gewichtszunahme beobachtet werden.
Weitere Forschung ist nötig
Beide Gruppen gaben an, dass ihnen das Essen schmeckte, was darauf hindeutet, dass etwas anderes als der Geschmack den Unterschied verursachte. Weitere Forschung wird sich in Zukunft mit dem Verständnis dieser Ursache befassen. Die erhöhte Nahrungsaufnahme könnte eine Folge von bestimmten Zusätzen sein, die beispielsweise die Freisetzung von Hungerhormonen stören. Die Untersuchung zeigt, wie schwierig es für weniger wohlhabende Menschen sein kann, sich an Ernährungsempfehlungen zu halten. Die verarbeitete Ernährung kostete ein Drittel weniger als die gesunde Ernährung mit unverarbeitete Lebensmitteln. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.