Eine Behandlung mit Ultraschall könnte laut einer neuen Studie die Gedächtnisdefizite bei Alzheimer lindern, auch wenn dabei die Amyloid-Plaque nicht abgebaut werden. Der Effekt scheint auch abhängig von der Frequenz des Ultraschalls.
Forschende der University of Queensland haben an Mäusen nachgewiesen, dass eine wiederholte Ultraschallbehandlung die Gedächtnisdefizite bei Alzheimer verbessern kann, ohne die Beta-Amyloid-Belastung zu verringern. Die entsprechenden Studienergebnisse sind in dem Fachmagazin „Molecular Psychiatry“ veröffentlicht.
Rolle der Beta-Amyloid-Plaques
Zwar sind die zugrundeliegenden Mechanismen bei Alzheimer bis heute nicht abschließend geklärt, doch wird den Ablagerungen von Beta-Amyloid-Plaques eine wesentliche Bedeutung zugeschrieben.
„Amyloid-Plaques sind Proteinklumpen, die sich im Gehirn ansammeln und die Kommunikation zwischen Gehirnzellen blockieren können, was zu Gedächtnisverlust und anderen Symptomen der Alzheimer-Krankheit führt“, erläutert Dr. Gerhard Leinenga vom Queensland Brain Institute (QBI).
So habe bisher die Annahme gegolten, dass bei der Behandlung die zugrunde liegende Amyloid-Plaque-Pathologie für kognitive Verbesserungen angegangen werden muss.
„Frühere Studien konzentrierten sich daher darauf, die Blut-Hirn-Schranke mit Mikrobläschen zu öffnen, die den Zelltyp im Gehirn namens Mikroglia aktivieren, der die Amyloid-Plaque entfernt“, so Dr. Leinenga.
Ultraschallbehandlung wirkt
In der neuen Studie konnten die Forschenden nun an Mäusen zeigen, dass die Ultraschallbehandlung auch ohne Öffnung der Blut-Hirn-Schranke und ohne Reduzierung der Amyloid-Plaque zu Verbesserungen bei Alzheimer führt.
Weitergehende Untersuchungen des Gehirns der Mäuse (unter anderem mittels funktioneller Magnetresonanztomographie) zeigten, dass die Ultraschallbehandlung langanhaltende funktionelle Veränderungen hervorrief, die mit der Verbesserung des Gedächtnisses korrelierten, berichten die Fachleute.
Interessanterweise war die Behandlung bei einer höheren Frequenz (1 MHz) wirksamer als bei einer Frequenz innerhalb des Bereichs, der derzeit in klinischen Studien bei Alzheimer untersucht wird (286 kHz), so das Forschungsteam weiter.
Höhere Frequenz wirksamer
„Wir haben zwei Arten von Ultraschallwellen getestet, die mit zwei unterschiedlichen Frequenzen ausgestrahlt werden, (…) und festgestellt, dass die höhere Frequenz im Vergleich zu Frequenzen, die derzeit in klinischen Studien für Alzheimer-Patienten untersucht werden, bessere Ergebnisse liefert“, betont Professor Jürgen Götz vom QBI.
Die Behandlung hatte direkte Auswirkungen auf die Neuronen, erhöhte die Plastizität und verbesserte die Gehirnnetzwerke, ergänzt Dr. Gerhard Leinenga. Die Forschenden gehen davon aus, dass der Ultraschall die Widerstandsfähigkeit des Gehirns gegenüber den Plaques erhöht, auch wenn diese nicht beseitigt werden.
„Durch das Verständnis der Mechanismen, die der Ultraschalltherapie zugrunde liegen, können wir die Behandlungsstrategien anpassen, um die kognitiven Verbesserungen bei Betroffenen zu maximieren“, so Dr. Leinenga. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Gerhard Leinenga, Xuan Vinh To, Liviu-Gabriel Bodea, Jumana Yousef, Gina Richter-Stretton, Tishila Palliyaguru, Antony Chicoteau, Laura Dagley, Fatima Nasrallah & Jürgen Götz: Scanning ultrasound-mediated memory and functional improvements do not require amyloid-β reduction; in: Molecular Psychiatry (veröffentlicht 18.03.2024), nature.com
- The University of Queensland: Ultrasound therapy shows promise as a treatment for Alzheimer’s disease (veröffentlicht 02.04.2024), uq.edu.au
Wichtiger Hinweis:
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