Umckaloabo bekommt Konkurrenz – Schwabe scheint gelassen
Mit Umckaloabo steht Heilpraktiker, Ärzten und Apotheken seit dreißig Jahren aus dem Sortiment der Naturheilkunde ein wirksames Medikament gegen Erkältungskrankheiten zur Verfügung. Nach einem Patentstreit, der negativ für den Hersteller Schwabe endete, fürchteten Beobachter nun das "Aus" der erfolgreichen Präparate. Bereits gestern konnte jedoch aus dem Hause des Herstellers eine deutliche Entwarnung vernommen werden.
Nachdem am Dienstag dem Pharma-Hersteller Dr. Willmar Schwabe das Patent zum Herstellungsverfahren von Extrakten aus den Pflanzen Pelargonium sidoides und Pelargonium reinforme aberkannt wurde, verbreitete sich rasch die Befürchtung um das völlige Verschwinden der Produkte vom Markt. Dr. Traugott Ullrich, Sprecher des Unternehmens, stellte klar, dass es sich bei dem Patentstreit lediglich um das Extraktionsverfahren zur Herstellung der Medikamente aus den Pflanzen handelte, nicht aber um die Medikamente, die unter dem Namen Umckaloabo auf dem Markt seien.
Seit September 2002 war es nämlich nur der Firma Schwabe gestattet, die Wirkstoffe mit dem besagten Verfahren zu extrahieren. Mit technischen und ethischen Begründungen erhoben konkurrierende Firmen und Nichtregierungsorganisationen Einspruch gegen das Patent des Karlsruher Unternehmens. Jetzt hat das Europäische Parlament befunden, dass bereits Handbücher mit technischen Anleitungen zum umstrittenen Herstellungsverfahren existiert haben und deshalb keine Erfindung von Schwabe darstellen. Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) begrüßte die Entscheidung als „großen Erfolg im Kampf gegen Biopiraterie“, da es sich bei der Extraktion aus den Geranienwurzeln um ein traditionell afrikanisches Verfahren handele.
Der Widerruf des Patents erlaubt es nun auch anderen Produzenten von Phyto-Arzneien, mit eben diesem Verfahren die begehrten Erkältungspräparate herzustellen. Aufgrund der guten Stellung am Markt und den Hürden, die einem Konkurrenzprodukt bis zur Zulassung als Arzneimittel bevorstehen, sehe Ullrich keinerlei Gefahr für die „bombenstarke Marke“ Umckaloabo, die seit vergangenem Herbst auch in Tablettenform erhältlich ist.
Trotz offenkundiger Gelassenheit wundert es nicht, dass Schwabe nach Erhalt des schriftlichen Bescheids die Möglichkeit einer Beschwerde gegen den Beschluss des Patentamtes stark in Erwägung zieht. Geht es der Firma laut eigener Erklärung insbesondere um die Abwendung des Vorwurfs des „unrechtmäßig angeeigneten traditionellen Wissens“, spielt vielleicht auch die Tatsache eine Rolle, dass Schwabe allein in Deutschland mit Umckaloabo jährlich 40 Millionen Euro umsetzt. (Jeanette Viñals Stein, Heilpraktikerin, 29.01.2010)
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