Kind und Karriere sind für Frauen in Deutschland kaum vereinbar
Laut einer aktuellen Umfrage sind die Möglichkeiten in Deutschland, Kind und Job zu vereinbaren, deutlich schlechter als in vielen anderen Ländern. Nur etwa jede fünfte Frau hierzulande ist zuversichtlich, dass ein Kind ihrer Karriere nicht schadet.
Deutschland steht im internationalen Vergleich sehr schlecht da
Kinder und Karriere sind nach Ansicht vieler Frauen in Deutschland nur schwer miteinander zu vereinbaren. Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, ergab eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Thomson-Reuters-Stiftung und der Rockefeller-Stiftung, dass deutsche Frauen im internationalen Vergleich die Lage eher schwierig einschätzen. Lediglich von den Japanerinnen werden sie dabei übertroffen. Den Angaben zufolge äußerten sich 47 Prozent der international 9.500 befragten Frauen zuversichtlich, eine Familie haben zu können, ohne der Karriere zu schaden. In Deutschland lag der Anteil jedoch nur bei 21 Prozent und in Japan bei 17 Prozent. Durchgeführt wurde die Umfrage in den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20).
Frauen in Schwellenländern am optimistischsten
Der Erhebung zufolge sind Frauen in Schwellenländern am optimistischsten. So meinen 74 Prozent der Brasilianerinnen, Kind und Karriere verbinden zu können, gefolgt von Frauen in Indonesien und Südafrika, mit jeweils 63 Prozent. Die USA (43 Prozent) liegen im Mittelfeld, während der Anteil in Frankreich und Großbritannien bei 34 Prozent beziehungsweise 29 Prozent liegt.Die Weltbank-Expertin Henriette Kolb erklärte der Agentur zufolge, dass Frauen in Ländern mit den höchsten Umfragewerten bei der Kindererziehung eher auf die Hilfe ihrer Verwandten bauen könnten. Die Verfügbarkeit von niedrigbezahlten Hausangestellten sei ein weiterer Faktor.
Traditionelle Familienbilder und andere Gründe
In Deutschland hingegen stehen fehlende Kindertagesstätten und Ganztagsschulen – aber auch traditionelle Familienbilder – der Karriere entgegen. Bei manchen spielen möglicherweise auch finanzielle Gründe eine Rolle. Einer älteren Studie zufolge verdienen kinderlose Akademikerinnen mehr. Das HIS-Institut für Hochschulforschung hatte damals mitgeteilt, dass Vollzeit-Job und Familie in der Praxis schwer vereinbar zu sein scheinen. Zudem wurde in den vergangenen Jahren verstärkt berichtet, dass immer mehr Mütter aufgrund der Doppel- und Dreifachbelastung durch Kindererziehung, Haushalt und Job unter Erschöpfung und Burnout leiden. Die Situation hierzulande ist also offenbar schwieriger als anderswo. Wie „Reuters“ berichtet, nehmen sich Frauen in Deutschland auch eine längere Auszeit von der Arbeit als in anderen europäischen Staaten und arbeiten danach häufig nur in Teilzeit, was der Karriere eher schadet. Von den nun befragten Frauen gaben 37 Prozent an, dass sie befürchteten, Kinder würden ihrer Karriere schaden. (ad)
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