Der Rettungsdienst braucht in vielen deutschen Großstädten zu lange, bis er beim Notfallpatienten ankommt. Dies ist das Ergebnis einer Recherche des ARD-Magazins “Plusminus”. Demnach würden rund 40 Prozent der Krankenwagen zu spät eintreffen – was lebensbedrohliche Folgen haben kann.
Experten fordern Hilfsfrist von maximal acht Minuten
Ob ein schwerer Sturz, Kreislaufzusammenbruch oder Atemnot: Es gibt viele Gründe, warum die Alarmierung des Rettungsdienstes unter der Nummer 112 notwendig werden kann. Ist der Notruf abgesetzt, sollte der Krankenwagen so schnell wie möglich bei dem Patienten eintreffen. Denn bei vielen Erkrankungen wie z.B. einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kann jede Verzögerung schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Aus Sicht von Notärzten und Wiederbelebungsexperten sollte der Rettungsdienst daher in 85 Prozent der Einsätze innerhalb von acht Minuten am Notfallort sein, berichtete “Plusminus“ am Mittwoch Abend in der ARD. „Eine Hochrechnung von uns zeigt, dass, wenn wir diese Hilfsfrist bundesweit umsetzen können, bis zu 1000 Menschenleben pro Jahr mehr gerettet werden könnten”, so der Notfallmediziner Matthias Fischer vom Deutschen Rat für Wiederbelebung gegenüber dem Magazin.
Magazin wertet Zahlen aus 44 Großstädten aus
“Plusminus” hatte nach eigenen Angaben bundesweit 76 Städte nach ihren Hilfsfristen und deren Einhaltung befragt und von 44 Städten verwertbare Antworten bekommen. Es zeigte sich, dass nur Mönchengladbach und Bottrop die dort geforderten acht Minuten einhielten und das sogar in 90 Prozent aller Einsätze, so der Bericht. Andere Städten hinkten jedoch teilweise deutlich zurück. In Baden-Württemberg beispielsweise, wo mit 15 Minuten fast die doppelte Zeit erlaubt ist, wurde selbst diese Frist nicht oft genug erreicht.
Berlin bildet das Schlusslicht
„Besonders schlechte Ergebnisse“ erzielte dem Magazin zufolge Berlin. Hier sollte der Krankenwagen eigentlich ebenfalls innerhalb von acht Minuten da sein. Doch dies wird nach eigenen Angaben schon seit Jahren nur noch in weniger als 50 Prozent der Einsätze erreicht. 2014 kamen die Helfer der Umfrage zufolge sogar nur in 39 Prozent der Fälle innerhalb dieser Frist beim Patienten an. „Ich persönlich hatte die längste Eintreffzeit mit einem Rettungswagen mit 21 Minuten”, erklärt der ehemalige Rettungswagenfahrer Michael Quäker gegenüber “Plusminus”. „Da ist der Patient allerdings schon in der Phase, dass er reanimationspflichtig ist. Nach 21 Minuten ist aber definitiv nicht mehr viel zu retten“, ergänzt er. Ähnliches erlebte auch Ralf Fibich: „Bis zu 30, 45 Minuten kann es in Berlin dauern. Das ist kein Einzelfall. Das ist gang und gäbe“, so der ehemalige Disponent bei der Feuerwehr Berlin. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.