Umweltchemikalie Bisphenol A blockiert Zellfunktion
19.12.2012
Das in vielen Kunststoffprodukten enthaltene Bisphenol A steht schon seit vielen Jahren in Verdacht, gesundheitsschädigende Wirkungen zu haben. Forscher der Universität Bonn wiesen nun in Experimenten an Gewebeproben von Mäusen und Menschen nach, dass die Umweltchemikalie die Calcium-Kanäle in den Zellmembranen blockiert.
Bei Bisphenol A (BPA) handelt es sich um eine Chemikalie, die für die Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen und Kunstharzen verwendet wird. „Nach neueren Erkenntnissen kann die Substanz den Hormonhaushalt beeinflussen sowie Enzyme und Transportproteine in ihrer Funktion beeinträchtigen“, berichtet Prof. Dr. Dieter Swandulla von der Universität Bonn. Der Stoff werde mit Herzkrankheiten, Diabetes, Übergewicht, Krebs und neurologischen Störungen in Zusammenhang gebracht.
Bisphenol A blockiert wichtige Calcium-Kanäle
Das Forscherteam stellte nun fest, dass BPA für die Zellfunktion wichtige Calcium-Kanäle in der Zellmembran reversibel blockiert. Durch diese porenartigen sogenannten Kanalproteine strömt das Calcium in die lebenden Zellen, wodurch etwa die Kontraktion von Herzmuskelzellen, die Aktivität von Enzymen und die Kommunikation der Nervenzellen untereinander gesteuert werden. Da die Bindung des Bisphenol A an den Calcium-Kanal reversibel erfolgt, bestehe immerhin die Möglichkeit, dass die Chemikalie vom Körper wieder ausgeschieden wird.
Chemikalie allgegenwärtig
Allerdings sind Bisphenol A und verwandte Substanzen mittlerweile nahezu überall in der Umwelt messbar: z.B. in CD’s, Geldscheinen, Einkaufszetteln, Konservendosen, Zahnfüllungen und Flammschutzmitteln, aber auch in der Atemluft und im Hausstaub. „Es wäre deshalb wünschenswert, die Produktion von BPA komplett einzustellen“, sagt Prof. Swandulla. Quelle: Bisphenol A inhibits voltage-activated Ca2+ channels in vitro: mechanisms and structural requirements, „Molecular Pharmacology“, DOI: 10.1124/mol.112.081372. (BdH)
Lesen:
Bisphenol A in Zahnfüllungen
Bisphenol-A führt zur Unfruchtbarkeit bei Frauen
Studie: Mädchen immer früher Geschlechtsreif
Hormonaktive Chemikalien bedrohen die Gesundheit
Umweltbundesamt warnt vor Chemikalie Bisphenol A
Gefährliche Stoffe in Softdrinks
Chemikalie Bisphenol-A auf Kassenbons gefunden
Bisphenol-A führt zur Unfruchtbarkeit bei Frauen
Bildnachweis: Rolf van Melis /Pixelio.de.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.