Juckende Hautkrankheit: Krätze breitet sich weiter aus
Zwar denken viele Menschen, Krätze wäre in Deutschland längst Vergangenheit, doch es gab immer wieder mal Phasen, in denen die juckende Hauterkrankung zurückkehrte. Schon seit längerem breitet sich die unangenehme Krankheit im Norden Deutschlands aus. In Hamburg hat sich die Zahl der Betroffenen verdoppelt.
Infektiöse Hautkrankheit galt als ausgestorben
Zwar galt Krätze hierzulande lange Zeit als ausgestorben, doch komplett verschwunden war die infektiöse Hautkrankheit nie. So gab es in jüngerer Zeit immer mehr Fälle von Krätze-Infektionen in Schulen. Und erst vor wenigen Monaten musste in einer Bonner Klinik eine ganze Station wegen Krätze-Fällen geschlossen werden. Aktuell steigt die Zahl der Krätze-Fälle in Norddeutschland.
Zahl der Betroffenen hat sich verdoppelt
„Wir stellen einen starken Anstieg bei den für die Behandlung von Krätze wichtigsten Wirkstoffgruppen fest. Bei der entsprechenden Salbe stieg die Anzahl der Verordnungen in Hamburg innerhalb eines Jahres um 64,5 Prozent, bei den Tabletten sogar um 90,5 Prozent“, erklärte Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg in einer Mitteilung.
„Auch die Zahl der Betroffenen hat sich innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt“, so Liedtke weiter.
Ausgewertet wurden Verordnungen mit den Wirkstoffen Permethrin und Ivermectin der Jahre 2016 und 2017.
Keine Frage der Hygiene
„Betroffene müssen sich nicht schämen, denn eine Ansteckung mit Krätze kann jeden treffen und hat nicht unbedingt etwas mit fehlender Hygiene zu tun“, erklärte Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer.
„Hinzu kommt, dass die Krätze zunächst durchaus übersehen werden kann. Dann wird der von den kleinen Milben ausgelöste Juckreiz mit den Symptomen eines Hautekzems verwechselt und auch so behandelt, was wiederum die Krätze kaschiert“, so Petzold weiter.
Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Portal „infektionsschutz.de“ erklärt, ist die Krätze, medizinisch als Skabies bezeichnet, eine durch die Krätzmilbe verursachte ansteckende Hautkrankheit des Menschen.
Sie kann sowohl von Mensch zu Mensch, als auch von Tier zu Mensch und über Kleidung oder Gegenstände übertragen werden.
Die Erkrankung ist normalerweise nicht gefährlich, für Betroffene aber äußerst unangenehm.
Krankheitszeichen von Krätze
Brennen der Haut und Juckreiz, der bei Bettwärme besonders stark ausgeprägt ist, sind laut BZgA häufig erste Anzeichen der Krätze.
„Der Juckreiz kann sich sogar auf Hautregionen ausbreiten, die nicht direkt von
Krätzmilben betroffen sind“, schreiben die Experten auf ihrem Portal.
Befallen sind demnach vor allem Zwischenräume von Fingern und Fußzehen, Handgelenke, Knöchel, Achseln, Ellenbogen, Brustwarzen und Genitalien.
Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern können auch der behaarte Kopf, das Gesicht sowie Hand- und Fußflächen betroffen sein.
Zudem können verletzte Hautstellen durch Kratzen eitrig entzünden. Bei längerem Befall kann sich als Reaktion auf die Ausscheidungen der Milbe ein großflächiger juckender Hautausschlag mit stecknadelgroßen Bläschen, geröteten erhabenen Knötchen oder Pusteln entwickeln.
Hohe Ansteckungsgefahr
Besonders leicht kann sich die Krätzmilbe in Kindergärten verbreiten, denn dort besteht ein enger Körperkontakt von Kindern untereinander. Tritt im Kindergarten die Krätze auf, muss dies nach dem Infektionsschutzgesetz dem Gesundheitsamt gemeldet werden.
Die Dunkelziffer der Krankheitsfälle dürfte allerdings höher sein, da eventuell befallene Familienmitglieder darin nicht erfasst werden.
„Erst bei ersten Beschwerden suchen die Eltern mit ihrem Nachwuchs den Arzt auf. Betroffene Kinder sind aber schon ansteckend, wenn die Familien noch nichts von der Infektion wissen“, erklärt Petzold.
„Krätzmilben können außerhalb des menschlichen Körpers einige Tage überleben und sich in dieser Zeit einen neuen Wirt suchen“, so Petzold.
Daher rät die Expertin, Kleidung und Bettwäsche täglich zu wechseln und bei 60 Grad zu waschen. Handtücher sollten sogar zweimal täglich erneuert werden. Nicht waschbares Spielzeug sollte sieben bis 14 Tage lang luftdicht verpackt werden, am besten in einer Plastiktüte.
Sinnvoll ist es außerdem, Polstermöbel und Matratzen täglich mit einem starken Staubsauger abzusaugen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.