Augenbeschwerden nach Badeunfall – Rätselhafte Objekte in die Augenhöhle eingedrungen
Eigentlich soll Urlaub der Erholung und Entspannung dienen, doch erleiden manche Reisende mysteriöse Beschwerden, die sie aus fernen Ländern bis nach Hause begleiten. So auch ein Mann, der nach einem vermeintlich harmlosen Badeunfall in Ägypten schwere Augenprobleme entwickelte. Was die Mediziner des Universitätsklinikums Freiburg in seinem Auge fanden, hat auch sie überrascht.
Der Mann hatte seinen Urlaub am Roten Meer in Ägypten verbracht und beim Schnorcheln zwischenzeitig die Taucherbrille abgesetzt. Etwas kollidierte mit seinem linken Auge, was daraufhin schmerzte und leicht blutete. Doch gingen die anfänglichen Beschwerden schnell zurück und zunächst schien alles normal. Allerdings war auch nach seiner Rückkehr irgendetwas mit dem Auge nicht in Ordnung, weshalb der Mann die Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg aufsuchte. Dort konnten die Mediziner erst im Rahmen eines operativen Eingriffs die tatsächliche Ursache ermitteln, mit der am Ende niemand der Beteiligten gerechnet hatte.
Doppelbilder und hängendes Augenlid
Was genau mit seinem Auge beim Tauchen kollidiert war, konnte der Patient laut Mitteilung des Universitätsklinikums Freiburg nicht erkennen. Zwar habe das Auge kurze Zeit geblutet und geschmerzt, doch gingen die Beschwerden schnell zurück. Aber das Auge bereitet dem Mann weiterhin Beschwerden, weshalb er vier Wochen nach dem Badeunfall in die Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg kam. Laut Professor Dr. Wolf Lagrèze, Leiter der Sektion Neuroophthalmologie, Kinderaugenheilkunde, Schielbehandlung am Universitätsklinikum Freiburg und Leiter des Orbita-Zentrums Freiburg, konnte der Patient „das rechte Augenlid nur etwa zur Hälfte öffnen“ und „außerdem sah er Doppelbilder wie beim Schielen, wenn er nach oben blickte.“
Verdacht auf Granulom
In dem Freiburger Orbita-Zentrum, wo Experten aus insgesamt elf Fachbereichen zusammenarbeiten, um Erkrankungen und Verletzungen der Augenhöhle optimal zu behandeln, war bereits bei der ersten Untersuchung eine ungewöhnliche, rundliche, vernarbte Stelle auf dem linken Oberlid ertastbar. Professor Lagrèze „vermutete zunächst, dass es sich um ein gutartiges Knötchen oder eine kleine Narbe handelte“, so die Mitteilung des Universitätsklinikums.Dieses sogenannte Granulom wurde anhand von Kernspin-Aufnahmen genauer untersucht, mit denen das Weichgewebe des Auges besonders detailliert dargestellt werden kann. Doch „man sah auf den Kernspin-Bildern nichts ungewöhnliches, eben nur einen Knoten im Lidgewebe“, so Professor Lagrèze.
Fremdkörper ähneln kleinen Strohhalmen
In einem Eingriff unter lokaler Betäubung versuchte das Team um Professor Lagrèze das vermeintliche Granulom anschließend zu entfernen. Aber „als wir die Narbe aufgeschnitten hatten, entdeckten wir einen dunkelblau-grünlichen Fremdkörper“, berichtet der Mediziner. Nach Rücksprache mit dem Patienten wurde daher eine Vollnarkose zur Fortführung der Operation eingeleitet. „Beim weiteren Präparieren der Narbe tauchten zwei Objekte auf, die im ersten Moment wie Strohhalme aussahen und tief in die Augenhöhle hineinreichten“, so Professor Lagrèze weiter.
Gegenstände waren leicht entfernbar
Die Gegenstände ließen sich zum Glück „relativ problemlos herausziehen“, berichtet der Augenarzt und im Anschluss sei die Wunde auf dem Augenlid vernäht und mit einem Verband verschlossen worden. Bei genauerer Betrachtung kam der Verdacht auf, dass die Objekte von einem Fisch stammen könnten und es erfolgte eine Analyse durch das Hamburger Thünen-Institut für Seefischerei. „Die dortigen Wissenschaftler identifizierten sie als Unterkiefer des Halbschnäblers, der in tropischen Gewässern heimisch ist und in flachem Wasser direkt unter der Wasseroberfläche nach Beute sucht“, berichtet das Freibuger Uniklinikum.
Kollision mit einem Fisch
Laut Professor Lagrèze ist der Patient „offensichtlich mit dem Fisch zusammengestoßen, wobei die Unterkieferknochen oberhalb des Augapfels in die Augenhöhle eingedrungen und abgebrochen sind.“ Eine äußerst unangenehme Vorstellung, wobei die Beschwerden sich zunächst jedoch in Grenzen hielten. „Wie zwei Stecknadeln haben (die Knochen) den Hebemuskel des Augenlids und den Muskel für Aufwärtsbewegungen des Auges fixiert“, erläutert der Experte. Weil sich hierdurch beim Blick nach oben nur das rechte Auge bewegen konnte, seien die Doppelbilder aufgetreten. Die Verletzung des Auges war drei Monate nach dem Eingriff komplett ausgeheilt und „auch gegen zukünftige Schnorcheltouren spricht nichts“, so Professor Lagrèze. (fp)
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