Ernährung im Krankenhaus oftmals ungenügend
02.09.2011
Die Ernährung in deutschen Krankenhäusern war bislang offenbar so schlecht, dass viele Patienten aufgrund von Mangelernährung beim Heilungsprozess eine erhöhte Komplikationsrate aufwiesen. Daher hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nun im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz neue Qualitätsstandards für das Klinikessen entwickelt.
Ähnlich den bereits bestehenden Regelungen für Kindertagesstätten, Schulen, Essen-auf-Rädern, Pflegeeinrichtungen und Altenheime sollen die Vorgaben der DGE für die Kliniken eine bedarfsgerechte und ausgewogene Ernährung sicherstellen. Dabei sind nicht nur drei Hauptmahlzeiten sondern zusätzlich mindestens zwei Zwischenmahlzeiten vorgesehen, um eine angemessene Ernährung der Patienten zu gewährleisten. Eine Anpassung der Ernährungsrichtlinie ist laut Aussage der DGE dringend erforderlich, da die bisherige Ernährung in vielen Kliniken eine Mangelernährung der Patienten begünstige. Dabei kritisieren die Ernährungsexperten nicht nur die Qualität des Essens an sich, sondern auch die Rahmenbedingungen wie den Service oder die Gestaltung der Essplätze.
Ein Viertel der Patienten bei Einlieferung unterernährt
Häufig werden Patienten bereits unterernährt im Krankenhaus eingeliefert (etwa 25 Prozent der Klinikpatienten leiden an Untergewicht) und durch das ungenügenden Ernährungsangebot setzten sich die Schwierigkeiten in den Kliniken fort, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. So essen laut Aussage der Ernährungsexperten lediglich rund fünfzig Prozent der Patienten ihr Mittagessen vollständig auf. Die Folge sind insbesondere bei den ohnehin geschwächten Krankenhaus-Patienten erhöhte Komplikationsraten, längere Liegezeiten und häufigere Wiedereinlieferungen, erklärt die DGE. So würden durch die ernährungsbedingten Probleme der Patienten die Behandlungskosten insgesamt um bis zu 20 Prozent erhöht. Eine ausgewogene Ernährung mit guten Rahmenbedingungen unterstützt hingegen laut Aussage der DGE die Genesung der Patienten und könnte auf die Weise zu einer deutlichen Reduzierung der Behandlungskosten beitragen.
Qualitätsstandards für das Krankenhaus-Essen
Um eine gesundheitsfördernde Ernährung der Krankenhauspatienten zu unterstützen, macht die DGE in den Qualitätsstandards für die Kliniken exakte Vorgaben für eine vollwertige und gesundheitsfördernde Vollverpflegung auf Basis des aktuellen Standes der Wissenschaft. Dabei werden Empfehlungen für eine optimale Auswahl der Lebensmittel, die Herstellung der Speisen und auch den Service des Personals sowie die Gestaltung der Essplätze gegeben. Auch die Anzahl der täglichen Mahlzeiten ist mit drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten exakt vorgeschrieben. So soll sichergestellt werden, dass die Patienten in jedem Fall ausreichend Nährstoffe und Flüssigkeit zu sich nehmen. Kliniken, die sämtliche Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung berücksichtigen, können sich ihr Ernährungsangebot durch ein entsprechendes Qualitätssiegel zertifizieren lassen und dürfen die Bezeichnung „Station Ernährung“ führen. Als erstes Krankenhaus deutschlandweit, das eine entsprechende Zertifizierung durchlaufen hat, wurde aktuell die Bonner Klinik Löwenstein ausgezeichnet. (fp)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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