Schlechter Schlaf führt zu mehr viszeralem Bauchfett
Ein Mangel an Schlaf steht laut einer aktuellen Studie in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für Gewichtszunahme und der Ansammlung von ungesundem Bauchfett, selbst bei Personen, die jung, schlank und gesund sind.
Forschende der Mayo Clinic (USA) zeigten, dass Schlafmangel, der über 14 Tage hinweg anhielt, zu einem durchschnittlich elfprozentigen Anstieg des viszeralen Bauchfetts führte. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem „Journal of the American College of Cardiology“ vorgestellt.
Schlafprobleme sind weit verbreitet
Mehr als ein Drittel der Erwachsenen in den USA bekommt routinemäßig nicht genug Schlaf. Auch in Deutschland sind Schlafprobleme weit verbreitet. Arbeitsmodelle wie Schichtarbeit aber auch technische Geräte wie Smartphones beeinflussen beispielsweise bei vielen Menschen das Schlafverhalten.
Anstieg des Bauchfetts bei Schlafmangel
Ein Mangel an ausreichendem Schlaf führte bei den Probandinnen und Probanden im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Schlafmangel zu einem Anstieg der gesamten Bauchfett-Fläche um neun Prozent und des viszeralen Bauchfetts um elf Prozent.
Viszerales Fett ist besonders schädlich
Viszerales Fett gilt als besonders ungesund, da sich dieses Fettgewebe tief im Bauchraum anlagert und die inneren Organe umgibt. In früheren Untersuchungen wurde bereits eine Verbindung zwischen der Menge des viszeralen Bauchfetts und einem erhöhten Risiko für Herz- und Stoffwechselkrankheiten aufgezeigt.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass mit verkürztem Schlaf selbst bei jungen, gesunden und relativ schlanken Probanden eine erhöhte Kalorienaufnahme, eine sehr geringe Gewichtszunahme und eine signifikante Zunahme der Fettansammlung im Bauchraum einhergeht“, so Studienhauptautor Professor Dr. Virend Somers.
Fett bei Schlafmangel ungünstiger angelagert
„Normalerweise wird Fett bevorzugt subkutan oder unter der Haut abgelagert“, erklärt der Professor. Bei unzureichendem Schlaf scheine sich das Fett jedoch in dem tieferliegenden Bauchraum abzusetzen.
Bauchfett durch Schlafmangel?
Die Arbeitsgruppe sieht in unzureichendem Schlaf einen bisher unbekannten Auslöser für die Entstehung von viszeralem Fett.
„Langfristig gesehen deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass unzureichender Schlaf zu den Epidemien von Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten beiträgt“, hebt Dr. Somers hervor.
Ablauf der Studie
Im Rahmen der Studie absolvierten 12 gesunde und normalgewichtige Personen einen 21-tägigen Aufenthalt in einer stationären Einrichtung. Per Zufallsprinzip durften die Teilnehmenden entweder ausreichend Schlafen oder erhielten nur eingeschränkte Schlafmöglichkeiten.
Nach einer dreimonatigen Ruhepause wurden die Gruppen gewechselt und der Versuch wiederholt. Während des Aufenthalts überwachte das Forschungsteam die Energieaufnahme, den Energieverbrauch, das Körpergewicht, die Körperzusammensetzung, die Fettverteilung und zirkulierende Biomarker für Appetit.
Vier Stunden schlaf über 14 Tage hinweg
Die Schlafmangel-Gruppe durfte nach einer Akklimatisierungsphase über 14 Tage hinweg nur vier Stunden pro Nacht schlafen, während die Kontrollgruppe neun Stunden pro Nacht schlafen durfte.
Höhere Kalorienaufnahme bei Schlafmangel
Die Forschenden konnten dokumentieren, dass Personen, die einem Schlafmangel ausgesetzt waren, rund 13 Prozent mehr Eiweiß und 17 Prozent mehr Fett zu sich nahmen, als in der Eingewöhnungsphase.
Im Durchschnitt führte dies zu einem Anstieg von 300 Kalorien pro Tag. Der Energieverbrauch blieb jedoch weitgehend unverändert.
Tiefes Bauchfett in CT-Scans entdeckt
„Die Ansammlung von viszeralem Fett wurde nur durch einen CT-Scan entdeckt und wäre sonst übersehen worden, zumal die Gewichtszunahme recht bescheiden war – nur etwa ein Pfund“, berichtet Studienleiterin Naima Covassin von der Mayo Clinic.
„Gewichtsmessungen allein würden die gesundheitlichen Folgen von unzureichendem Schlaf nur unzureichend widerspiegeln“, unterstreicht die Wissenschaftlerin. Besonders besorgniserregend sei, dass sich die Auswirkungen von Schlafmangel bei manchen Personen über lange Perioden, vielleicht sogar Jahre, hinziehen können.
Wird zu wenig gegen Schlafmangel unternommen?
Der Arbeitsgruppe zufolge müssten bessere Maßnahmen zur Behebung von Schlafmangel in Betracht gezogen werden, darunter auch Konzepte, die mehr Bewegung und eine gesündere Ernährung fördern.
Es seien jedoch weitere Studien erforderlich, um die besten Behandlungsoptionen zu identifizieren und um festzustellen, welche Personengruppen am meisten unter Schlafmangel leiden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mayo Clinic: Lack of sleep increases unhealthy abdominal fat (veröffentlicht: 29.03.2022), newsnetwork.mayoclinic.org
- Naima Covassin, Prachi Singh, Shelly K. McCrady-Spitzer, et al.: Effects of Experimental Sleep Restriction on Energy Intake, Energy Expenditure, and Visceral Obesity; in: Journal of the American College of Cardiology (2022), sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.