Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Klinikum Mannheim wegen Verdacht auf Hygienemängel
24.10.2014
Die Vorwürfe sind gravierend: Im Klinikum Mannheim sollen Knochenreste und tote Fliegen zwischen dem Operationsbesteck gefunden worden sein. Inwieweit es tatsächlich zu solchen Hygienemängeln in dem Krankenhaus gekommen ist und dadurch möglicherweise Komplikationen bei Patienten aufgetreten sind, untersucht jetzt die Staatsanwaltschaft. Der Geschäftsführer der Klinik, Alfred Dänzer, ist indes zurückgetreten.
Hygienemängel im Klinikum Mannheim könnten Komplikationen bei Patienten verursacht haben
Verunreinigtes, unsachgemäß sterilisiertes und unvollständiges OP-Besteck sind für die Qualität einer Operation verheerend. Schwere Komplikationen können für den Patienten die Folge sein. Ob dies im Klinikum Mannheim der Fall war, ist noch nicht abschließend geklärt. Am Mittwoch beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft OP-Bestecke, Protokolle der Sterilisationsabteilung, Briefe sowie EDV-Unterlagen. „Sollten durch verunreinigtes OP-Besteck Patienten zu Schaden gekommen sein, würde es sich um fahrlässige Körperverletzung handeln, bisher haben wir hierfür keine Anhaltspunkte“, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Hintergrund der Ermittlungen ist eine anonyme Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Medizinproduktgesetz.
Bereits im Oktober 2013 monierte ein Arzt des Klinikums im Gespräch mit „Spiegel-Online“ schlimme Mängel am OP-Besteck. „Regelmäßig sind Siebe unvollständig gepackt oder Instrumente und Geräte nicht vollständig funktionstüchtig“, berichtete der Mediziner. „In meiner OP heute fehlten vier Instrumente.“ Nach Informationen des Magazins wurden etwa zur gleichen Zeit in zwei Sieben der Orthopädieabteilung Staphylokokken entdeckt. Der Befund wurde damals der Geschäftsleitung mitgeteilt.
Klink-Chef tritt nach Vorwürfen wegen Hygienemängel im Klinikum Mannheim zurück
Der Aufsichtsrat der Klinik hat indes eine Kommission einberufen, die sicherstellen soll, dass entsprechenden Hinweisen von Mitarbeitern zukünftig schnell nachgegangen wird. Zudem ist die Kommission zuständig für die Einhaltung der Hygienestandards. Zwar gibt es bisher keine konkreten Anhaltspunkte für eine Häufung von Fällen, bei denen es nach der Operation zu Infekten oder anderen Komplikationen gekommen ist, jedoch reduzierte das Klinikum die Zahl der täglichen Eingriffe vorerst von 60 auf 30. Ob tatsächlich tote Fliegen und Knochenreste zwischen dem OP-Besteck gefunden wurden, wie es in einigen Medienberichten hieß, ist aber noch unklar.
Alfred Dänzer, Geschäftsführer des Klinikums Mannheim, ist am Donnerstag zurückgetreten. Grund sei die zum Teil „fehlende Vertrauensbasis im Haus", erklärte Aufsichtsratschef und Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Dänzer wurde 2009 Klinikchef und ist Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). (ag)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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