Forscher entwickeln Schnelltest zum Nachweis antibiotikaresistenter Bakterien
27.06.2014
Die zunehmenden Ausbreitung antibiotikaresistenter Erreger ist nicht nur in deutschen Kliniken ein wachsendes Problem. „In Europa schätzt man die Todesfälle im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen auf rund 25.000 Personen jährlich“, berichtet die Schweizer Universität Freiburg. Ein neu entwickeltes Testverfahren könne helfen, bestimmte resistente Bakterien innerhalb kürzester Zeit zu identifizieren und gegebenenfalls erforderliche Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Gemeinsam mit dem Institut INSERM in Paris haben Professor Patrice Nordmann und Dr. Laurent Poirel, die am Lehrstuhl für Mikrobiologie des Medizinischen Instituts der Universität Freiburg tätig sind, den neuen „Schnelldiagnose-Test“ entwickelt. Dieser erkennt „Multiresistenzen gegen Breitspektrumantibiotika und ist in der Lage, die Bakterienstämme des Acinetobacter baumannii, einem im klinischen Alltag besonders gefürchteten Krankheitserreger“, innerhalb von zwei Stunden festzustellen, berichtet die Universität Freiburg. Die Verwendung dieses Diagnosetests könnte nach Ansicht der Forscher auch zur besseren Kontrolle der Verbreitung bestimmter Antibiotikaresistenzen beitragen.
Drastische Zunahme der Antibiotikaresistenzen
Insgesamt haben die Antibiotikaresistenzen der Bakterien in den letzten Jahren stark zugenommen, doch besonders dramatisch ist die Situation den Angaben der Schweizer Wissenschaftler zufolge „bei den gramnegativen Bakterien (Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii).“ Hier würden sich oftmals „regelrechte Behandlungs-Sackgassen“ abzeichnen. Auch Breitbandantibiotika, wie die Cephalosporine, oder Carbapeneme, welche als Antibiotika der letzten Generation oftmals die letzte Behandlungsoption bleiben, seien gegenüber gewissen Bakterienstämmen bereits machtlos, so die Mitteilung der Universität. Durch die zunehmende Entwicklung dieser Resistenzen würden auch „neue Methoden der Medizin des 21. Jahrhunderts, die besonders auf effiziente Antibiotikatherapien angewiesen sind,“gefährdet.
Resistente Bakterien hydrolysieren Antibiotika
Bestimmte Bakterien können Antibiotika hydrolysieren und auf diese Weise deren Wirkungsmöglichkeit verhindern, berichten die Forscher. Basierend auf diesem Prozess haben Prof. Nordmann und Dr. Poirel bereits zwei Schnelldiagnose-Testverfahren entwickelt, mit denen resistente Enterobakterien und Pseudomonas aeruginosa nachgewiesen werden können. „Mit dem dritten Verfahren, dem neuen CarbAcineto NP-Test, sind die Forscher heute in der Lage, die Carbapenemasen-Aktivität von Acinetobacter baumannii nachzuweisen, die systematisch mit einer Multiresistenz dieser Bakterienstämme gegen Antibiotika assoziiert ist“, so die Mitteilung der Universität Freiburg weiter.
Nachweis innerhalb von zwei Stunden
Den Angaben der Forscher zufolge basiert der Test auf den „Eigenschaften der Ansäuerung, welche bei der enzymatischen Hydrolyse des Carbapenems Imipenem entsteht, wenn dieses durch eine Carbapenemase gespalten wird.“ Hierdurch ändere sich der pH-Wert und das Milieu werde saurer, was mit Hilfe des Test zu erkennen ist. Der pH-Indikator zeige einen Farbumschlag von rot zu gelb. „Der Nachweis dieser Carbapenemasen-Aktivität ist sowohl bei isolierten Bakterien wie auch (direkt) an jeglichen Infektionsorten möglich“, schreiben die Forscher weiter. Das Resultat liege binnen zwei Stunden vor, während andere Diagnoseverfahren aktuell mindestens 24 Stunden, meist sogar 72 Stunden benötigen. Die Empfindlichkeit wie auch die Genauigkeit dieses neuen Testverfahrens wird von den Wissenschaftlern mit nahezu 100 Prozent angegeben.
Wichtiger Beitrag im Kampf gegen antibiotikaresistente Erreger
Die Forscher kommen zu dem Schluss, „dass die Entwicklung des CarbAcineto NP-Tests einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen das Aufkommen von Antibiotikaresistenzen darstellt.“ Der Test sei einfach durchzuführen, wenig kostenaufwändig und er hemme durch den Nachweis von multiresistenten Bakterienstämmen deren Ausbreitung. „Nicht zuletzt ermöglicht der Test eine gezielte Auswahl unter den wenigen verfügbaren Therapien für Patienten mit solchen Infektionen“, schreiben Professor Patrice Nordmann und Dr. Laurent Poirel, deren aktuelle Studie auch in dem Fachmagazin „Journal of Clinical Microbiology“ veröffentlicht wurde. (fp)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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