Forscher finden gesundheitsschädliche Stoffe im Hausstaub
Gehören Sie zu den Menschen, die ständig putzen und staubsaugen? Viele Menschen sind allerdings nicht so reinlich, sie stauben ihre Wohnung selten ab und auch der Staubsauger kommt nicht oft zum Einsatz. Dadurch könnten ernsthafte gesundheitliche Probleme entstehen. Forscher fanden jetzt heraus, das unser Hausstaub bis zu 45 giftige Chemikalien enthalten kann.
Die Wissenschaftler der George Washington University stellten bei einer Untersuchung fest, dass unser Hausstaub potenziell gefährliche Chemikalien enthalten und so gesundheitliche Probleme hervorrufen kann. Die Mediziner veröffentlichten eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen ihrer Studie.
Wie oft saugen Sie Staub?
Wann haben Sie das letzte Mal in Ihrem Haus abgestaubt? Ihre Antwort sagt natürlich viel über Ihre Gewohnheiten zu Reinigung aus. Aber viel wichtiger ist, dass der nicht entfernte Hausstaub ernsthafte gesundheitliche Probleme hervorrufen kann. Also sollten Sie vielleicht ein Staubtuch oder einen Staubsauger zur Hand nehmen und mit dem Putzen beginnen.
Zehn gefährliche Substanzen in 90 Prozent des Hausstaubs enthalten
Die Experten der George Washington University erklärten, dass sie 45 giftige Chemikalien in unserem Hausstaub gefunden haben. Zehn der gefährlichen Substanzen seien in etwa 90 Prozent aller Haushalte zu finden. Wir versuchten herauszufinden, welche Chemikalien am meisten verbreitet sind, sagen die Forscher. Einige der Chemikalien konnten praktisch in jeder Staubprobe festgestellt werden, erklärt Autorin Dr. Ami Zota. Die Medizinerin und ihr Team analysierten für ihre Untersuchung alle Studien, welche seit dem Jahr 2000 die Innenräume von Häusern und Wohnungen in den Vereinigten Staaten untersucht hatten. Dabei konnte ein Vorhandensein von vielen potentiell toxischen Chemikalien festgestellt werden. Zwei der Chemikalien wurden deutlich häufiger gefunden als der Rest, erläutern die Wissenschaftler.
Phthalate und Flammschutzmittel sind am weitesten verbreitet
Viele der zehn verbreitetsten Chemikalien fielen in die Kategorien der sogenannten Phthalate und Flammschutzmittel, sagt Dr. Zota. Diese Chemikalien stammten aus einer Reihe von Dingen, die normalerweise innerhalb von Häusern gefunden werden können. So stammten die Chemikalien beispielsweise aus Bodenbelägen, Kosmetika, Babyprodukten, Möbeln und Nagellack.
Wo finden sich Phthalate und Flammschutzmittel im Haushalt?
Um zu verstehen, warum diese Chemikalien in unserem Haus zu finden sind, müssen wir betrachten, wofür sie normalerweise verwendet werden, sagt Dr. Zota. Phthalate machen Kunststoff weicher und flexibler. Aus diesem Grund findet man sie oft in Materialien mit Vinyl (PVC). Phthalate finden sich zum Beispiel in Fußböden, Jalousien und Lebensmittelverpackungen. Flammschutzmittel (Brandhemmer) helfen die Entflammbarkeit von Gegenständen zu reduzieren. Sie sollen die Ausbreitung von Bränden einschränken.
Auch Phenole, fluorierte Chemikalien und Duftstoffe enthalten Chemikalien
Andere der gefundenen Chemikalien waren Phenole. Diese werden als Konservierungsmittel in Körperpflegeprodukten wie Shampoo verwendet. Frühere Untersuchungen ergaben bereits, dass sehr viele Pflegeprodukte mit schädlichen Chemikalien belastet sind. Außerdem fand die neue Untersuchung oft fluorierte Chemikalien, welchen zur Abwehr von Rost und zum Abweisen von Wasser genutzt werden, sagen die Experten. Zusätzlich enthielten Duftstoffe verschiedene der schädlichen Chemikalien.
Duftstoffe könnten noch viel mehr schädliche Chemikalien enthalten
Wir wissen leider noch sehr wenig über die Gefahr durch Düfte. Von den Chemikalien in Parfüms wurde nur eine in der Studie untersucht. Das könnte bedeuten, dass noch viele weiter der Chemikalien im Staub enthalten sein könnten, sagt Dr. Zota.
Wie gelangen die giftigen Stoffe in unseren Körper?
Wie nehmen wir eigentlich solche Chemikalien in unseren Körper auf? Einige der Stoffe können wir einatmen, andere werden beispielsweise über die Haut absorbiert. Phthalate wurden in den höchsten Konzentrationen in der Studie festgestellt. Aber Flammschutzmittel enthielt Chemikalien, welche am ehesten in unseren Körper eindringen können, sagen die Forscher. Es gibt sicherlich auch andere Möglichkeiten wie schädliche Chemikalien in unseren Körper gelangen. Studien stellten beispielsweise vor einiger Zeit fest, dass durch Fast-Food-Essen häufig Industriechemikalien aufgenommen werden.
Kinder besonders gefährdet
Eine der größten Sorgen über das Vorhandensein dieser Chemikalien liegt die Tatsache zugrunde, dass Kinder die Stoffe am ehesten einatmen oder verschlucken. Das liegt daran, dass sie viel auf dem Boden kriechen, alles Mögliche anfassen und auch ihre Hände unweigerlich mehrmals am Tag in den Mund nehmen, sagen die Mediziner. Eine Aufnahme der Stoffe während der frühen Entwicklung kann zu langfristigen negativen Auswirkungen führen, welche über die gesamte Lebensdauer bestehen bleiben, erklärt Dr. Zota.
Phthalate können zu Fortpflanzungsproblemen führen
Phthalate können beispielsweise bei Kindern das Risiko der Entwicklung von Verhaltens- und Nervenproblemen erhöhen. Außerdem zerstören Phthalate auch Hormone im menschlichen Körper, sagen die Wissenschaftler. Das kann dann zu Fortpflanzungsproblemen führen. In einer anderen Studie fanden Mediziner vor kurzer Zeit heraus, dass Unfruchtbarkeit durch Sonnenmilch ausgelöst werden kann. Die Chemikalien im UV-Filter können Spermien beschädigen.
Wie können wir die häusliche Belastung durch giftige Chemikalien reduzieren?
Als erstes sollten wir regelmäßig den Staub zu Hause entfernen. Am besten verwenden wir dafür aber keinen Staubwedel, sondern einen leistungsstarken Staubsauger mit einem Schwebstofffilter (HEPA = High Efficiency Particulate Air filter), raten die Experten aus den USA. So können wir sicherstellen, dass alle Staubpartikel abgesaugt werden. Außerdem sollten wir uns regelmäßig die Hände waschen, weil beispielsweise Flammschutzmittel auf den Oberflächen von Möbeln gefunden werden können.
Weitere Forschung und strengere Vorschriften werden benötigt
Wir benötigen allerdings noch viel mehr weitere Forschung, um besser zu verstehen, welchen Chemikalien wir zu Hause ausgesetzt sind. Außerdem muss es auch Veränderungen auf der politischen Ebene geben, sagen die Autoren. Verbote müssen zu einer besseren Regulierung von Chemikalien führen. Es gibt eine globale Gefahr durch giftige Chemikalien. Das Problem betrifft nicht nur Menschen in den Vereinigten Staaten. Auch in Häusern in Großbritannien und anderen europäischen Ländern konnten die Chemikalien nachgewiesen werden, erläutert Dr. Zota. Da die Europäische Union andere chemische Vorschriften als die Vereinigten Staaten haben, könnte das durchschnittliche Niveau einiger der Chemikalien hier anders als in den USA sein. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.