Keine nennenswerte Verbesserung der Ernährung
Global gesehen ist unsere Ernährung heute nicht wesentlich gesünder als vor dreißig Jahren. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam im Rahmen einer großen Studie, in der die Ernährungsgewohnheiten in 185 Ländern über drei Jahrzehnte hinweg untersucht wurden.
Forschende der Tufts University in Massachusetts (USA) analysierten, wie sich in 185 Ländern die Ernährungsgewohnheiten innerhalb der letzten 30 Jahre verändert haben. Dabei zeigte sich, dass es weltweit kaum Veränderungen gab und ein Großteil der Menschen nach wie vor eher zu einer ungesunden Ernährung neigt. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Food“ vorgestellt.
Weltweite Ernährung bewertet
Die Bewertung der Ernährung erfolgte über eine Skala von 0 bis 100. Ein niedriger Wert steht dabei für eine ungesunde Ernährung, die sich beispielsweise durch einen hohen Konsum von Zucker, verarbeitetem Fleisch und Fertiggerichten auszeichnet.
Ein hoher Wert repräsentiert eine ausgewogene Ernährung, die sich hauptsächlich aus gesunden Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten zusammensetzt. Die Skala beruht auf dem sogenannten Alternative Healthy Eating Index, der als ein validiertes Maß für die Qualität der Ernährung gilt.
Minimale Verbesserung der allgemeinen Ernährung
Die meisten Länder dieser Welt erreichen laut der Studie auf dieser Skala einen Wert um die 40 Punkte. Im Vergleich zum Jahr 1990 zeigte sich, dass sich die Ernährungsgewohnheiten innerhalb der letzten drei Jahrzehnte kaum verändert haben. Im weltweiten Durchschnitt gab es einen minimalen Zuwachs von 1,5 Punkten.
Die vorliegende Studie ist die bislang größte und umfassendste Einschätzung der globalen Ernährungsqualität und verdeutlicht die Notwendigkeit, gesündere Ernährungskonzepte zu fördern.
Auch zeigte die Untersuchung, dass es in einigen Ländern wie beispielsweise in den USA, in Vietnam und in China einen größeren Trend zur gesunden Ernährung gibt. In anderen Ländern wie zum Beispiel in Japan, Tansania und Nigeria bewegte sich der Trend dagegen von einer gesünderen Ernährung weg.
Gesunde Aspekte wurden durch ungesunde Zunichte gemacht
„Der Verzehr von Hülsenfrüchten und Nüssen sowie nicht-stärkehaltigen Gemüsesorten nahm im Laufe der Zeit zu, aber die allgemeinen Verbesserungen bei der Qualität der Ernährung wurden durch den erhöhten Verzehr von ungesunden Bestandteilen wie rotem und verarbeitetem Fleisch, zuckergesüßten Getränken und Natrium wieder ausgeglichen“, erläutert Studienhauptautorin Victoria Miller von der McMaster University in Kanada.
Jeder 4. vermeidbare Todesfall basiert auf schlechter Ernährung
Die Arbeitsgruppe betont, dass rund 26 Prozent aller vermeidbaren Todesfälle auf schlechte Ernährung zurückzuführen sind. Die Förderung einer gesünderen Ernährung spiele also eine entscheidende Rolle für die öffentliche Gesundheit.
Die Länder mit der gesündesten und ungesündesten Ernährung
Durchschnittlich am ungesündesten – mit Werten um die 30 Punkte – ernähren sich laut der Studie die Menschen in Brasilien, Mexiko, Ägypten sowie in den USA. Lediglich zehn Länder erreichten einen Wert über 50, darunter Vietnam, Iran, Indonesien und Indien. Der weltweite Durchschnitt aller Länder betrug 40,3.
Frauen ernähren sich gesünder als Männer
Außerdem zeigte sich, dass Frauen sich eher an empfohlene Ernährungsgewohnheiten halten als Männer und dass ältere Menschen sich im Durchschnitt gesünder ernähren als jüngere.
„Gesunde Ernährung wurde auch durch sozioökonomische Faktoren wie Bildungsstand und Urbanität beeinflusst“, ergänzt Miller.
„Weltweit und in den meisten Regionen hatten höher gebildete Erwachsene und Kinder mit höher gebildeten Eltern im Allgemeinen eine höhere Gesamtqualität der Ernährung“, fährt die Studienautorin fort.
Ernährung bei Kindern
Zudem zeigte sich, dass sich die Ernährungsqualität bei jungen Kindern insgesamt verbesserte, jedoch im Laufe der Jugend drastisch verschlechterte.
„Dies deutet darauf hin, dass die frühe Kindheit ein wichtiger Zeitpunkt für Interventionsstrategien ist, um die Entwicklung gesunder Lebensmittelpräferenzen zu fördern“, unterstreicht Miller.
Zu viel ungesunde und zu wenig gesunde Lebensmittel
„Wir haben festgestellt, dass sowohl zu wenige gesunde als auch zu viele ungesunde Lebensmittel zu den globalen Herausforderungen bei der Erreichung der empfohlenen Ernährungsqualität beitragen“, resümiert Studienleiter Professor Dariush Mozaffarian von der Friedman School of Nutrition Science and Policy.
„Dies deutet darauf hin, dass politische Maßnahmen, die Anreize für mehr gesunde Lebensmittel schaffen und diese belohnen, zum Beispiel im Gesundheitswesen, in Wellness-Programmen der Arbeitgeber, in staatlichen Ernährungsprogrammen und in der Agrarpolitik, einen erheblichen Einfluss auf die Verbesserung der Ernährung in den Vereinigten Staaten und weltweit haben können“, kommentiert der Professor abschließend. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Miller, V., Webb, P., Cudhea, F. et al. Global dietary quality in 185 countries from 1990 to 2018 show wide differences by nation, age, education, and urbanicity; in: Nature Food (2022), nature.com
- Tufts University: Globally, Diets Are Not Much Healthier Today Than They Were 30 Years Ago (veröffentlicht: 19.09.2022), now.tufts.edu
Wichtiger Hinweis:
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