Der Anbau von essbaren Pflanzen zu Hause ist bereits nach einem Monat mit einem deutlichen Anstieg der Bakterienvielfalt auf der Haut verbunden. Außerdem verbessert sich der Gehalt an entzündungshemmenden Molekülen im Blut und das Risiko immunvermittelter Krankheiten sinkt.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Helsinki wurde untersucht, wie sich der Anbau von essbaren Pflanzen in Innenräumen auf die Gesundheit auswirkt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Environment International“ veröffentlicht.
Veränderungen des Immunsystems
Wenn wir mit natürlichen mikrobiologischen Materialien in Kontakt kommen, kann dies unsere Mikrobiota verändern und zu langfristigen Veränderungen in der Funktion des Immunsystems führen, erläutert das Team.
Doch führe unter anderem das urbane Leben zu einer Verringerung der mikrobiellen Belastung, die Veränderungen in der menschlichen Mikrobiota und ein erhöhtes Risiko für immunvermittelte Krankheiten mit sich bringe.
Ob „Indoor-Gardening“ durch den Kontakt mit mikrobiologischen Materialien auch das Immunsystem stärken kann, überprüften die Forschenden nun an Personen, die entweder ein mikrobiell vielfältiges Nährmedium (Interventionsgruppe) oder ein optisch ähnliches, aber mikrobiell armes Medium auf Torfbasis (Kontrollgruppe) zum Indoor-Gärtnern während der Wintermonate nutzten.
Zu Beginn der Studie wurden die Mikrobiota der Haut und zusätzlich sieben Immunmarker untersucht, was nach einem Monat wiederholt wurde, erläutert das Team.
Erhöhte Bakterienvielfalt auf der Haut
Dabei habe sich gezeigt, dass die Vielfalt von fünf Bakterienstämmen (Bacteroidetes, Planctomycetes, Proteobacteria, Cyanobacteria und Verrucomicrobia) auf der Haut der Teilnehmenden der Interventionsgruppe signifikant zunahm, ebenso wie eine Klasse von gramnegativen Bakterien (Bacteroidia). In der Kontrollgruppe seien keine solche Veränderung aufgetreten.
„Ein Monat urbanes Gärtnern in Innenräumen steigerte die Bakterienvielfalt auf der Haut der Probanden und war mit einem höheren Gehalt an entzündungshemmenden Zytokinen im Blut verbunden“, berichtet der Studienautor Mika Saarenpää. Das verwendete Nährmedium sei dabei mit seiner hohen mikrobiellen Vielfalt dem Waldboden nachempfunden gewesen.
„Die Ergebnisse sind bedeutsam, da die Verstädterung zu einer erheblichen Zunahme immunvermittelter Krankheiten wie Allergien, Asthma und Autoimmunkrankheiten geführt hat, was hohe Kosten im Gesundheitswesen verursacht. Wir leben zu ‘sauber’ in den Städten“, ergänzt Saarenpää in einer Pressemitteilung
Die mikrobiell vermittelte Immunregulation könne im Idealfall das Risiko für immunvermittelte Krankheiten oder sogar deren Symptome reduzieren. Eine solche gesundheitsfördernde mikrobielle Exposition auf Bevölkerungsebene könnte die Gesundheitskosten senken und die Lebensqualität von Menschen mit immunvermittelten Krankheiten verbessern, betont der Experte.
Wie lange die Veränderungen der Hautmikrobiota und der entzündungshemmenden Zytokine anhalten, sei bisher zwar noch unklar, aber die Forschenden gehen davon aus, dass bei regelmäßiger Gartenarbeit die Regulierung des Immunsystems immer kontinuierlicher wird.
In der Kindheit anfangen
Da die Entwicklung des Immunsystems zudem in der Kindheit am aktivsten ist, sei es wichtig, dafür zu sorgen, dass Kinder in Kontakt mit der Natur und mit nützlichen Mikroben kommen. So könnten beispielsweise in Kindergärten und Schulen, vor allem in dicht bebauten Stadtgebieten, Pflanzenkästen mit mikrobiell vielfältiger Erde aufgestellt werden, erklärt Saarenpää.
Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die Erde nicht in Kontakt mit Hautverletzungen an den Händen kommt, und das Einatmen staubiger Anzuchterde ist möglichst zu vermeiden, um sich keinen Risiken auszusetzen, so der Experten.
Einfache Möglichkeit zur Förderung der Gesundheit
Das urbane Gärtnern biete insgesamt eine einfache Möglichkeit, die mikrobielle Belastung das ganze Jahr über auf sichere Weise zu erhöhen. Der Platzbedarf und die Kosten für das urbane Gärtnern sind dabei sehr gering; in der Studie wurden zum Beispiel Erbsen, Bohnen, Senf und Salat angebaut, berichtet das Team.
„Die Forschung unterstreicht die Abhängigkeit unserer Gesundheit von der Vielfalt der Natur und insbesondere von der des Bodens. Wir sind eine Spezies unter anderen, und unsere Gesundheit hängt von der Vielfalt der anderen Arten ab“, resümiert Saarenpää. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mika Saarenpää, Marja I. Roslund, Noora Nurminen, Riikka Puhakka, Laura Kummola, et al.: Urban indoor gardening enhances immune regulation and diversifies skin microbiota — A placebo-controlled double-blinded intervention study; in: Environment International (veröffentlicht Mai 2024), Environment International
- University of Helsinki: Urban gardening may improve human health – Research subjects benefitted from microbial exposure that boosts the immune system (veröffentlicht 23.05.2024), University of Helsinki
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.