In Hamburg ist der 67. Kongress der deutschen Gesellschaft für Urologie zu Ende gegangen. Über 7.000 Fachbesucher nahmen an dem Kongress unter dem Motto: „Urologie umfasst mehr“ teil. Die Mediziner wollen weg vom Image des „Männerarztes“.
Urologen sind nicht nur „Männerärzte“
Noch immer meinen viele Menschen, Urologen wären die „Frauenärzte“ der Männer. Urologen sind zwar in der Tat Experten für männliche Geschlechtsorgane, behandeln aber auch Defekte der harnbildenden und harnableitenden Organe. Daher sind sie auch die Experten für Harnleiter-, Blasen- oder Nierenprobleme, die insbesondere Frauen treffen. Trotzdem haben viele Frauen Angst vorm Urologen.
Auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) wurden urologische Erkrankungen der Frauen ebenso thematisiert wie die der Männer. Über 7.000 Fachbesucher fanden sich bei dem Kongress unter dem Motto: „Urologie umfasst mehr“ ein.
Nieren-, Blasen- und Genitalerkrankungen
Der Präsident der DGU, Prof. Dr. Stephan Roth, schrieb in einem Einladungsschreiben zum Kongress, „der Urologe und die Urologin sind mehr als der Arzt für den Mann und die Prostata! Die Etablierung des Urologen auch als Männerarzt war vor mehr als 10 Jahren ein notwendiger Schritt, weil fachfremde Disziplinen anfingen, die urologische Vorsorge beim Mann zu praktizieren: Es wurde eine die urologische Kompetenz definierende und gleichzeitig griffige Strategie entwickelt.“ Die Mediziner hatten also selbst zu dem Image des „Männerarztes“ beigetragen, von dem sie jetzt wieder wegkommen wollen. Beim diesjährigen Kongress war ihnen wichtig, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass Urologen auch Frauen und Kinder mit Nieren-, Blasen- und Genitalerkrankungen behandeln.
Auch Kinder müssen zum Urologen
Allerdings ist vielen nicht bekannt, wann beispielsweise Kinder zum Urologen müssen. Eine spezielle Jungensprechstunde beim Urologen könnte helfen, meinen Experten. Gerade bei Kindern, bei denen der Körper noch wächst und sich entwickelt, treten oftmals Beschwerden auf, die abgeklärt werden sollten. Doch auch vielen Erwachsenen ist nicht bekannt, dass man nicht nur bei Jucken im Intimbereich zum Urologen gehen soll. Urologen sind zum Beispiel auch die Experten, wenn es um „Steinleiden“ wie Gallensteine oder Nierensteine geht.
Finanzielle Erwägungen bei bestimmten Behandlungen
Professor Roth kritisierte im Vorfeld des Kongresses, dass Kinderchirurgen und Gynäkologen urologische Behandlungen zum Teil vornehmen, ohne ausreichend darin geschult zu sein. Gegenüber der „Ärzte-Zeitung“ sagte er: „Wenn es um Steinleiden bei Kindern geht, dann ist ein solches Kind gut aufgehoben bei jenem Urologen, der häufig Steinleiden behandelt.“ Darin nicht fachkompetent hingegen seien Kinderchirurgen, die nur dreimal im Jahr eine bestimmte Operation ausführten. Roth vermutet, dass für bestimmte Behandlungen auch finanzielle Erwägungen ausschlaggebend sein könnten: „Wenn Kinderchirurgen an universitären Kliniken vielfach urologisch erkrankte Kinder behandeln, einfach weil aus wirtschaftlichen Gründen die Kinderchirurgie im Haus erhalten werden soll, dann bekommen wir Urologen zunehmend ein Nachwuchsproblem in der Kinderurologie.“
Experte sorgt sich um Nachwuchs
Es geht ihm offenbar also nicht ausschließlich um die Behandlungsqualität, sondern auch um die Sorge, dass der ärztliche Nachwuchs ausbleibt, wenn das Fachgebiet immer weiter eingeengt wird. Diese Sorge ist insbesondere angesichts der Tatsache bedeutend, dass bis zum Jahr 2025 in der Urologie mit einer Steigerung des Versorgungsbedarfs um fast 20 Prozent gerechnet wird. Grund dafür ist die steigende Anzahl älterer Menschen in Deutschland. Senioren machen den größten Anteil der Patienten in der Urologie aus. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.