Häufige urologische Kinderkrankheiten vorgestellt
30.10.2014
Zum Urologen müssen nicht nur Männer. Auch Frauen und Kinder sollten bei bestimmten Erkrankungen den Urologen aufsuchen. Denn er ist nicht nur für Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane zuständig, sondern auch für Probleme an Nieren und ableitenden Harnwegen. Gerade bei Kindern, bei denen der Körper noch wächst und sich entwickelt, treten oftmals abklärungspflichte Beschwerden auf. Dr. Reinhold Schaefer, Geschäftsführer des Ärztenetzwerks Uro-GmbH Nordrhein, erklärt die häufigsten Erkrankungen im Kindesalter.
Vorhautverengung bis zum 4. Lebensjahr normal
Mehr als 90 Prozent aller Jungen haben bei der Geburt eine Vorhautverengung, die sogenannte Phimose. Sie entsteht durch ein Missverhältnis zwischen der Größe der Eichel und der Weite der Penisvorhaut, zudem ist oft die Vorhaut mit der Eichel verklebt. Dabei handelt es sich aber meist um eine vorrübergehende Erscheinung, die zwischen dem ersten und vierten Lebensjahr von selbst verschwindet. Entzündet sich die Eichel jedoch häufig oder gibt es Probleme beim Wasserlassen, sollte behandelt werden. Manchmal reicht das zurückschieben der Vorhaut unter leichter Betäubung aus. In seltenen Fällen muss die Vorhaut teilweise oder komplett entfernt werden. „Eltern sollten nicht selbst versuchen die Verengung zu behandeln“, erklärt Dr. Schaefer. „Es können Verletzungen und Narben entstehen.“ Eine Phimose sollte spätestens vor der Einschulung beseitigt sein.
Harnwegsinfekte ernst nehmen
Blasenentzündungen treffen im Babyalter eher Jungen, danach leiden überwiegend Mädchen darunter. „Grund für Harnwegsinfekte ist meist eine Unterkühlung“, erklärt Urologe Dr. Schaefer. “Gerade die Genitalregion wird schnell unterkühlt und dadurch schlecht durchblutet. Dann dringen Bakterien leichter ein und können sich bei Temperaturen unter 37°C wunderbar vermehren und führen dann zu Entzündungen.” Häufiger Harndrang, der sich bei kleinen Kindern auch durch Einnässen zeigen kann, sowie Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen sind Warnsignale. „Je kleiner das Kind, desto ratsamer ist es, bei Symptomen einen Urologen aufzusuchen“, verdeutlicht Dr. Schaefer. „So können wir innere, Infekt begünstigende Fehlbildungen erkennen.“
Hodenhochstand kann zu Unfruchtbarkeit führen
Die Hoden entwickeln sich beim Ungeborenen in der Bauchhöhle. Von dort wandern sie normalerweise in den Hodensack. Geschieht dies nicht oder wandern Hoden immer wieder zurück kommt es zum Hodenhochstand. „Ein Hodenhochstand verursacht keine Beschwerden, aber er kann unbehandelt zu Unfruchtbarkeit oder auch zu einem Tumor führen“, verdeutlicht Dr. Schaefer. Denn Temperaturen im Köperinneren sind für Samen bildende Gewebe zu hoch. Ein Hodenhochstand sollte bestenfalls bis zum Erreichen des ersten Lebensjahres behoben sein. Er kann zunächst mit Medikamenten behandelt werden, muss in einigen Fällen aber auch operiert werden.
Bettnässen: ein Tabuthema im Kindesalter
Bis zum fünften Lebensjahr kann nächtlicher Urinverlust normal sein. Erst wenn Kinder älter sind und etwa zwei Mal im Monat die nächtliche Kontrolle über ihre Blase verlieren, sprechen Urologen vom Bettnässen. War das Kind noch nie länger als sechs Monate trocken, kann eine verzögerte Entwicklung des Nervensystems zur Schließmuskelkontrolle verantwortlich sein“, erklärt Dr. Schaefer. Andere Kinder schlafen hingegen so tief, dass sie ihre volle Blase nicht spüren oder es fehlt der nächtliche Anstieg des sogenannten antidiuretischen Hormons. Dadurch produziert der Körper mehr Urin als die kindliche Blase halten kann. Behandlungsgrundlage ist die sogenannte Urotherapie. „Regelmäßige Toilettengänge nach einem festgelegten Plan und eine moderate Flüssigkeitseinschränkung können die Blasenkontrolle verbessern“, beschreibt Dr. Schaefer. „Ein vom Kind selbst geführtes Blasentagebuch, apparative Verhaltenstherapie mit Klingelmatte oder -hose können ebenfalls Abhilfe schaffen.“ Medikamente können helfen, kritische Situationen wie Klassenfahrten zu überbrücken. (pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.