Superfood: Ist Kokosöl doch nicht gesund?
Kokosöl wurde in den vergangenen Jahren immer wieder als wahres „Wundermittel“ angepriesen. Es soll nicht nur gut für Haut und Haare sein, sondern auch die Gesundheit fördern. Allerdings ist über die Vorteile des vermeintlichen Superfoods zuletzt ein Streit entbrannt. Laut US-amerikanischen Forschern ist Kokosöl auch nicht gesünder als beispielsweise Butter oder Schweineschmalz. Andere Experten üben Kritik an der Kritik am Kokosöl.
Kokosöl wird immer populärer
Wenn es darum geht, welches die wertvollsten Speiseöle für Küche und Gesundheit sind, heben manche die gesundheitsfördernde Wirkung von Leinöl hervor. Viele verwenden jedoch vor allem Rapsöl, das bei den Deutschen mittlerweile noch beliebter ist als Sonnenblumen- und Olivenöl. In den vergangenen Jahren ist auch Kokosöl in die hiesige Küche eingezogen. Es soll zum Braten und Kochen ideal sein und zusätzlich der Gesundheit dienen. Nun weisen Untersuchungen jedoch darauf hin, dass Kokosöl auch nicht gesünder ist als Butter oder andere Fette.
Vielseitig anwendbar
Vor wenigen Jahren war Kokosöl in der deutschen Küche noch nahezu unbekannt, mittlerweile ist es als neues „Superfood“ auch in den hiesigen Supermärkten und Drogerien zu finden.
Als Naturkosmetik kommt Kokosöl schon seit längerer Zeit zum Einsatz. Es ist ein beliebtes Hausmittel gegen trockene Haare und lindert einen Sonnenbrand.
Aufgrund der enthaltenen Laurinsäure, auf die viele Krankheitserreger und Parasiten wie Mücken oder Zecken empfindlich reagieren, wird Kokosöl zudem als Insektenschutz eingesetzt.
Das Öl ist aber vor allem wegen seines Geschmacks und der gesundheitsfördernden Wirkung beliebt. Zuletzt waren die positiven Auswirkungen auf unseren Körper jedoch angezweifelt worden.
Gesundheitliche Vorteile angezweifelt
So berichteten die Wissenschaftlerinnen Dr. Stacey Lockyer und Sara Stanner von der „British Nutrition Foundation“ im vergangenen Jahr, dass Kokosöl auch nicht gesünder sei als andere Öle.
Nun haben Forscher aus den USA nachgelegt. Laut einer neuen Studie ist Kokosöl genauso ungesund wie Butter.
Die Autoren der Studie, die in der von der „American Heart Association“ herausgegebenen Fachzeitschrift „Circulation“ veröffentlicht wurde, weisen darauf hin, dass der Konsum von Fetten und Ölen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und auch Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielt.
Den Experten zufolge führe ein geringerer Konsum gesättigter Fettsäuren zu einem geringeren Risiko, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu entwickeln.
Doch Kokosöl enthalte sehr viel, nämlich 82 Prozent gesättigte Fettsäuren. Schweineschmalz hingegen habe nur einen Anteil von 39 Prozent, Rindertalg 50 Prozent und Butter 63 Prozent.
Die Wissenschaftler empfehlen, gesättigte Fettsäuren zu reduzieren. Diese sind insbesondere in Butter, Käse, rotem Fleisch und anderen tierischen Produkten zu finden.
Stattdessen sollten mehr ungesättigte Fettsäuren auf dem Speiseplan stehen. Die stecken unter anderem in fettigem Fisch, Nüssen, Hülsenfrüchten und Avocados.
Kritik an der Kritik
Die Wissenschaftsjournalistin Dipl. oec. troph. Ulrike Gonder äußert auf ihrer Webseite jedoch Kritik an der Kritik am Kokosöl. Laut der Expertin beruft sich die Arbeit der Wissenschaftlerinnen von der „British Nutrition Foundation“ auf „teilweise auf überholte Argumente“.
Dass Kokosöl reich an gesättigten Fettsäuren und deswegen gesundheitlich bedenklich ist, sei Gonder zufolge eines „der ältesten Argumente, die gegen Kokosöl angeführt werden, was es jedoch nicht wahrer macht“.
Kokosfett besteht zwar ihrer Aussage nach tatsächlich zu rund 92 Prozent aus gesättigten Fettsäuren – doch aus diesem Umstand auf seine gesundheitliche Bedeutung zu schließen, sei wissenschaftlich nicht haltbar.
Die Expertin verwies auf mehrere Studien und Meta-Analysen, die zu dem Schluss kommen, dass gesättigte Fettsäuren per se keine ursächliche Beziehung zum Auftreten von Herzinfarkten oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
Mehr mittelkettige Fettsäuren als jedes andere Öl
In einem Bericht des „Norddeutschen Rundfunks“ (NDR), der sich auch auf Informationen von der Oecotrophologin Ulrike Gonder stützt, wurden die gesundheitlichen Vorteile von Kokosöl hervorgehoben.
Das wertvolle Kokosöl enthält demnach mehr mittelkettige Triglyceride (MCT) als jedes andere Pflanzenfett oder Öl.
Diese Fettsäuren werden in der Leber zu sogenannten Ketonen verarbeitet und von dort als hochwertige Energielieferanten für die Nervenzellen ins Gehirn transportiert.
Außerdem deuten Studien darauf hin, dass Kokosöl ein Voranschreiten von Gehirnerkrankungen wie Alzheimer bremsen kann.
Mit Kokosöl abnehmen
Zu den mittelkettigen Fettsäuren gehört auch die sogenannte Laurinsäure, die auch als Schlankheitsmittel gilt.
In der Tat hat sich in Studien gezeigt, dass mittelkettige Triglyceride beim Abnehmen helfen, doch dabei wurden nur kurzfristige Auswirkungen untersucht.
Offenbar funktioniert die Gewichtsreduktion auch nur, wenn gleichzeitig weniger Kohlenhydrate und mehr gesunde Fette wie Omega-3-Fettsäuren auf dem Speiseplan stehen.
Laut NDR setzen beispielsweise in Kokosöl gebratene Kartoffeln an, Wildlachs und Gemüse in Kokosöl liefern jedoch einen gesunden Öl-Mix.
Keine gesundheitsschädlichen Transfette
Des Weiteren sei Kokosöl das einzige schonend gepresste Pflanzenöl, das unter großer Hitze keine gesundheitsschädlichen Transfette entwickelt.
Neben den gesundheitlichen Vorteilen kann Kokosöl auch durch den Geschmack überzeugen. Als Zutat zu exotischen Gerichten wie etwa Currys kann es, ebenso wie Kokosmilch, zu einem angenehm frisch-süßlichen Geschmack beitragen und die Küche bereichern.
Beim Kauf von Kokosöl sollte darauf geachtet werden, dass der Hinweis „nativ“ auf dem Glas steht, dass es aus biologischem Anbau stammt und aus reifen Früchten möglichst kurz nach der Ernte gepresst wurde. Öl aus unreifen, monatelang gelagerten Nüssen schmeckt leicht ranzig.
Übrigens: Im Gegensatz zu Kokosöl, das bei Raumtemperatur auch fest ist und wie weißes Streichfett aussieht, wird Kokosfett meist stark industriell verarbeitet.
Dieses ist nach dem Erhitzen, Härten und Bleichen geschmacksneutral und wird in der Lebensmittelindustrie als Ersatz für Palmöl verwendet. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.