Marktcheck: Sind vegetarische Brotaufstriche so gesund wie ihr Ruf?
Rund acht Millionen Menschen in Deutschland ernähren sich vegetarisch und etwa 1,3 Millionen Personen hierzulande leben vegan. Zudem greifen auch immer mehr Fleischesser regelmäßig zu pflanzlichen Produkten. Das Veggie-Sortiment wächst immer weiter. Besonders beliebt sind pflanzliche Brotaufstriche. Sind diese Lebensmittel aber wirklich so gesund wie ihr Ruf?
Wie die deutsche Nichtregierungsorganisation ProVeg Deutschland e. V. Anfang des Jahres in einer Mitteilung berichtete, hat der Umsatz mit Veggie-Produkten im Lebensmitteleinzelhandel und in Drogeriemärkten ein neues Rekordhoch erreicht. Der Grund für dieses Wachstum: Die Vorteile einer pflanzlichen Ernährung rücken immer stärker in das öffentliche Bewusstsein. Auch pflanzliche Brotaufstriche – die noch vor wenigen Jahren fast nur in Bioläden oder Reformhäusern zu finden waren – sind heutzutage selbst in fast jedem Discounter erhältlich. Bei diesen Produkten gibt es jedoch große Unterschiede im Gemüse- und Fettgehalt, wie ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Berlin zeigt.
Oft wir an Gemüse gespart
Die Sortenvielfalt ist groß, schreibt die Verbraucherzentrale Berlin aktuellen Mitteilung. Von Grünkohl-Tomate über Spinat-Lupine oder Tomate-Basilikum: Die Kreativität der Hersteller kennt offenbar keine Grenzen. Geschmacklich ist also für fast jeden etwas dabei. Alle 62 im Marktcheck erfassten Produkte sind vegan, die meisten in Bio-Qualität und ohne Zusatzstoffe.
Aber nur weil farbenfrohes Gemüse auf der Schauseite des Glases abgebildet ist, muss dies noch lange nicht die Hauptzutat sein. Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher genau wissen wollen, wie viel Gemüse ein Brotaufstrich enthält, bleibt nur der Blick auf die Zutatenliste. Der Marktcheck der Berliner Verbraucherzentrale zeigt, dass nur bei der Hälfte der Produkte Gemüse tatsächlich die Hauptzutat war. Den Angaben zufolge standen bei der anderen Hälfte Sonnenblumenkerne, Wasser oder Sonnenblumenöl an erster Stelle der Zutatenliste.
Deutliche Unterschiede beim Fettgehalt
Die sogenannten Streichcrèmes nehmen eine Sonderstellung unter den vegetarischen Brotaufstrichen ein. Sowohl beim Fettgehalt als auch beim Preis gibt es hier deutliche Unterschiede zu anderen Brotaufstrichen. Streichcrèmes kosten durchschnittlich 0,88 € pro 100 g, andere Gemüsebrotaufstriche ungefähr doppelt so viel. Beim Fettgehalt ist es genau umgekehrt: In Streichcrèmes ist etwa doppelt so viel Fett enthalten wie in Gemüsebrotaufstrichen.
Sonnenblumen- statt Olivenöl
Zwar können Aufstriche mit den Namen „Toscana“, „Ratatouille“ oder „Tomate-Basilikum“ durchaus die Erwartung wecken, dass Olivenöl im Produkt enthalten ist, doch der Marktcheck zeigt, dass in 99 Prozent der Produkte Sonnenblumenöl eingesetzt wird. Olivenöl wurde lediglich in zwei Produkten gefunden, und auch in diesen überwog die Menge Sonnenblumenöl. In einem Aufstrich wurde ausschließlich Kokosöl eingesetzt.
Gesundheitswert unter die Lupe genommen
Auch der Gesundheitswert wurde von den VerbraucherschützerInnen unter die Lupe genommen. Es zeigte sich, dass die vegetarischen Brotaufstriche bei gleicher Menge weniger Fett und weniger gesättigte Fettsäuren als Butter enthalten. Weil vegetarische Brotaufstriche aber häufig deutlich dicker auf das Brot gestrichen werden als Butter, ist bei den Streichcrémes das Risiko groß, dass Verbraucherinnen und Verbraucher besonders viele Kalorien zu sich nehmen. Hier schneiden Gemüsebrotaufstriche aufgrund ihres geringen Fettgehaltes deutlich besser ab.
Viele Produkte mit reichlich Salz
Der größte Teil der Brotaufstriche enthält eine große Portion Salz. Insgesamt fielen sogar dreizehn Produkte durch einen hohen Salzgehalt mit über 1,5 g Kochsalz/100 g auf. In Butter sind es bei gleicher Menge lediglich 15 mg.
„Vegetarische Brotaufstriche können für Verbraucherinnen und Verbraucher eine willkommene Abwechslung zu Wurst und Käse darstellen. Wer jedoch eine Extraportion Gemüse auf dem Brot wünscht, sollte zu frischen Zutaten greifen. Denn Gemüsebrotaufstriche lassen sich leicht selbst herstellen“, so Dr. Britta Schautz, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin. Rezepte finden sich unter anderem im Internet. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Verbraucherzentrale Berlin: Vegetarische Brotaufstriche: So gesund wie ihr Ruf?, (Abruf: 21.10.2019)
- ProVeg: Vegan-Trend: Zahlen und Fakten zum Veggie-Markt, (Abruf: 21.10.2019), ProVeg
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.