Fördert vegetarische Ernährung Depressionen?
Wissenschaftliche Untersuchungen liefern immer mehr Hinweise darauf, dass die Ernährung nicht nur Einfluss auf die körperliche, sondern auch auf die psychische Gesundheit haben kann. Stimmt es aber auch, dass Menschen, die sich vegetarisch ernähren, anfälliger für Depressionen sind?
Im vorvergangenen Jahr haben Forschende aus Kanada eine Studie veröffentlicht, die zeigte, dass die falsche Ernährung das Risiko für Depressionen erhöht. Sie berichteten, dass Menschen, zu wenig pflanzliche Kost wie Obst und Gemüse essen, häufiger solche Erkrankungen entwickeln. Andere Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass Vegetarismus Depressionen begünstigt. Ist dem wirklich so?
Essen beeinflusst unsere Gesundheit
Wie wir uns fühlen, beeinflusst auch, was wir essen. Und was wir essen, beeinflusst unsere Gesundheit. Diese komplexe Verbindung machte die 20-jährige Jette Borawski zu ihrem Forschungsthema.
Wie es in einer Mitteilung der Universität Duisburg-Essen (UDE) heißt, hat die angehende Masterstudentin der Psychologie gerade erst ihr Bachelorstudium an der UDE abgeschlossen.
In einer nun in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Affective Disorders“ veröffentlichten Studie beleuchtet die Wissenschaftlerin den Zusammenhang zwischen vegetarischer Ernährung und psychischer Gesundheit.
Sich widersprechende Studien
„Ein besonders großes Rätsel ist der Zusammenhang zwischen Depressionen und vegetarischer Ernährung“, so Borawski. Ihrer Aussage nach gibt es hier einige Studien die zeigen, dass Vegetarierinnen und Vegetarier „eine höhere Wahrscheinlichkeit haben depressiv zu sein, aber auch andere Studien, die das Gegenteil zeigen.“
Wie ist es nun aber tatsächlich? Unterstützt wurde die Studentin bei ihrer Suche nach einer Antwort von Prof. Dr. Sebastian Ocklenburg, der zum Zeitpunkt der gemeinsamen Studie für eine Vertretungsprofessur im Bereich Biopsychologie von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) an die UDE gewechselt war.
Zusammen führten sie eine Metaanalyse durch. „Das ist eine komplexe statistische Methode bei der wir die Ergebnisse vieler publizierter Studien zum Thema Depressionen und Vegetarier sein miteinander integriert haben“, erklärt Borawski.
Sich durch gesunde Ernährung etwas Gutes tun
Die Forschenden analysierten eine Datenmenge von 49.889 Menschen (8.057 Vegetarierinnen und Vegetarier sowie 4.1832 Fleischessende) und verglichen dabei die Punktwerte in Fragebögen zwischen den Gruppen.
„So konnten wir zeigen, dass die Menschen, die sich vegetarisch ernähren, statistische signifikante höhere Werte in Depressionsfragebögen haben als diejenigen, die Fleisch essen. Welchen Zusammenhang es dabei gibt, konnten wir auf Basis dieser Daten nicht bestimmen“, erläutert Borawski.
Laut der UDE-Studentin konnte jedoch eine andere Studie zeigen, dass es nicht so ist, dass die vegetarische Ernährung Depressionen verursacht, sondern dass im zeitlichen Ablauf oft erst eine depressive Stimmung auftritt und dann eine Ernährungsumstellung erfolgt.
„Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: Es könnte sein, dass Menschen, denen es mental schlecht geht, sich selbst durch gesunde Ernährung etwas Gutes tun wollen. Andererseits könnte eine eigene schlechte Stimmung die Empathie für Tiere, die unter schlechten Haltungsbedingungen leben, steigern, was wiederum die Wahrscheinlichkeit einer pflanzenbasierten Ernährung erhöht.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Duisburg-Essen: Begünstigt Vegetarismus Depressionen?, (Abruf: 10.08.2021)
- Sebastian Ocklenburg, Jette Borawski: Vegetarian diet and depression scores: A meta-analysis; in: Journal of Affective Disorders, (veröffentlicht: 31.07.2021), Journal of Affective Disorders
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.