Vegan und vegetarisch lebende Menschen ohne Nährstoffdefizite
Laut aktuellen Studien zeigen vegetarisch und vegan lebende Menschen eine gesunde Nährstoffbalance. Die Verschreibung vegetarischer Ernährung hilft dabei, den BMI zu reduzieren. Dies sind nur zwei neue Erkenntnisse, über die das Robert Koch-Institut (RKI) in einer neuen Zeitschrift berichtet.
Gesunde Nährstoffbalance bei Vegetariern und Veganern
Erst vor wenigen Tagen wurde berichtet, dass der Veggie-Boom seit kurzem nachlässt, doch laut Experten wird der langfristige Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung anhalten. Zwar gibt es immer wieder kritische Stimmen, die behaupten, dass es durch eine Ernährung ohne tierische Produkte zu Nährstoffdefiziten komme, doch aktuelle Studien zeigen eine gesunde Nährstoffbalance bei vegetarisch und auch bei vegan lebenden Menschen, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI) in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Journal of Health Monitoring“.
Vegetarische Ernährung ist bei Frauen stärker verbreitet als bei Männern
In dieser neuen Online-Vierteljahresschrift berichtet das RKI über alle Bereiche von Gesundheit in der Bevölkerung (Public Health). Das Thema Ernährung steht im Mittelpunkt der zweiten Ausgabe.
Wie die Experten in einer Pressemitteilung dazu schreiben, bereiten insgesamt 50,8 Prozent der Erwachsenen ihre Mahlzeiten täglich oder fast täglich selbst aus frischen Lebensmitteln zu.
Für den Beitrag zur vegetarischen Ernährungsweise haben die RKI-Epidemiologen Daten der Deutschen Erwachsenengesundheitsstudie (DEGS1) ausgewertet.
Auf die Frage „Essen Sie üblicherweise vegetarisch?“ antworteten demnach 4,3 der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren mit „ja“. Den Angaben zufolge ist diese Ernährungsweise bei Frauen mit 6,1 Prozent stärker verbreitet als bei Männern mit 2,5 Prozent.
Sozial und ökologisch positive Aspekte
„Es gibt verschiedene Gründe, sich vegetarisch zu ernähren. Eine stark pflanzenbasierte Ernährung weist neben gesundheitlichen Vorteilen auch sozial und ökologisch positive Aspekte auf“, heißt es in dem Magazin.
Früher nahmen Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftler an, dass Vegetarier ein höheres Risiko für Nährstoffdefizite haben könnten. Doch aktuelle Studien zeigen eine gesunde Nährstoffbalance bei vegetarisch und auch bei vegan lebenden Menschen.
Versorgung mit Vitamin B12
Für einige Nährstoffe ist es tatsächlich schwieriger, diese über eine vegetarische und vor allem eine vegane Ernährung ausreichend aufzunehmen. Besonders die Versorgung mit Vitamin B12 kann Probleme aufwerfen. Allerdings ist es Veganern in der Regel bewusst, dass sie einem Vitamin-B12-Mangel vorbeugen sollten.
Weitere kritische Nährstoffe sind langkettige n-3 Fettsäuren, Vitamin D, Eisen, Calcium, Zink, Jod und Selen. Doch in den letzten Jahren wurde laut RKI beobachtet, dass manche dieser Nährstoffmängel bei Vegetarierinnen und Vegetariern tatsächlich nicht häufiger vorkommen als unter Menschen, die nicht vegetarisch leben.
Präventives Potenzial für viele Krankheiten
Gesundheitliche Gründe für eine fleischfreie Ernährung gibt es genug. Hervorgehoben wird derzeit insbesondere das präventive Potenzial einer vegetarischen beziehungsweise überwiegend pflanzlichen Ernährung für chronische Krankheiten wie Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.
Laut RKI „konnte auf einer breiten Studienbasis gezeigt werden, dass die Verschreibung einer vegetarischen Ernährung helfen kann, den Body Mass Index (BMI) zu reduzieren“. Außerdem ist eine vegetarische Ernährung laut einer aktuellen Metaanalyse mit einem geringeren Risiko für ischämische Herzkrankheiten bei beiden Geschlechtern assoziiert.
Verringerung des Fleischkonsums
Auch gesellschafts- und umweltpolitisch werden einer vegetarischen Lebensweise häufig positive Auswirkungen zugeschrieben.
Dem RKI zufolge wird eine Verringerung des Fleischkonsums in Deutschland aus Public-Health-Sicht als sinnvoll erachtet, weil dieser erheblich über der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt.
„Diese positiven Effekte würden weiter verstärkt, wenn neben der relativ kleinen Gruppe der Menschen, die ganz auf Fleisch verzichten, eine insgesamt größere Bevölkerungsgruppe ihren Fleischkonsum reduzieren würde“, schreiben die Autoren.
Britische Forscher haben sich vor kurzem mit der Frage beschäftigt, was wäre, wenn alle Menschen überall Vegetarier wären. In ihrer Studie stellten sie fest, dass es dem Planeten und den Menschen dadurch deutlich besser gehen würde. Es könnte dadurch beispielsweise bis 2050 gut sieben Millionen weniger Tote pro Jahr geben. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
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