Vegi-Essen: Experten erwarten einen wahren Boom
01.02.2015
Vegetarische und vegane Lebensmittel werden in Deutschland immer populärer. Experten erwarten sogar einen regelrechten Boom. Solche Ernährungsweisen haben längst ihr Nischendasein verlassen und sind sogenannter „Mainstream“ geworden. Auch aus gesundheitlichen Gründen spricht vieles dafür, sich vegetarisch zu ernähren.
Gesundheitsbewusste Konsumenten mit wenig Zeit
Vegetarische Burger, Schnitzel aus Sojabohnen oder Tofu-Würstchen: Längst haben vegetarische und vegane Fertiggerichte ihr Exil im Bioladen verlassen und sind heutzutage gleich neben konventionellen Produkten in Supermärkten zu finden. Die Lebensmittelbranche hat den gesundheitsbewussten Konsumenten mit wenig Zeit für fleischfreie fertige und halbfertige Gerichte entdeckt, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. „Die Nachfrage nach vegetarischen Lebensmitteln hat sich komplett verändert. Es kaufen nicht nur Leute mit hohem Einkommen. Das ist ein Querschnitt der Gesellschaft“, so Denise Klug, Analystin beim Handels-Informationsdienst Planet Retail gegenüber der Agentur „Anfang diesen Jahres werden die Verkäufe weiter hochschnellen. Denn über die Feiertage haben sich viele Gedanken über ihre Ernährung gemacht.“
Enorme Wachstumszahlen bei fleischlosen Produkten
Der Meldung zufolge kann der Markt für fleischlose Produkte in Deutschland beeindruckende Wachstumszahlen vorweisen. Demnach finden gerade sogenannte Halbfertiggerichte, die schnell zubereitet werden können, wie zum Beispiel Falafel, Soja-Schnitzel oder auch Risotto, viel Nachfrage. Nach Angaben des Vegetarierbundes Deutschland (Vebu) stieg allein der Umsatz mit diesen Produkten vom ersten Halbjahr 2013 auf das erste Halbjahr 2014 um 36 Prozent auf nunmehr 50,4 Millionen Euro. Den Angaben zufolge entschieden sich große Lebensmittelanbieter zudem, zum Sommer ihr Sortiment in diesem Bereich aufzustocken. Zahlen liegen dem Vebu zwar noch nicht vor, doch es wird ein Jahresumsatz, der die 100-Millionen-Grenze knackt, erwartet.
„Der Trend zu veganen Produkten wird sich auch in 2015 fortsetzen“
Auf ein deutliches Wachstum deuten auch verschiedene Aussagen des Handels hin. So erklärte Aldi-Süd auf Anfrage der Agentur: „Das vegetarische Sortiment wird gut angenommen. Insgesamt verzeichnen wir eine steigende Nachfrage.“ Zahlen wurden jedoch nicht genannt. Von Aldi-Nord werde eine Ausweitung des Sortiments geprüft. „Wir beobachten den Markt und die Trends rund um die vegetarische und vegane Ernährungsweise sehr genau“, so eine Sprecherin. Da man bei Edeka eine stetig wachsende Nachfrage nach vegetarischen und veganen Produkten beobachtet, ist ein Ausbau des Angebots geplant. „Insbesondere in den Ballungsgebieten ist die Nachfrage in den letzten Jahren stark gestiegen.“ Fabian Ganz, Vertriebsleiter beim Marktforschungsunternehmen für Bio-Fachhandel und Reformwarenhandel, Biovista, betont: „Der Trend zu veganen Produkten wird sich auch in 2015 fortsetzen. Wir sehen, dass die Aktivitäten der Hersteller klar in diese Richtung gehen.“
Gelegenheitsvegetarier im Visier des Handels
Vebu-Sprecherin Stephanie Stragies meint: „Die Unternehmen sind derzeit die Treiber der fleischfreien Ernährung.“ Denn sie sorgten dafür, dass zahlreiche unterschiedliche Produkte ohne Fleisch an vielen Stellen einfach verfügbar seien. „Das Leben der Vegetarier wird dadurch leichter. Und die neue Platzierung bringt auch Leute dazu zuzugreifen, die keine reinen Vegetarier sind.“ Die Einschätzung von Analystin Klug geht in die gleiche Richtung. Der Handel versucht ihrer Beobachtung nach, die Käufergruppe der Gelegenheitsvegetarier zu erschließen. „Es werden gezielt Menschen ins Boot geholt, die Flexitarier sind.“
Fast 12 Prozent der Deutschen sind Flexitarier
Flexitarier, ein etwas hipper Begriff für Gelegenheitsvegetarier, legen Wert auf gesundes Essen, meiden Fleisch oder Fisch aber nicht kontinuierlich. Der Lebensmittelhandel sieht in ihnen ein großes Potential. Mehr als jeder Zehnte (11,6 Prozent der Befragten) bezeichnete sich in einer repräsentativen Studie der Universitäten Hohenheim und Göttingen vom Sommer 2013 als Gelegenheitsvegetarier. Den Angaben zufolge essen sie nur zu drei bis vier von 21 Mahlzeiten in der Woche ein wenig und dann sehr ausgewähltes Fleisch oder Wurst. Flexitarier greifen auch oft zu den fleischlosen Imitaten von fleischhaltigen Klassikern, sowie zu Halbfertiggerichten. Der Studie zufolge ernährt sich etwa ein Viertel (24,8 Prozent) der Deutschen vegan, vegetarisch, gehört zu den Teilzeit-Vegetariern oder ist ständig bemüht, den Fleischkonsum zu senken.
Gesundheitliche Gründe für vegetarische Ernährungsweise
Vegetarische Ernährung müsse nicht grundsätzlich teuer sein, betont Analystin Klug. Gemüse und Spaghetti seien ja auch fleischfrei: „Man muss nur Kochen können“, so die Expertin. Wer Anregungen für leckere vegane oder vegetarische Rezepte sucht, kann diese unter anderem im Internet finden. Aus gesundheitlichen Gründen sprechen viele Gründe für eine fleischfreie Ernährungsweise. So kamen verschiedene wissenschaftliche Studien zu dem Ergebnis, dass durch eine vegetarische und ausgewogene Ernährung das Risiko von Diabetes, Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall sowie anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesenkt werden kann. Zudem haben viele Vegetarier bessere Blutdruckwerte und sind seltener von Übergewicht oder Adipositas betroffen. (ad)
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