Mediziner untersuchen die Auswirkung einer verkürzten Therapie bei Hodgkin Lymphom
Das sogenannte fortgeschrittene Hodgkin Lymphom wird mit der Hilfe einer Chemotherapie behandelt. Eine solche Behandlung wirkt zwar effektiv, hat aber häufig sehr schwere akute und langfristige Nebenwirkungen. Acht Zyklen der Chemotherapie führen nach fünf Jahren zu einer Überlebensrate von etwa 90 Prozent. Forschern ist es jetzt gelungen, die Therapie auf nur vier Zyklen zu reduzieren, wenn Betroffene auf die Behandlung bereits nach zwei Zyklen positiv reagieren.
Die Wissenschaftler der Uniklinik Köln stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass beim fortgeschrittenen Hodgkin Lymphom die verwendete Chemotherapie deutlich verkürzt werden kann, wenn Betroffen gut auf die ersten zwei Zyklen der Behandlung reagieren. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „The Lancet“.
Therapie soll kürzer werden, ohne dabei an Wirksamkeit zu verlieren
Das Hodgkin Lymphom wird mit Hilfe einer sehr intensiven Chemotherapie behandelt. Eine solche Behandlung benötigt acht Zyklen, um zu einer 90 prozentigen Überlebensrate zu führen. Mediziner suchten nach Möglichkeiten, um die Dauer der bisherigen Therapie eventuell zu reduzieren. Das Ziel der Deutschen Hodgkin Studiengruppe (DHSG) ist es, die Intensität der Therapie zu verringern und zusätzlich noch die Verträglichkeit zu verbessern. Es darf dabei jedoch kein Verlust der Wirksamkeit der Behandlung entstehen, erläutern die Wissenschaftler.
Deutliche Therapiereduktion auf nur vier Zyklen ist möglich
„Die Ergebnisse der aktuellen HD18-Studie der DHSG haben jetzt gezeigt, dass eine deutliche Therapiereduktion auf nur vier Zyklen möglich ist, falls sie (die Patienten) bereits nach zwei Zyklen ein gutes Ansprechen auf die Behandlung erreicht haben“, so Professor Dr. Peter Borchmann, Oberarzt in der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik.
Experten untersuchen über 2.000 Probanden
Insgesamt waren an der aktuellen Studie über 300 Zentren in fünf europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und der Tschechischen Republik) beteiligt. Die Mediziner untersuchten für ihre Studie 2.001 Patienten im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Die Probanden hatten bereits zuvor eine Erstdiagnose des fortgeschrittenen Hodgkin Lymphoms erhalten. Zu Beginn der Behandlung bekamen die Teilnehmer zwei Zyklen der aktuellen Standardtherapie (eskaliertes BEACOPP). Darauf folgte eine sogenannte nuklearmedizinische Untersuchung (Positronen Emissionstomographie, PET). Zusätzlich wurde eine klassische Computertomographie (CT) von den Medizinern durchgeführt. Durch die Computertomographie wird es ermöglicht, den Stoffwechsel in Geweben sichtbar zu machen. Durch PET und CT kann nicht nur die Größe festgestellt werden, sondern auch die Vitalität eines Tumors kann überprüft und beurteilt werden, erläutern die Mediziner.
Teilnehmer wurden auf zwei Gruppen aufgeteilt
Wenn die Teilnehmer positiv auf die frühzeitige Therapie reagierten (PET-negativ), wurden sie danach zufällig auf zwei Therapiegruppen aufgeteilt. Diese erhielten entweder sechs weitere Zyklen oder eine stark reduzierte Anzahl von nur zwei Zyklen der Therapie. Die Wissenschaftler stellten fest, dass bei den Patienten eine Therapie mit nur vier Zyklen genauso wirksam ist, wie eine normalerweise verabreichte Therapie, welche über acht Zyklen läuft. Als die Chemotherapie beendet war, wurden alle Patienten auf die Reste von Tumoren untersucht. Wenn Tumorreste entdeckt wurden, musste weiter nachbestrahlt werden, sagen die Autoren.
Weniger Zyklen der Behandlung reduzieren die Nebenwirkungen
Durch weniger Zyklen reduzierten sich auch die Akut- und Langzeitnebenwirkungen der Behandlung. Außerdem verbesserte sich das Überleben der Teilnehmer signifikant, sagen die Autoren. Nach fünf Jahren lag die Überlebensrate bei 98 Prozent. Die gesamte Therapie konnte zusätzlich von 24 Wochen auf nur 12 Wochen reduziert werden. „Die Patienten können somit früher eine Rehabilitationstherapie in Anspruch nehmen und in ihr Leben zurückfinden, was wesentlich zur Lebensqualität beiträgt“, erklärt Professor Borchmann in einer Pressemitteilung.
Konventionelle Chemotherapie wirkt zuverlässig und sichert das Überleben der Patienten
Wenn die teilnehmenden Patienten nach zwei Zyklen Chemotherapie noch PET-positiv waren, untersuchten die Mediziner bei ihrer Studie eine Intensivierung der Behandlung durch die Einnahme eines sogenannten zielgerichteten Antikörpers (Rituximab), zusätzlich zum klassischen Chemotherapie-Schema. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass eine Kontrolle von Tumoren mit der Hilfe einer konventionellen Chemotherapie so gut funktioniert, dass ein weiteres Medikament keinen zusätzlichen Vorteil bringen würde. Dies ist eine gute Nachricht für die Betroffenen. Auch wenn die Patienten nicht frühzeitig auf eine Behandlung ansprechen, haben sie bereits mit der Hilfe einer bewährten Chemotherapie eine sehr gute Chance zu überleben. Die Heilungsrate liegt nach fünf Jahren bei 96 Prozent.
Anpassung der aktuellen Therapie ist möglich
Auf Basis der aktuellen Ergebnisse kann nun eine Anpassung der gesamten Therapie-Intensität angestrebt werden, wenn Patienten frühzeitig auf die Chemotherapie ansprechen. Dies könnte zu einer neuen Standardbehandlung werden, hoffen die Forscher. Denn solch eine Anpassung der aktuellen Therapie könnte wirklich entscheidend für eine besser verträgliche, individualisierte, kürzere und trotzdem hochwirksame Behandlung gegen Krebserkrankungen sein. (as)
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Wichtiger Hinweis:
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