Zwei Millionen weniger Fettleibige durch bessere Versorgung
Die Zahl fettleibiger Menschen in Deutschland könnte mithilfe eines neuen Versorgungskonzepts innerhalb von zehn Jahren um zwei Millionen gesenkt werden, berichtet die Krankenkasse DAK-Gesundheit. Auch die Krankenhauskosten könnten langfristig um mehr als eine Milliarde Euro reduziert werden.
Adipositas nimmt weltweit zu
Immer mehr Menschen weltweit leiden an Übergewicht und Fettleibigkeit. So waren im Jahr 2014 allein in Deutschland rund sieben Millionen Menschen wegen Adipositas in Therapie. Doch wie soll man die zunehmende Zahl stark übergewichtiger Menschen in den Griff bekommen? Die Krankenkasse DAK-Gesundheit verlangt bei der Versorgung von Menschen mit Adipositas nun ein Umdenken.
Starkes Übergewicht gefährdet de Gesundheit
Starkes Übergewicht macht krank. Adipositas ist ein Risikofaktor für zahlreiche Zivilisationskrankheiten. Zu nennen sind hier vor allem Erkrankungen der Gefäße und des Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck, Koronare Herzkrankheit oder Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Außerdem erhöht sich durch Fettleibigkeit das Risiko für Gelenkverschleiß (Arthrose), Diabetes, und Krebserkrankungen. Gesundheitsexperten zufolge hätte bereits eine minimale Gewichtsreduktion deutliche positive Auswirkungen.
Verbessertes Therapie- und Behandlungsangebot
Darüber, wie diese am besten erreicht werden kann, sind sich nicht alle Experten einig. Die DAK-Gesundheit fordert nun ein verbessertes Therapie- und Behandlungsangebot bei Adipositas. „Durch ein neues zukunftsorientiertes Versorgungskonzept könnte bundesweit die Zahl fettleibiger Menschen innerhalb von zehn Jahren um mehr als zwei Millionen Betroffene sinken“, schreibt die Krankenkasse in einer Mitteilung.
Zudem könnten so auch die Krankenhauskosten langfristig um mehr als eine Milliarde Euro reduziert werden. Dies geht aus dem neuen DAK-Versorgungsreport Adipositas hervor, den das IGES Institut für die Krankenkasse erstellt hat.
16 Millionen Deutsche sind fettleibig
Den Angaben zufolge sind rund 16 Millionen Menschen in Deutschland adipös. Jeder vierte Erwachsene zwischen 18 und 79 Jahren ist demnach fettleibig – Tendenz steigend.
„Wir müssen beim Thema Adipositas umdenken und das Gesundheitssystem fit für die Zukunft machen“, sagte Herbert Rebscher, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Anstatt auf Wunderpillen oder Wunderdiäten zu warten, sollten die existierenden, vor allem konservativen Maßnahmen auf dem Stand des heutigen Wissens in die GKV-Regelversorgung integriert und den Betroffenen konsequent angeboten werden. Insellösungen einzelner Krankenkassen reichen nicht aus.“
Laut dem DAK-Report gibt es in Deutschland eine deutliche Unter- und Fehlversorgung bei der Therapie von extremem Übergewicht. So existiert bislang kein gesetzlich geregelter Versorgungspfad, den adipöse Menschen nutzen können.
Zwei Millionen weniger Adipöse
Durch ein zukunftsorientiertes Versorgungskonzept wären laut einer Hochrechnung zehn Jahre nach der Umstellung zwei Millionen Menschen weniger adipös als unter heutiger Versorgung. Nach 20 Jahren würde die Zahl der Betroffenen um eine weitere Million zurückgehen. Auch die Zahl der durch Adipositas bedingten Todesfälle könnte demnach langfristig deutlich gesenkt werden.
Im Zentrum des neuen Versorgungskonzepts der DAK steht eine möglichst frühe Ansprache Betroffener und eine Optimierung der Ernährungstherapie. Für alle Patienten mit einem BMI von über 30 ist eine Erstuntersuchung durch einen ernährungsmedizinisch qualifizierten Arzt vorgesehen. Dieser könnte dann die verbesserte Ernährungstherapie begleiten.
Neben dem ärztlichen Erstgespräch gehören drei Folgetermine – ein Termin je Quartal – sowie sechs Termine mit einer Ernährungsfachkraft zum Konzept. Inhalte sind unter anderem individuelle Ernährungsempfehlungen und konkrete Zielvereinbarungen.
Äußerst positive Ergebnisse
„Diese Herangehensweise unter ärztlicher Begleitung gibt es bislang in unserer Regelversorgung nicht“, so Rebscher. „Untersuchungen zeigen aber, dass sie zu äußerst positiven Ergebnissen führen kann, wenn man frühzeitig ansetzt und am Ball bleibt.“
Für besonders stark Übergewichtige mit einem BMI ab 40 sieht das Konzept auch die Möglichkeit einer chirurgischen Behandlung vor. Allein bei der DAK habe sich die Zahl der Magen-OPs bei fettleibigen Menschen in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht.
Finanzielle Folgen des Konzepts
Die DAK-Gesundheit zeigt auch die finanziellen Folgen des Konzepts auf. Demnach ist allein im Bereich der Krankenhausbehandlung laut IGES-Berechnungen in der Altersgruppe der 20- bis 69-Jährigen mit einer Kostenreduktion von 1,2 Milliarden Euro zu rechnen.
„Die optimierte Betreuung von Menschen mit Adipositas führt dazu, dass immer weniger Menschen im Laufe der Jahre fettleibig werden“, erklärte Prof. Matthias Blüher, Leiter der Adipositas Ambulanz für Erwachsene an der Universitätsmedizin Leipzig. „Eine höhere Lebensqualität und erhebliche Einsparungen im System durch weniger Behandlungskosten für Begleiterkrankungen wären die Folge.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.