Irreführende Vermarktung bei bekannten Lebensmittelherstellern
Eine deutsche Verbraucherorganisation zeigte kürzlich die drei bekannten Lebensmittelhersteller Arla, Danone und Hochland bei den zuständigen Kontrollbehörden an. Die Organisation fordert, täuschende Werbung bei einigen Produkten der Firmen zu stoppen oder die betroffenen Artikel vom Markt zu nehmen.
Verbraucherschützerinnen und -schützer der Organisation foodwatch werfen drei Lebensmittelherstellern in Deutschland Täuschung durch irreführende Werbung vor. Es handelt sich dabei um die Produkte Bio-H-Weidemilch von Arla, Volvic Bio Rooibos Tee von Danone Waters und Grünländer Käse von Hochland. Was steckt hinter den Vorwürfen?
Lebensmittel sind durch das Täuschungsverbot geschützt
Im Lebensmittelrecht ist das sogenannte Täuschungsverbot verankert, welches Verbraucherinnen und Verbraucher vor irreführender Werbung schützen soll. Einige Lebensmittelhersteller scheinen dieses Verbot aber bis zur Grenze auszureizen oder sogar zu missachten. Nach Ansicht von foodwatch wurde bei den Herstellern Arla, Danone und Hochland zumutbare Grenzen überschritten.
Dreiste Werbelügen
„Täuschung ist im Lebensmittelrecht verboten – aber viele Hersteller haben nicht das Gefühl, sich daran halten zu müssen“, kritisiert Manuel Wiemann von foodwatch. Die Verbraucherorganisation wirft den Herstellern vor, durchschnittliche Produkte als besonders klimaschonend, tierfreundlich oder hochwertig darzustellen, um Verbraucherinnen und Verbraucher zum Kauf zu motivieren. Laut foodwatch ist dies illegal. „Irreführende Produkte haben in den Supermarktregalen nichts zu suchen“, unterstreicht Wiemann.
Foodwatch: „Arla verkauft Klimalügen“
Im Falle der Großmolkerei Arla wird dem Milchhersteller vorgeworfen, Klimalügen zu verkaufen. Auf der haltbaren Bio-Weidemilch des Herstellers ist ein Aufdruck mit der Aufschrift „-71-Prozent CO2“ zu sehen. Dies suggeriere den Käuferinnen und Käufern, dass sich die Reduzierung der ausgestoßenen Treibhausgase auf das gesamte Produkt bezieht. „Tatsächlich bezieht sich diese Reduktion jedoch nur auf die CO2-Emissionen der Verpackung – und nicht auf den Inhalt“, betont foodwatch. Die Verpackung mache aber nur 2,5 Prozent der Gesamtemissionen des Produktes aus.
Hochland täuscht laut foodwatch bessere Tierhaltung vor
Beim Grünländer Käse von Hochland wird foodwatch zufolge den Kundinnen und Kunden eine bessere Tierhaltung vorgetäuscht, als sie in Wirklichkeit stattfindet. So heißt es auf der Vorderseite des Produktes, die Kuhmilch für den Käse stamme von „Freilaufkühen“. Im Kleingedruckten auf der Rückseite stehe jedoch, dass die Tiere im Stall stehen.
Roiboos Tee ohne Roiboos
Bei dem Volvic Bio Roiboos Tee von Danone Waters handelt es sich laut foodwatch um ein aromatisiertes Mineralwasser. Die Flasche werde mit einer rötlichen Plastikfolie beklebt, um den Eindruck zu ermitteln, es handele sich um echten Rooibos-Tee. In Wirklichkeit enthalte das Getränk jedoch lediglich 0,26 Prozent Tee-Aufguss und bestehe zu 92 Prozent aus aromatisiertem Mineralwasser. Das Getränk habe daher auch eine gelbliche Farbe, die mit der Folie kaschiert wird.
Lebensmittelbehörde soll gegen die Verstöße vorgehen
„Gemäß Artikel 16 der EU-Basisverordnung für Lebensmittel dürfen die Werbung und Aufmachung von Lebensmitteln (…) die Verbraucher nicht irreführen“, schreibt foodwatch in einer Pressemitteilung zu der Anzeige. Die Lebensmittelbehörde müsse für die Einhaltung dieser Vorschriften sorgen. Die Verbraucherorganisation hat den Behörden eine Frist bis zum 22. September 2020 gesetzt, um gegen die irreführenden Produkte vorzugehen.
Nominiert für den goldenen Windbeutel 2020
Die oben genannten Produkte wurden von foodwatch für den goldenen Windbeutel 2020 nominiert, eine „Auszeichnung“ der Organisation für besonders dreiste Werbelügen. Neben den drei Artikeln ist auch noch ein Proteinriegel von Mars und eine zuckerreduzierte Erdbeermarmelade von Zentis im Rennen.
Weitere dreiste Produkte
Der „Be-kind“ Proteinriegel „Crunchy Paenut Butter“ von Mars bestehe zur Hälfte aus Zucker und Fett und sei somit alles andere als gesund, so die Verbraucherorganisation. Zentis bittet nach Ansicht von foodwatch gesundheitsbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher unverhältnismäßig stark zur Kasse. In dem „Erdbeer-Fruchtaufstrich mit 50 % weniger Zucker“ sei der Zuckeranteil durch Wasser ersetzt worden. Dafür müssten die Konsumentinnen und Konsumenten rund doppelt so viel bezahlen, wie für die Variante mit viel Zucker. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- foodwatch Deutschland: foodwatch zeigt Produkte von Arla, Danone und Hochland bei Kontrollbehörden an: Ämter müssen täuschende Werbung stoppen oder Produkte vom Markt nehmen (veröffentlicht: 02.09.2020), foodwatch.org
Wichtiger Hinweis:
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