Verdauungsschnaps behindert die Verdauung und bringt keine Erleichterung nach dem Essen.
Im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung hat Alkohol keine verdauungsfördernde Wirkung sondern verzögert den Verdauungsprozess. Dies haben Schweizer Wissenschaftler bei der nach eigener Darstellung ersten Untersuchungen zum Thema „Alkohol und Verdauung fettreicher Nahrung“ herausgefunden.
Ein Verdauungsschnaps nach einem reichhaltigen oder fetten Essen ist bei vielen Deutschen sehr beliebt. Der Schnaps lindere das Völlegefühl, beuge Bauchschmerzen vor und fördere die Verdauung, so die dahinterstehende Vermutung. Im Rahmen ihrer Studie haben Schweizer Forscher nun das Gegenteil belegt. Die Verdauung wird durch den Alkoholkonsum nicht beschleunigt, sondern verzögert, berichten die Wissenschaftler um Mark Fox vom Universitätsspital Zürich im Fachmagazin „British Medical Journal“ von ihren Studienergebnissen.
Verdauungsgeschwindigkeit sinkt bei steigender Alkoholmenge
Die Wissenschaftler hatten an 20 Freiwilligen (6 Frauen, 14 Männer) im Alter von 23 Jahren bis 58 Jahren die Auswirkungen des Zusammenhang zwischen der Einnahme eines Käsefondues und den parallel konsumierten Getränken, wie Wein, Schwarztee, Wasser und einem abschließenden Schnaps, auf die Verdauung untersucht. Abhängig von den aufgenommen Getränken sei die Verarbeitung der Mahlzeit unterschiedlich schnell abgelaufen,wobei sie am schnellsten bei denjenigen war, die gar keinen Alkohol getrunken hatten, so die Aussage der Wissenschaftler. Umso mehr Alkohol die Freiwilligen während oder nach dem Essen zu sich nahmen, desto langsamer habe ihr Körper die Mahlzeit verdaut, erklärten die Forscher vom Universitätsspital Zürich im „British Medical Journal“.
Verdauung läuft ohne Alkohol am schnellsten
Die Freiwilligen haben im Rahmen der Studie je 200 Gramm geschmolzenen Käse mit 100 Gramm Brot gegessen, wobei ein Teil von ihnen ein Glas Weißwein und die anderen dieselbe Menge Schwarztee zum Essen tranken. Anschließend wurde eineinhalb Stunden nach dem Essen ein Schnaps oder dieselbe Menge Wasser serviert. Um nachvollziehen zu können, wie schnell die aufgenommene Mahlzeit verdaut wurde, hatten die Wissenschaftler den Käse mit speziellen Molekülen markiert, deren Abbau anschließend durch Atemtests verfolgt werden konnte.So war es den Forschern möglich, die Geschwindigkeit der Verdauung bei den Freiwilligen zu beobachten. Am langsamsten lief den Aussagen der Wissenschaftler zufolge die Verdauung bei den Personen ab, die Wein und einen Schnaps zu sich genommen haben, gefolgt von den Freiwilligen die Wein und anschließend Wasser tranken. Bei den Teetrinkern, die nach dem Essen einen Schnaps wählten, sei jedoch nach dem Schnaps eine deutlicher Einbruch der Verdauungsgeschwindigkeit zu beobachten gewesen. Am schnellsten lief der Verdauungsprozess bei den Teilnehmern, die nur Tee und Wasser zum Käsefondue erhielten, so die Aussage der Schweizer Wissenschaftler.
Mythos des Verdauungsschnaps wurde widerlegt
Dass der Verdauungsschnaps nach dem Essen dennoch eine spürbare Wirkung zeigt, ist nach Aussage der Forscher um Mark Fox , durch die Wirkung des Alkohols auf die Magenmuskulatur zu erklären. Diese werde durch den Schnaps gelockert und entspannt, wodurch sich der Magen weitet und nicht mehr so voll anfühlt. Für die Verdauung ist der Schnaps hingegen den aktuellen Ergebnissen zufolge eher hinderlich. Langfristig leide man mit Alkohol mehr unter Verdauungsstörungen als ohne, so das Fazit der Schweizer Wissenschaftler. Der Mythos einer verdauungsfördernden Wirkung von Schnaps nach fettreichem Essen, ist damit endgültig ausgeräumt. (fp, 16.12.2010)
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