Lärm und Feinstaub erhöhen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
20.04.2013
Schon längere Zeit vermuteten Forscher, dass andauernder Lärm und hohe Feinstaubbelastungen das Risiko von kardioveskulären Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall deutlich erhöhen. Einzelne Wissenschaftsarbeiten wiesen hierauf immer wieder hin. Eine Langzeitstudie mit Probanden, die im Ruhrgebiet leben, konnte nun erstmals aufzeigen, wie stark der Einflus der schädlichen Faktoren ist. Die Studie beobachtete rund 4800 Erwachsene. Das Resultat: Feinstaub und Lärm erhöhen das Erkrankungsrisiko von Herz-Kreislaufleiden.
Feinstaub schädigt den Menschen in besonderer Weise. Neu ist, dass die winzig kleinen Partikel nicht nur die Lunge schädigen, sondern auch das Herz-Kreislauf-System. Die Partikel können aus natürlichen Quellen stammen oder aber aufgrund von Umweltbelastungen enstehen. Gerade in Städten gelten als Hauptquellen von Feinstaubbelastungen Autos und industrielle Betriebe.
Lärm und Schadstoffe erhöhen Risiko von Herzleiden und Schlaganfällen
Ganz besonders schlimm ist der Lärm in der Nacht. Darüberhinaus sind besonders kleine Feinstaubpartikel bis 2,5 Mikrometer mit für die Verkalkung und Verhärtung der Hauptschlagader verantwortlich, wie er Herzspezialist Prof. Dr. Hagen Kälsch am Rande eines Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Rom erklärte. Auf dem Kardiologenkongress werden auch die aktuellen Erkenntnisse der Studie vorgestellt. "Diese beiden Formen von Verkehrsbelastungen helfen zu erklären, warum Menschen, die nah an Verkehrsadern leben, ein höheres Risiko von Gefäßablagerungen haben", sagte der Kardiologe. Wer demnach an einer vielbefahrenden Straße lebt, besitzt ein höheres vorzeitiges Sterberisiko.
Die Forscher berücksichtigten neben den üblichen Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen und Bluthochdruck in ihren Hochrechnungen auch die bislang unbekannten Faktoren Lärm und Schadstoffbelastung. Nach Meinung des Forscher Kälsch, „wurde hierauf bislang nur wenig Aufmerksamkeit gelegt“.
Langzeitstudie mit 4800 älteren Probanden
Die nun vorgestellten Resultate basieren auf einer Langzeitstudie, die mit einer hohen Probandenzahl etwa zehn Jahre in den Ruhrgebietsstädten Essen, Mülheim und Bochum durchgeführt wurde. Mit den Daten von 4800 Bürger und Bürgerinnen wollen die Forscher mit Hilfe unterschiedlicher Analysemethoden eine verbesserte Vorhersage des Herztodes und Herzinfarktes realisieren. Das Wissenschaftsteam werteten im Rahmen der Studie die CT-Bilder der durchschnittlich sechzig Jahre alten Probanden aus und setzten diese in einen Kontext zu den Feinstaubauswertungen und Lärmmessungen an deren Wohngebiet.
Um eine Differenzierung zu realisieren, seien „die bereits bekannten bekannten Risikofaktoren sowie die sozioökonomischen Daten in die Analyse mit eingeflossen“. Dennoch konnte bewiesen werden, „dass die Straßenbelastungsfaktoren davon unabhängig das Arteriosklerose-Risiko steigern", sagt der Forscher.
Arteriosklerose oder auch im Volksmund Arterienverkalkung genannt, ist die Verkalkung und Verhärtung von Gefäßen. Nach gängiger Medizinermeinung gilt der Grad der Verkalkungen als Gefahrenanalyse für Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Schlaganfall oder Herzinfarkt. Eine Veröffentlichung der Studienergebnisse steht allerdings noch aus.
Andere Studien kamen zu ähnlichen Erkenntnissen
Forscher der Dänischen Krebsgesellschaft hatten im Jahre 2011 bereits bei einer ähnlichen Studie herausgefunden, dass fortlaufender Lärm bei älteren Menschen das Schlaganfallrisiko um 19 Prozent erhöht. „Pro 10 Dezibel Lärm stieg das Schlaganfall-Risiko um 27 Prozent“. Je lauter die Lärmbelastung war, desto ausgepräger auch die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Eine US-Studie (Diabetes durch Feinstaub) fand darüberhinaus heraus, dass Frauen, die in der Nähe von Hauptverkehrsstraßen lebten, ein um 20 Prozent höheres Risiko besitzen, an Diabetes Typ-II zu erkranken. Auch die Pilotstudie im Ruhrgebiet beobachtete gehäufte Diabetes-Fälle an vielbefahrenen Straßen. (sb)
Lesen Sie auch zum Thema:
Lärmbelastungen begünstigen Schlaganfall
Fluglärm erhöht Herzinfarktrisiko
Zusammenhang zwischen Fluglärm und Erkrankungen
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.