Deutlich gestiegene Zahl der Hantavirus-Infektionen in Baden-Württemberg
Hantaviren sind den meisten Deutschen vermutlich eher unbekannt und normalerweise erkranken lediglich einige hundert Menschen in Deutschland pro Jahr an einer Infektion. In manchen Jahren ist die Verbreitung der Viren jedoch deutlich erhöht, was mit einem massiven Anstieg der gemeldeten Infektionszahlen einhergeht.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat aktuell einen deutlich Anstieg der Hantavirus-Infektionen gegenüber dem Vorjahr festgestellt, wobei einzelne Regionen wie beispielsweise Baden-Württemberg besonders stark betroffen sind. Gegenüber dem Vorjahr hat sich dort die Zahl der gemeldeten Hantavirus-Infektionen im ersten Quartal mehr als verfünffacht. Deutschlandweit sind die Meldezahlen laut Angaben des RKI insgesamt deutlich gestiegen.
Schwankende Virusaktivität der Hantaviren
Während das Jahr 2016 mit 282 gemeldeten Hantavirus-Infektionen ein eher positives Jahr war, wurden beispielsweise im Jahr 2012 insgesamt 2.824 Infektionen beim RKI gemeldet. Dies macht die Schwankungen der Virusaktivität deutlich. Im Jahr 2017 erwarten die Experten des Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg nun wieder eine erhöhte Verbreitung der Infektionen. In einem speziellen Hanta-Vorhersagemodell wurden allein für Baden-Württemberg 2.447 Hantavirus-Infektionen prognostiziert.
Drastischer Anstieg der Fallzahlen
In den ersten elf Wochen des Jahres 2017 verzeichnete das RKI bereits mehr als 134 Hanta-Virus Infektionen, während die Zahl im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres noch bei 38 Infektionen lag. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg erwartet für die kommenden Wochen einen deutlichen Anstieg der Hantavirus-Aktivität. Bereits jetzt sei mit 66 Fällen (Stand Ende März) ein drastischer Anstieg gegenüber dem Vorjahr festzustellen (13 Infektionen im gleichen Zeitraum).
Ursachen der erhöhten Virusaktivität
Die Buchenwälder in vielen Regionen Baden-Württembergs bilden laut Angaben des Landesgesundheitsamtes ein „Endemiegebiete für Hantaviren und haben in den letzten Jahren mehrere Hantavirus-Epidemien erlebt.“ Hier leben die Hauptüberträger der Viren, die Rötelmäuse (auch andere Mausarten dienen den Viren als Wirte). Diese ernähren sich vorzugsweise von Bucheckern. Gibt es in einem Jahr besonders viele Bucheckern, können sich anschließend die Mäuse extrem vermehren und mit ihnen die Hantaviren.. „Die Häufigkeit der Erkrankung variiert von Jahr zu Jahr und ist wahrscheinlich von der Dichte und der Durchseuchung der lokalen Nagetier-Population abhängig“, erläutert das RKI.
Infektionen über Ausscheidungen der Nager
Menschen infizieren sich meist über die Ausscheidungen der Tiere, die zum Beispiel mit aufgewirbeltem Staub eingeatmet werden können. Die hierzulande verbreiteten Erreger verursachen bei einer Infektion grippeähnlich Beschwerden, mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Rückenschmerzen, berichtet das RKI. Im weiteren Verlauf können auch ein Blutdruckabfall und schließlich Nierenfunktionsstörungen bis zum akuten Nierenversagen hinzukommen, warnen die Experten. Tödliche Verläufe sind bei den europäischen Hantavirusarten allerdings eher selten, im Gegensatz zu den Virusvarianten, die in Nord- und Südamerika verbreitet sind.
Viren in der Umwelt relativ stabil
Grundsätzlich kommen Hantaviren laut Angaben des RKI weltweit vor. Der Name leite sich von dem koreanischen Grenzfluss Hantan ab, wo während des Koreakrieges Anfang der 1950er Jahre mehr als 3.000 Soldaten an einem schwer verlaufenden hämorrhagischen Fieber erkrankten. Im Jahr 1977 wurde das Virus schließlich erstmals isoliert. Als natürliche Wirte der Viren gelten vor allem verschiedene Nagetiere, wobei die Viren von infizierten Nagern über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden werden, berichtet das RKI weiter. Die Viren seien in der Umwelt relativ stabil und daher sei zur Ansteckung kein direkter Kontakt mit den Nagern notwendig.
Hantaviren in Deutschland unterschiedlich verbreitet
In Deutschland werden krankmachende Hantaviren laut Angaben des RKI vor allem von Rötelmäusen und Brandmäusen auf den Menschen übertragen. Mögliche weitere Virusreservoire seien Gelbhalsmäuse, Feldmäuse, Erdmäuse und die Wanderratte. Einen Übertragung von Mensch zu Mensch finde wahrscheinlich nicht statt. Die Infektionen seien in allen Altersgruppen zu verzeichnen, wobei Männer im mittleren Alter jedoch häufiger betroffen seien als Frauen.Auch kommen die Hantavirus-Infektionen in Deutschland nicht überall gleich häufig vor, berichtet das RKI. Zu den Gebieten, in denen ein erhöhtes Risiko besteht, sich mit Hantaviren zu infizieren, gehören laut Angaben des RKI „die Schwäbische Alb, der Raum Osnabrück, Unterfranken, der Odenwald, Oberschwaben, die Fränkische Alb, der Bayerische Wald, Osthessen und West-Thüringen.“ (fp)
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